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Mueller und die Schweinerei

Mueller und die Schweinerei

Titel: Mueller und die Schweinerei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raphael Zehnder
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es denn eigentlich mit der Verfütterung von Speiseresten an Schweine? Ist es noch so wie zu Zeiten von Müllers Grossmutter, die die Reste aus der Küche vom »Feldschlösschen« den Schweinen hineinleerte? Wenn doch Heini Angst auf dem Schwendihof das heute noch macht, muss es also noch erlaubt sein. Nein, ist es nicht mehr, sondern seit 01.   07.   11 verboten. Weil die EU Angst hat vor Tierseuchen. Und wenn die EU ein Gesetz macht, macht früher oder später auch die Schweiz ein Gesetz, das genau gleich ist. Harmonisierungsprozess, autonomer Nachvollzug. Sag dem, wie du willst. Jedenfalls sind es Tempi passati und fromme Wünsche, was erst vor wenigen Jahren über die Agenturen lief, von der Schweizerischen Depeschenagentur sda:
    Verfütterung von Speiseresten an Schweine
    Bund fordert strengere Vorschriften
    Bern (sda) Das Bundesamt für Veterinärwesen (BVET) will die Verfütterung von Speiseresten an Schweine in der Schweiz weiterhin ermöglichen. Dazu seien aber strengere Vorschriften nötig, sagte BVET-Direktor Hans Wyss zu einem Bericht der »SonntagsZeitung«.
    Das Bundesamt wolle festschreiben, dass Lebensmittelrecycler die Verarbeitung der Speisereste räumlich von der Tierhaltung trennen müssten, sagte Wyss. Nach Ansicht des BVET habe sich gezeigt, dass die Hygiene verbessert werden müsse. Scharfe Hygienevorschriften seien zudem die einzige Chance, gegenüber der EU die Verfütterung zu verteidigen. Die EU hat die Verfütterung von Speiseresten an Schweine nämlich verboten. Um die Landwirtschaftsexporte nicht zu gefährden, steht die Schweiz unter einem gewissen Druck, nachzuziehen. Momentan liefen in der EU aber Gespräche über die Aufhebung des Verbots, sagte Wyss. Die Schweiz habe aber in der Frage keine direkten Kontakte zur EU.
    »Ja, warum druckt er uns so eine Antiquität ab?«, fragen Sie vielleicht. Das ist zum Verdeutlichen, wie schnell alles geht: Ein Land hat zum Beispiel einen lächerlichen Ministerpräsidenten mit Botox und so, und zack ist er weg, und ein besserer kommt. Und zack will der auch gehen, und alles sieht wieder anders aus. Oder eben wie hier bei uns: Du darfst jahrhundertelang den Schweinen alles in die Futterrinne schütten, und plötzlich ist das verboten. Alles nur für die Dauer eines Fingerschnippens gültig, weltgeschichtlich gesehen.
    Wie gesagt, einige Jahre später sieht die Speiseresteverfütterung an Schweine ganz anders aus. Das hat natürlich Folgen für die Geschäftsbeziehung zwischen den Angsts und dem biologischen Restaurant Sumatra an der Josefstrasse in der schönen Stadt Zürich, Kreis 5. Braucht aber noch nicht alles in die Biogasanlage entsorgt zu werden. Vorerst alles noch in der alten Ordnung: Heini Angst und Joachim Scharpf haben mit den beteiligten Kantonen einen Sonder-Übergangsvertrag ausgehandelt, ein Verwaltungsjurist hat dabei geholfen. Die Verpflichtung: absolute Hygiene, Erhitzung der Speisereste auf achtzig Celsius, strikte Kontrolle der Kerntemperatur der kochenden Fütterungsmasse, ausschliessliche Verwendung von hochzertifizierten Biolabelprodukten, garantiert vegetarischer Charakter des Fütterungssuppenmaterials, regelmässige unangemeldete Überprüfung durch das kantonale Lebensmittelinspektorat zulasten der Vertragsparteien. Bedingungen, da winkst du sonst als freier Unternehmer einfach ab. Aber willst du auf hochwertige Proteine verzichten? Das Essen aus dem Sumatra ist gross gefächerte Nährstoffpalette, weil biobiobio, tut den Bioschweinen richtig gut. Vertrag mit AG und ZH befristet noch auf zwei Jahre, dann wird man sehen. Was dann ist, weiss ich nicht. Und mit Zukunftsmusik wollen wir uns nicht befassen. Nur so viel, wie der grosse griechische Philosoph Diodoros schrieb: »Die Zukunft kommt ohnehin zu spät.« Und an einer anderen Stelle, derselbe: »Zwei Hälften vom Schwein, in der Tat, sie formen noch keinen Menschen.« Und jetzt fertig administrativ.
    * * *
    »Die Schwierigkeiten wachsen, je näher man dem Ziele kommt.« (Goethe). Warum schreibe ich schon wieder ein Zitat? Weil es den steinigen Weg beleuchtet, den der Müller gehen muss. Der Kreis, den die Schreckensnachricht »Siebenundzwanzig Schweine tot und zwölf vom Bauern mit dem Bolzenschussgerät erlöst« zieht, ist gross. Deshalb wird es für uns ab sofort komplizierter, weil vorher übersichtlich wenige Personen in der Ermittlung, jetzt aber ändert sich das: plötzlich viele Leute. Kennt sich der Müller darin aus? Höre also die Personenvermehrung:

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