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Mueller hoch Drei

Mueller hoch Drei

Titel: Mueller hoch Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Spinnen
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passiert war. Ihre indische Affäre handelte sie ebenso kurz ab wie den Umstand, dass meine, also unsere Eltern ihrem Freiheitsdrang nachgegeben und sich auf irgendwelche Inseln geflüchtet hatten.
    »Das alles ist auch gar nicht so wichtig«, sagte sie schließlich. »Wichtig ist, dass wir Geschwister sind und zusammengehören.«
    »Dafür habt ihr keine Beweise!« Das war der erste Satz, den Pauline sagen konnte, und sie sagte ihn mit einer festeren Stimme, als ich es ihr in dieser Situation zugetraut hätte. »Ich bin Pauline Schönewind, Tochter von Erich Schönewind, dem Tourismuskapitän, und Erika Schönewind, der Gymnasialdirexe! Und ich hab vielleicht nicht das schönste Leben auf der Welt. Aber gegen eure Räubergeschichte werd ich es nun wirklich nicht eintauschen.«
    »Wow!« Paula sah hinauf zur blau gestrichenen Decke, an die kleine goldene Sterne gemalt waren. »Die Schönewinds haben ihr also nicht mal verraten, dass sie nicht ihr Eigengewächs ist. Da sind wir aber tief ins Fettnäpfchen getreten. Was sollen wir jetzt bloß machen?« Mit dieser Frage wandte sie sich an mich.
    »Ich denke –« Weiter kam ich nicht.
    »Richtig! Genau meine Meinung.« Paula beugte sich zu Pauline hinunter. Das Folgende sagte sie langsam und eindringlich: »Du musst die Schönewinds vergessen.« Sie tippte sich an die Brust. »Hier, meine Liebe. Hier spielt die Musik. Deine Familie, das sind ab jetzt wir beide. Und sonst keiner, verstanden! Reiß mal die schönen Augen auf und erkenne, wohin du gehörst. Und dann pack deine Koffer und folge uns nach. Zusammen sind wir stark!« Damit fasste sie Pauline bei den Schultern und schüttelte sie wie ein Kissen.
    Doch unsere Schwester ließ sich nicht so leicht aus der Fassung bringen. Sie machte sich los und setzte sich auf. »Quatsch!«, sagte sie. »Drillinge. Adoptionen. Inder und Inseln. Hört euch doch mal selber zu. Ihr redet nichts als Blödsinn!«
    »Tun wir nicht. Wir haben eindeutige Beweise.«
    Aber Pauline hörte gar nicht mehr zu. Ein Grinsen war auf ihr Gesicht geflogen. »O Mann! Bin ich jetzt in Versteckte Kamera ?« Sie sah sich suchend im Zimmer um und winkte probehalber mal dem Schrank und mal ihrem kleinen Fernseher zu, wahrscheinlich weil sie dort die Kameras vermutete. Dazu zog sie sich mit einer damenhaften Geste ihre Bettdecke bis hoch zum Kinn. Die Ähnlichkeit mit ihrer Schwester war jetzt überwältigend.
    »Zicke!« Paula klang resigniert. »Das hier ist nicht Versteckte Kamera , das ist dein Leben.«
    Pauline grinste und winkte noch einmal in die Runde, aber da partout kein Fernsehfuzzi zur Tür hereinkommen und »Überraschung!« quietschen wollte, begann sie uns wieder kritisch zu mustern. »Ihr verschwindet jetzt besser. Ihr gehört in eine Klapsmühle, und ich brauche meinen Schlaf.«
    »Damit du morgen wieder fit bist und so richtig kräftig mit deinem Herzenspapi zanken kannst?« Paula war ganz rot im Gesicht geworden. »Um ihn davon abzubringen, mit seiner Meerjungfrau die Ostsee unsicher zu machen?«
    Pauline schlug die Decke zurück und zog die Knie an die Brust. Sie trug einen Schlafanzug mit Ankerverzierung. Ich versuchte, anderswohin zu gucken. »Was meinst du denn damit?«, sagte sie.
    Paula schnippte mit den Fingern. »Willst du gar nicht wissen. Und falls doch: Um die kleine Freundin deines Papis mach dir mal keine Sorgen mehr. Die haben wir bestochen. Die wildert jetzt in einem anderen Jagdrevier.«
    »Wen habt ihr bestochen? Wer wildert jetzt anderswo?«
    Paula beschrieb unsere kurze Hafenbekanntschaft mit ein paar Worten.
    »Glückwunsch!«, sagte Pauline. »Das ist Christiane, die Tochter vom Hafenwirt. Die ist zu Besuch aus Berlin, wo sie mehr Freunde hat als Haare. Und außerdem ist sie Papas Patenkind.«
    »Oh!«, sagte Paula. Mit ihren Fingern machte sie etwas, was aussah, als sei sie verlegen. So hatte ich sie noch nie gesehen. Sie ließ ihre Gelenke knacken, und es lief mir eiskalt über den Rücken.
    »Aber das ist ja auch alles egal!« Paula zeigte mit einem ihrer frisch durchgeknackten Finger auf Pauline. »Du, meine Liebe, bist hier garantiert das nächste Scheidungskind, auch wenn dein Paps noch ein bisschen im Hafen bleibt und an seinem Bötchen werkelt. Ich kenne Männer wie deinen Schönewind. Die haben die Lebenskrise und segeln nur noch von einer Katastrophe in die nächste.«
    »Quatsch«, sagte Pauline. »Alle Menschen haben mal Stress miteinander. Warum nicht auch meine Eltern. Und außerdem geht euch das

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