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Mueller und die Schweinerei

Mueller und die Schweinerei

Titel: Mueller und die Schweinerei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raphael Zehnder
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es verhallt ist, sagt Ruedi Hauenstein, der Direktor, zum Polizeimann Müller: »Ich will Ihnen auch eine lustige Geschichte erzählen. Jetzt müssen Sie zuhören.«
    Der Müller nickt erwartungsfroh. Hauenstein putzt sich mit dem Handrücken die Stirn ab.
    »Vor einigen Tagen hat eine Firma in Missouri von einer Stiftung um die 300’000   Dollar erhalten, um mit einem 3-D-Drucker und Biotinte essbares Fleisch herzustellen.«
    Diese Worte müssen zuerst in die Gehirnwindungen eindringen und verarbeitet werden. Tun sie. Ergebnis: Der Müller schaut ungläubig wie Thomas.
    »Fleisch aus Biotinte per 3-D-Drucker!«, ruft Hauenstein, »lassen Sie das einmal auf sich wirken. Sie essen also dereinst irgendwelche Trägersubstanzen, Papier, Zellulose, was weiss ich. Darauf sollen in einem Bioreaktor verschiedene gedruckte Zelltypen in eine beständige Form gereift sein.«
    »Hä?«, will der Müller wirklich wissen. Hat nichts verstanden. Beziehungsweise verstanden schon, aber kann es sich nicht vorstellen.
    »Glaubt man kaum, nicht wahr?« Hauenstein geniesst dem Müller Benedikt sein Erstaunen.
    »Mit solchen Bedrohungsszenarien hat es unser Verband zu tun: mit Technospinnern, allenfalls mit Fleischhassern, zum Beispiel Vegetarier und noch Schlimmere. Aber Anti-Bio-Terroristen kennt unser Verband nicht. Keine Ahnung, wer einem Biorestaurant Gift in den Schweineeimer kippt. Ich kenne keine Biobauern-Feinde.«
    Der Müller nickt. Und Hauenstein beginnt wieder zu lachen: »Fleisch aus Biotinte aus dem 3-D-Drucker … Stellen Sie sich vor!«
    Müller blickt auf die Uhr, bedankt sich für das Gespräch und schält sich aus dem Fellstuhl.
    »Erklären Sie mir das nächste Mal, was ein Kühlkettenpartner ist?«
    Streckt Hauenstein die Hand hin, der schon wieder lacht, »ein offizieller Kühlkettenpartner«, und schüttelt die Polizistenhand.
    Hat aber verstanden, dass es ein nächstes Mal gibt.
    Die Polizei, sie lässt nicht locker.
    Hauenstein bringt ihn hinaus, den Korridor entlang zum Lift mit den Tierbildern und ihrer Verwandlung in Lebensmittel. Knopf gedrückt. Türe auf. Müller hinein. Ein Nicken und ein Lächeln zum Abschied. Türe zu. Summen beim Sinken. Türe auf.
    Wie der Müller im EG ankommt, sitzt am Empfang leider nicht C. Büttikofer, sondern eine alte Hexe mit Warze auf jedem Augenlid und Ekzem auf Wangen, Nase und Händen, die schielt und hustet und hinkt.
    Trotzdem grüsst der Müller freundlich, weil auch die inneren Werte zählen. Draussen wird er von einem Konvoi von Vierradantriebstrassenpanzern fast überhobelt. Die getönten Scheiben verraten: Drin sitzt Prominenz. Es müssen die Spieler des einen oder anderen Fussballclubs sein, unterwegs von der Playstation und dem Eifon zum Training für den Abstiegskampf. Aber der Müller nicht im Training, sondern im Einsatz: Schon wartet die nächste Ermittlungsidee. Sie lautet: »Safran«. Sprich: Hauser besuchen! Das Fahrzeug, um zu ihm zu gelangen, gehört den Verkehrsbetrieben der Stadt Zürich, schlicht blau-weiss mit der weissen Nummer 2 auf rotem Grund, ist ein Tram und fährt bei der Haltestelle Letzigrund. Heisst wie das Fussballstadion, das seinen Besuchern, ausser wenn da drin Bruce Springsteen herumsingt, vor allem eines bringt: Leid und Schmerz und Ärger und Verzweiflung und einen hohen Blutdruck. Denn leider bringen die Fussballer ihren Frisuren und ihrem Eifon oft mehr Leidenschaft entgegen als dem Ball. Die Pokale sammeln meist andere, also die in … und nun sage ich ein Wort, wo du in Zürich nur halblaut sagen darfst, wenn das Thema Fussball, nämlich … Basel.
    Der 2er kommt, der Müller klettert die steile Treppe ins Tram hinauf, Gegenteil von Niederflurtram, so richtig Schikanierinstrument für alte Leute und Kinderwagenschieberinnen, denen der Müller gerne helfen würde. Aber sind keine da. Alle im Schatten verschanzt und vor dem Ozonwert. Der 2er quietscht  Albisriederplatz, wo es dem Verkehr ganz schwindlig wird  Zypressenstrasse  Lochergut. Da steigt der Müller aus, wirft sich schnell in den Schatten zwischen die Häuser, sucht einen nicht maximalglühenden Weg zur Bertastrasse soundso. Da wohnt Michael Hauser, Musikjournalist, Weg und Klingen bereits gekreuzt, nicht eigentlich unerfreulich, die Umstände schon, aber Hauser kein prinzipieller Polizeifeind, wie es heute leider üblich in gewissen Kreisen.
    Altbau, der Müller ohne zu klingeln hinein, die Eingangstür unverschlossen  in den zweiten Stock, klingelt bei Hauser. Nun

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