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Mueller, Carin

Mueller, Carin

Titel: Mueller, Carin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: High Heels und Hundekuchen
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deutlich unangenehmere Problemfall war Damianos. Seine Anrufe setzten ihr inzwischen ganz schön zu. Offenbar vermutete er ernsthaft, dass sie noch Zugriff auf ein mysteriöses Nummernkonto von Aris hatte. Das würde sie jetzt ein für alle Mal klären müssen!
    Inzwischen hatte sie auch Antonella ins Vertrauen gezogen. Erwartungsgemäß fand ihre Freundin alles enorm aufregend und hatte ihr jegliche Unterstützung versprochen. Als perfekten Tag für diese Mission hatten die beiden nun also den 23. Juni auserkoren. Am Vortag war Griechenland endgültig aus der WM geflogen, und wenn er sich nur halbwegs für Fußball und sein Vaterland interessierte, müsste er – zumindest nach Antonellas professioneller Einschätzung – gerade ziemlich waidwund sein.
    »Zwei mit Ei – Werbeagentur« stand auf dem billig gemachten grünen Acrylschild in einem schäbigen Hauseingang auf der Kaiserstraße. »Sinn für Humor scheint er ja zu haben, dein Stiefsohn!« Antonella deutete grinsend auf das Firmenemblem und die zahlreichen Sexshops in der unmittelbaren Umgebung.
    »Das wäre jedenfalls was Neues …« Katia sah sich skeptisch um. »Werbeagentur? Ich bin mir ziemlich sicher, dass das nur eine Tarnung für seine dubiosen Geschäfte ist. Und die Nähe zum Milieu ist sicherlich auch kein Zufall.« Sie rümpfte angewidert die Nase. Auch wenn es inzwischen als angesagt galt – das Frankfurter Bahnhofsviertel war nach wie vor der stark frequentierte Rotlichtbezirk der Stadt. »Komm, lass es uns hinter uns bringen!« Sie drückte auf den Klingelknopf.
    »Ja?«, knarzte eine Stimme unfreundlich aus der Gegensprechanlage.
    »Katia. Ich will zu Damianos.«
    »Hast du Termin?«, blaffte die Stimme wieder.
    Katia rollte mit den Augen. »Nein, aber ich bin mir sicher, dass er sich gerne die Zeit nehmen wird, mit mir zu sprechen. Also sagen Sie ihm, dass Katia da ist, und machen bitte die Tür auf.«
    »Damis hat keine Zeit für Schnecke von Straße!«
    »Jetzt hör mir mal gut zu, Freundchen«, aus Katias Tonfall war jede Verbindlichkeit gewichen, »es geht um seinen Vater!«
    Durch die Sprechanlage waren undeutliche Wortfetzen zu hören, schließlich meldete sich eine ölige Stimme: »Katia, meine Liebe, schön, dass du endlich zur Vernunft kommst. Du findest mich im vierten Stock.« Der Türöffner summte, und Augenblicke später standen Katia und Antonella mit ihren beiden Hunden in einem düsteren, muffig riechenden Hausflur.
    »Bist du sicher, dass du das durchziehen willst?«, fragte Antonella besorgt.
    »O Mann …« Katias Stimme bebte ein wenig. »Aber jetzt sind wir schon da. Wie sehe ich aus?«
    »Sensationell! Wie ein Filmstar aus den Sechzigern.« Das war kein bisschen übertrieben. Katia hatte auf ein perfektes Styling bestanden und trug nun ein hellblaues Etuikleid aus dem schier unerschöpflichen Fundus von Tante Elsa, dazu ihre hellbraune Kelly-Bag und passende Slingpumps. Die langen roten Haare hatte sie kunstvoll hochgesteckt. Olga war mit einem selbstgenähten hellblauen Samthalsband samt dazugehöriger Leine ausstaffiert. Der Hund sah sie ergeben an und stupste ihr dann aufmunternd mit der Nase an die Hand. Und Aufmunterung konnte Katia wirklich brauchen. Sie war so angespannt, dass die dicke Perlenkette auf ihrem Dekolleté zitterte. Sie schob sich ihre riesige Sonnenbrille auf die Nase und drückte entschlossen auf den Fahrstuhlknopf.
    »Hugo, lass das!« Der pummelige schwarze Mops schnüffelte gerade höchst interessiert an einer Mülltüte und war drauf und dran, das Bein zu heben. Antonella zog unwirsch an ihrer Leine. Auch sie trug ein Etuikleid, in Schwarz-Weiß allerdings, und mit weit weniger aufwändigen Accessoires. Aber schließlich war es auch nicht ihre Mission. Sie war nur dabei, weil Katia moralische Unterstützung brauchte – und eine Zeugin. Sie setzte sich ebenfalls eine große Sonnenbrille auf und öffnete die Aufzugstür. »Nach euch!«
    Im vierten Stock erwartete sie Damianos Kolidis bereits im Türrahmen seiner Agentur. Antonella hatte sich das Treffen mit Katias Stiefsohn, der gute fünf Jahre älter war als sie beide, in den schillerndsten Farben ausgemalt. Sie hatte einen gutaussehenden Griechen mit teuren, aber geschmacklosen Klamotten erwartet – allein schon wegen des Getues, das Katia um ihr Outfit gemacht hatte. Doch Damis, wie er sich vorstellte, war optisch eine Enttäuschung: klein, dicklich, teigiger Teint, unrasiert, schlecht sitzende Jeans und zerknittertes Hemd. Es kam wohl

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