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Mueller und die Schweinerei

Mueller und die Schweinerei

Titel: Mueller und die Schweinerei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raphael Zehnder
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hinten steht und nur sehr summarisch abgehandelt. Da weisst du sofort: Brauchst du nicht für die Prüfung. Und weil polizeiintern und öffentlich so unbekannt, vielleicht gerade deshalb dadurch ungeahnte Ergebnisse. Denn das Verbrechen ahnt nicht im Geringsten, dass die Polizei und ihre inoffiziellen Mitarbeiter überhaupt solche Methoden anwenden: die Intuitionskeule. Deshalb Überraschungseffekt durchaus möglich, eine attaque surprise. Das kann viel bewirken.
    »Ein Dylanologe und Safran?«, sagt Joachim Scharpf erneut. Versucht er Zeit zu gewinnen? Was geht ihm durch den Kopf? Im Wok zischt es bedrohlich. Die blanken Messer an der Wand blitzen. Der fein geschnittene Ingwer krümmt sich schmerzverzerrt im warmen, aber nicht heissen Olivenöl. Dampfend sucht der Gemüsesud zu entweichen. Kommt Scharpf bald auf den Punkt? Auch Arbeitszeit auf Kostenstelle »0600 Krankheit« ist Zeit.
    * * *
    Nun wirst du, liebe Leserin, lieber Leser fragen: So eine polizeiliche Ermittlung, wie funktioniert das eigentlich? Nun, ohne dem Müller Benedikt und seinen schrittweisen Erkenntnissen vorgreifen zu wollen, denn er wird es uns durch Taten, Worte und Werke erklären, bringen wir kurz einen Vergleich, um das zu erläutern: Es ist wie bei Franz Schubert in der »Internationalen Clearingzentrale«. Man cleart. Tönt einfach. Aber man muss die richtigen Schritte unternehmen, einen nach dem anderen, vereinfacht ungefähr so: a + b + c + x = y. Und manchmal sind auch Divisionen (also Geteiltdurch) und Subtraktionen (also Abzählen) und Multiplizieren (also Malrechnen) darunter, hie und da auch Wurzelziehen (mit Rechner natürlich), dann mit dem richtigen Algorithmus weiterprozedieren, das Kontrollfeld plausibilisieren, das Ganze durch das in der Branche von Singapur bis Bergen legendäre »ShooToo« (»Schubert-Tool«) jagen. Zum Glück alles computergestützt. Das alles führt man durch, wobei man sich nicht vertippen darf, sonst findet man am Ende den Fehler gar nicht mehr, weil der ganze Ablauf nicht immer so einfach ist, wie er scheint. Weil: einen Täter verhaften … okay, das geht ja noch. Aber ihn zu finden, das ist wahre Polizeikunst, aber auch Handwerk und Konzentration. Und ihn solide zu überführen, damit es der Richter glaubt. Genau das ist der Punkt. Darum geht es immer: um die Methode.
    * * *
    Aber jetzt zurück in die Küche zu Joachim Scharpf und zum Müller, wo es trotz Dampf und Rauch und dramatischen Geräuschen und obwohl die scharfen Messer bedrohlich funkeln, wirklich ganz ausgezeichnet riecht, das kannst du dir nicht vorstellen.
    Dem Müller steigt der Hunger ins Bewusstsein, und die Fragerei wird ihm jetzt langsam zu lang, darum sagt er etwas schärfer: »He, fällt Ihnen gar nichts ein?«
    Noch immer keine Antwort, weil Joachim Scharpf hängt noch immer dem toten Dylanologen und dem Safran nach. Müller merkt aber, dass das Gehirn von Scharpf einen Gedanken zu formen beginnt. Er sagt nämlich urplötzlich: »Hauser.«
    Und der Müller: »Hauser?«
    Und Joachim Scharpf: »Der ist zwar nicht Dylanologe, sondern Musikkritiker, aber er mag Safran. Letzten Mittwoch, als es safranierte Entenbrust an Himbeercarpaccio mit …«
    Müllers Hunger wird unerträglich. Vor lauter Magenknurren kann er schon gar nicht mehr zuhören und, schade, so verpassen wir das Rezept von Scharpf – ein unveröffentlichtes Originalrezept von Scharpf! Zum Nachkochen für besondere Anlässe, wenn Weihnachten ist oder wir verliebt sind oder einmal Zeit haben. Weil natürlich ist es aufwendig, so zu kochen wie der Scharpf. Nur schon das Zusammentragen der Zutaten: eine Forschungsexpedition. Und was das kostet! Man kann froh sein, dass nicht öfter im Jahr Weihnachten ist. Ständig verliebt zu sein, wäre desaströs für den Kräftehaushalt; hält keiner aus. Und Zeit haben ist Science-Fiction. Es entspricht diesem Zitat von René Huber: »Das Leben ist wie ein Haus: Nicht nur auf den Mörtel kommt es an.«
    »… und dazu am besten einen trockenen Weissen, zum Beispiel einen ökologischen Gutedel aus dem Markgräflerland. Das ist in Südbaden.« So endet das Scharpf’sche Rezept inmitten des Ingwerdampfs aus dem Wok, der Küchengehilfen mit den vielsilbigen Namen, des frischen Fleisches, wo in der Pfanne zischt, und des Kellners Wotan, der zwei-, dreimal seinen Flatterbart durch die Küchentür steckt und schaut. Der Müller notiert im Kopf den Musikkritiker Michael Hauser. Den kennt er aus der Geschichte »Müller eins«, wohnt

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