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Mueller hoch Drei

Mueller hoch Drei

Titel: Mueller hoch Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Spinnen
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sollten unsere Vergangenheiten vergessen und uns auf unsere Zukunft konzentrieren.« Und ich hatte Glück. Paula und Pauline nickten und wechselten das Thema. Immerhin brauchten wir ja mal wieder einen Plan, wenn wir nicht demnächst eine äußerst peinliche Szene in einem Tropeninstitut erleben wollten.
    Am späten Nachmittag erreichten wir München. Man hatte uns gleich nach dem Essenspaket drei solcher Plastikraumanzüge ins Abteil gebracht, dazu eine genaue Anweisung, wie wir sie anziehen sollten. Pablo mussten wir in eine Tasche mit Sichtfenster und eingebauter Gasmaske stecken. Das taten wir auch, und so verunstaltet durften wir das Abteil verlassen. Auf dem ansonsten leer gefegten Bahnsteig erwarteten uns weitere Seuchenaliens.
    Ich war ein wenig nervös. Über das, was jetzt passieren sollte, hatten wir zwar ausführlich gesprochen, und Paula hatte immer wieder gesagt, das sei eine todsichere Nummer, aber als Abenteurer war ich halt immer noch ein ziemlicher Anfänger.
    In einer Art traurigem Plastikgänsemarsch wackelten wir vom Bahnsteig zur menschenleeren Schalterhalle des großen Bahnhofs. Draußen vor dem Haupteingang warteten mit rotierenden Blaulichtern die Einsatzfahrzeuge der Seuchenpolizei. Links und rechts von ihnen war alles abgesperrt, hinter den rot-weißen Flatterbändern drängten sich die Menschen.
    Als wir alle vier die Schalterhalle verlassen hatten, gab uns Paula das verabredete Zeichen, indem sie die Pablo-Tasche so äußerst ungeschickt fallen ließ, dass sie aufriss, worauf der Hund laut bellend und hustend davonlief.
    Jetzt war es an uns. Wir schälten uns aus den Anzügen und schrien im Chor: »O nein, guter Hund, tu das nicht! Steck nicht die lieben Münchener mit deiner schrecklichen Krankheit an! Lösch nicht Bayern und den Rest der Menschheit aus! Hör auf uns! Komm zurück!«
    Was Pablo natürlich ganz und gar nicht tat. Zielstrebig raste er auf die Menschenmenge zu, wo sie am dichtesten gedrängt stand. Doch er hatte sie noch nicht erreicht, da teilte sie sich in Windeseile, wie einst das Wasser des Roten Meeres, als Moses mit seinen Israeliten hindurchzog. Durch diese hohle Menschengasse rannten wir dem Hund hinterher, so schnell wir konnten. Praktischerweise schloss sich hinter uns die Menschengasse wieder, und wie einst das Heer des ägyptischen Pharaos blieben die Aliens von der Seuchenpolizei in diesem Meer von Armen und Beinen und schreienden Köpfen rettungslos stecken.
    Wir liefen, was wir konnten. Und als wir uns zum ersten Mal umdrehten, waren wir längst dort, wo München noch keine Ahnung davon hatte, dass ihm die größte Seuchengefahr aller Zeiten drohte. Wir drückten uns in einen Hauseingang.
    »Ich will mal ehrlich sein«, sagte Pauline, die als Erste von uns wieder reden konnte, »so viel Spaß wie mit euch hatte ich noch nie. Obwohl das alles so was von verboten ist.«
    »Stimmt«, sagte Paula, »daher der Ausdruck Familienbande.«

Auf Hochschmidts Hof
    E ine Stunde später waren wir allerdings nicht mehr so gut gelaunt. An der großen Tankstelle vor der Autobahn hatten wir schon ein paar Dutzend Lastwagenfahrer vergeblich gebeten, uns bis zur Ortschaft Fassingen in den Bergen mitzunehmen. Man kennt Lastwagenfahrer im Allgemeinen als harte Jungs, die vor wenig zurückschrecken, aber Drillinge auf dem Beifahrersitz schienen ihnen wohl doch nicht geheuer zu sein. Vom Hunde ganz zu schweigen.
    Es wurde später und später, und wir holten uns eine Abfuhr nach der anderen. Insgeheim wartete ich darauf, dass Pablo etwas einfallen würde. Aber der saß nur gelangweilt im Schatten und testete, ob seine Beine mittlerweile lang genug waren, um sich auch an entlegeneren Stellen zu kratzen. Überhaupt wirkte er wieder wie ein beinahe normaler Hund.
    Schließlich gingen wir dazu über, unser Sprüchlein »Fahren Sie vielleicht zufällig… und könnten Sie vielleicht so nett sein…« auch an die Leute zu richten, die bei den geparkten Pkws standen, freilich mit noch weniger Hoffnung. Doch da wurden wir angenehm enttäuscht.
    »Na, denn mal rein in die gute Stube«, blaffte uns von hinten ein Mann an, dessen Gesicht zu einem Drittel aus einem etwas unaufgeräumten Lager gewaltig großer weißer Zähne bestand. Oben auf dem Kopf besaß er sehr wenige, dafür um so längere Haare. Sie waren kreis- beziehungsweise spiralfömig angeordnet und mit viel Haarspray in Form gehalten.
    Zwischen der Zahn- und der Haarpracht des Mannes herrschte uneingeschränkt eine riesige

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