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Mueller hoch Drei

Mueller hoch Drei

Titel: Mueller hoch Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Spinnen
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hab ich längst verstanden, was du meinst. Aber kannst du mir sagen, wie wir irgendjemandem klarmachen sollen, dass es hip ist, so eine Gurkentruppe wie uns drei bei sich aufzunehmen?«
    »Wir sind wirklich nicht erste Wahl«, sagte Pauline. »Aber der Hund ist doch niedlich. Vielleicht finden wir jemanden, der sich für ihn interessiert und uns als Beigabe akzeptiert.«
    Mir war nicht ganz klar, ob sie es ernst meinte. Paula und ich tauschten einen etwas panischen Verschwörungsblick. »Einverstanden«, sagten wir im Chor. »Dann ist der Hund eben unsere letzte Rettung.« Worauf wir zu dritt ein bisschen lachten, vermutlich jeder aus einem anderen Grund.
    Doch ziemlich schnell wurden wir wieder ernst. Wir gingen unsere Möglichkeiten durch, allerdings blieb am Ende der gar nicht so langen Liste unserer Chancen nichts als ein großes Fragezeichen. Paulas Adoptivmutter fiel wegen Flucht und Abwesenheit aus, ebenso meine Eltern. Dasgupta war gefährlich, und die Schönewinds waren erst einmal aus dem Spiel.
    Von Pototschnik schließlich durften Paula und ich vor Pauline gar nicht reden. Denn sonst würde noch herauskommen, dass der zum Pablo mutierte Piet Montag den kranken Hund bloß gespielt hatte und in Wirklichkeit ein Lockvogel gewesen war. Nein, aus seiner Pablo-Existenz führte jetzt kein Weg mehr zurück, wenn wir unsere frisch eingefangene Schwester nicht gleich wieder verlieren wollten.
    Pablo sah das offenbar genauso. Seitdem er auf Paulines Schoß eine Art zärtliches Dauerparken zelebrierte, hatte er einen dermaßen rührend naiven Hundeblick aufgesetzt, dass ich mittlerweile annahm, auch der sei vollkommen echt. Vielleicht hatte er sich wirklich verliebt. So etwas soll ja vorkommen.
    Schließlich erwähnte ich noch Bruno Hochschmidt, dessen Fähigkeit, alles zu wissen, auch Pauline schon per E-Mail kennengelernt hatte.
    »Toll«, sagte Paula. »Der hat bestimmt eine Datei mit den Adressen von kinderlosen Ehepaaren, die blöd genug sind, sich nach vierzehnjährigen Drillingen die Augen auszuweinen.«
    Nun, das vielleicht nicht. Aber vielleicht könnten wir wenigstens bei ihm übernachten. Ganz so gefährlich war die Gegend ja nicht mehr, denn Dasgupta würde heute bestimmt nicht mehr aus Marseby zurückkommen. Der musste erst nach Paula suchen. Und da uns wirklich nichts Besseres einfiel, entschieden wir uns für eine weitere Nacht in Berlin.
    Paula war dabei etwas mulmig zumute. Pauline dagegen war alles egal, solange sie Pablo bei sich hatte. Und ich für mein Teil war zu müde, um mir alle Katastrophen auszumalen, die uns demnächst wieder zustoßen könnten. Draußen wurde es dunkel, und auch wir dämmerten nur noch so vor uns hin.
    In Berlin weckte uns der Schaffner. Wir taumelten verschlafen auf den Bahnsteig, dann trotteten wir durch die wiederum glänzend beleuchtete Berliner Nacht. Fürs S-Bahn-Fahren reichte es leider nicht mehr.
    »Sollen wir nicht vorher anrufen?« Pauline hatte offenbar bei ihren Schönewinds einwandfreie Manieren gelernt.
    »Ne, lass nur«, sagte Paula. »Hochschmidt ist eine Nummer für sich.« Dass sie über diesen allenfalls mittelguten Witz lauthals lachte, zeigte, wie müde und erschöpft sie war.
    Nach einer knappen Stunde erreichten wir die Gegend um den alten Friedhof. Zur Sicherheit beobachteten wir das Hochschmidt’sche Haus ein paar Minuten lang von der anderen Straßenseite. Als Paula glaubte, keine indische Mafia zu sehen, stiegen wir die vier Treppen hinauf. Endlich geschafft? Von wegen! An Hochschmidts Tür klebte, schon von weitem sichtbar, ein gelber Zettel.
    Hier also auch? Ich konnte mich nicht mehr rühren, teils vor Müdigkeit, teils vor Schreck.
    Paula litt hingegen nicht an Gelber-Zettel-Angst. Sie las uns laut vor, was auf dem Ding geschrieben stand. Es waren nur zwei Wörter: Unbekannt verzogen.
    Ich war, obwohl ich doch eigentlich gar nichts Besonderes erwartet hatte, maßlos enttäuscht. Dazu schauten mich meine Schwestern auf eine Art und Weise an, die mir sagte, wen sie dafür verantwortlich machten, dass wir jetzt kurz vor Mitternacht vollkommen ratlos in einem Berliner Treppenhaus standen.
    Wütend riss ich den Zettel von der Tür, dabei bemerkte ich, dass sie gar nicht richtig ins Schloss gezogen war. Als ich sie antippte, öffnete sie sich mit einem jämmerlichen Quietschen. Ich trat in die dunkle Wohnung, mir hinterher die Umrisse von zwei Mädchen und einem Hund. Langsam gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit. Ich fand die

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