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Mueller hoch Drei

Mueller hoch Drei

Titel: Mueller hoch Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Spinnen
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Pauline knapp hinter ihm, dann folgten wir. Jetzt kam es auf äußerste Präzision an!
    Piet Montag humpelte jammernd durch das Empfangsgebäude. Pauline blieb auf seinen Fersen, immer noch rufend und bettelnd, was ihr üble Blicke der Passanten einbrachte. Manche dachten wohl, sie selbst hätte den Hund so zugerichtet. Diese Blicke schien Pauline zu verstehen, was sie ziemlich unsicher machte. Sie schaute starr vor sich hin und bemerkte daher gar nicht, wie dicht wir ihr schon folgten.
    Auf die Sekunde pünktlich betraten wir den Bahnsteig. Rechts fuhr gerade der Nachmittagszug nach Marseby ein, links stand abfahrbereit ein anderer, mit dem man Marseby in jede erdenkliche Richtung verlassen konnte. Rechts quietschte es, Türen öffneten sich. Links wurde schon gepfiffen. Piet Montag, der Hund mit den tausend Wehwehchen, sprang nach links in die letzte offene Tür, Pauline hastete ihm hinterher. Derweil trat von rechts ein kleiner Mann im gut sitzenden grauen Anzug auf den Bahnsteig. Er hatte auffallend dunkle Haut und leuchtend schwarze Augen.
    »Dasgupta«, sagte Paula. Einen Moment lang blieb sie stocksteif stehen, ich musste ihr einen Schubs geben, sonst hätten wir es nicht mehr durch die sich zischend schließende Tür in den abfahrenden Zug geschafft. Dort gingen wir gleich in Deckung. Nach ein paar Minuten sah ich vorsichtig aus dem Fenster. Draußen zog nur noch die uns sattsam bekannte Schlei vorbei. Ich gab Paula ein Zeichen.
    Sie kam vorsichtig hoch. »Das war Maßarbeit.« Mir schien, sie zitterte noch ein wenig. »Los, weiter jetzt!«
    Im letzten Abteil des Waggons fanden wir Piet Montag und Pauline. Letztere bemerkte uns freilich gar nicht, weil sie viel zu sehr mit dem Wunder beschäftigt war, das sich gerade unter ihren Händen vollzog. Piet Montag lag auf ihrem Schoß, und jedes Mal, wenn sie ihn streichelte, verschwand eines seiner vielen Gebrechen. Schon hatte er wieder ein glänzendes schwarzes Fell, blendend weiße Zähne, blitzend braune Augen und vier ganz gesunde Beine.
    Paula und ich warteten noch ein paar Minuten, dann traten wir betont gleichgültig in das Abteil und warfen uns in die Sitze. Mehr als ein »Hi« hatten wir für unsere Schwester nicht übrig.
    Sie aber war vollkommen verwandelt. »Oh!«, rief sie. »Ihr seid es! Wie schön! Schaut doch bloß. Ich habe einen Hund gerettet. Und seht mal, wie sehr er mich mag!«
    Tatsächlich leckte Piet Montag sehr eifrig die Hand, die ihn streichelte, während er von uns so gut wie keine Notiz nahm. Dabei sah er der Streichlerin in die Augen, als befände sich dort alles, was ein Hund auf dieser Erde erhoffen kann.
    »Schön für dich«, sagte Paula und schaute dabei aus dem Fenster, als gäbe es dort etwas Aufregenderes zu sehen als das in einem fort blaue Wasser.
    »Es ist wunderbar, richtig gemocht zu werden«, sagte Pauline.
    »Wir mögen dich übrigens auch.« Ich gab Paula einen Stoß, und sie machte eine beiläufige, aber zustimmende Handbewegung.
    »Wohin fahrt ihr?«
    »Nirgendwohin«, sagte Paula schroff.
    Also war es an mir, der freundliche Drilling zu sein. »Wir sind gerade mit ziemlich knapper Not Paulas indischem Stiefadoptivvater entkommen. Du erinnerst dich vielleicht, er will sie an seinen Cousin verheiraten. Wahrscheinlich wird sie die nächsten Jahre bis zu ihrer Volljährigkeit auf der Flucht und im Untergrund verbringen.« Ich machte eine kleine Geste der Ergebenheit. »Und ich habe mich ihr angeschlossen. Lieber lebe ich auf der Straße, als in unserem blöden Bungalow an Melancholie zu sterben.«
    »Und an falscher Ernährung.« Das sagte Paula zum Glück sehr leise.
    Pauline machte eine Hundestreichelpause. »Also haben dich deine Eltern wirklich verlassen?«
    »Unsere Eltern«, verbesserte ich. »Ich war wohl das letzte Drittel Klotz an ihrem Bein. Das sind sie jetzt los. C’est la vie.«
    Pauline schüttelte den Kopf. »Und da wollt ihr euch noch ein Scheidungskind aufhalsen?« Damit meinte sie wohl sich selbst. »Und einen minderjährigen Hund?« Damit meinte sie Piet Montag, der mittlerweile drauf und dran war, sich mit ihr zu einer mystischen Einheit zusammenzukugeln.
    »So sind wir nun mal.« Paula sprach immer noch in Richtung Fenster. »Ganz blöd im Kopf vor lauter Familiensinn. Außerdem bist du die Älteste von uns. Wir haben uns eben sonst was Tolles von dir versprochen.« Sie wedelte mit den Armen in der Luft. »Vielleicht haben wir gedacht, du wirst unsere Anführerin und holst uns im Alleingang aus

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