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Mueller und die Schweinerei

Mueller und die Schweinerei

Titel: Mueller und die Schweinerei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raphael Zehnder
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Durchfallen heisst es: tschüss! Und dann ist das ganze Geld für Lehrgang, Fachliteratur und so weiter in den Binsen, das macht keine Freude, geschweige denn die Risse im Selbstwertgefühl drin, da flippst du aus. Aber Franz Schubert spazierte durch die Prüfungen wie durch einen Birkenwald. Sprich: Er hatte den vollen Durchblick. Wir sagen das nicht, um uns über alle anderen lustig zu machen, die karacho durchsausen, sondern wollen sagen: tüchtiger Kerl, dieser Franz Schubert. Das wundert uns eigentlich nicht, weil ist ein langjähriger, sehr guter Freund von dem Müller. Ist an sich schon ein Qualitätslabel.
    * * *
    Die Drohung, ihn in den Laden zurückzubringen, hat gewirkt: Der chinesische Ventilator vom Müller ist in sich gegangen und hat sich gebessert. Läuft jetzt brav auf allen Stufen von eins bis drei tadellos. Kein Knattern, kein Klappern, nur leises Rauschen. Will sich bewähren. Und der Müller gibt ihm noch eine Chance. Er schläft in der Wohnung seinen Schlaf, das Licht ist gelöscht, das Buch von Giuseppe Fava liegt mit einem Buchzeichen auf dem Nachttisch, die Filzpantoffeln schweigen am Boden vor dem Bett. Wir hören tiefe, regelmässige Atemzüge. Müller Benedikt schläft, und im Kopf träumt er einen Traum, aber am Morgen wird er sich nicht mehr daran erinnern, weil der Traum ist nicht linear, trennt sich in mehrere Stränge, die gleichzeitig und parallel ablaufen, vereinigt sich wieder, verknüpft und löst sich, überlagert und durchkreuzt und springt von Sequenz zu Sequenz. Kurze Klarheit, zum Greifen nah, wird sofort wieder verwischt. Erzählen könnte man das gar nicht. Was bleibt, ist ein Gefühl, unklar, mehr als unbestimmt, nicht zu packen, etwa so: jjh?inn b SYSA + uaua .. 985 ,;.: gfjz ababa ba G 9baf rae H ckitutz h G hg@h £löp1111oihg gagaä!¨wäwä g G abnm mimumoklp F tg D ** KM .
    Sie wissen, was ich meine.

Tag 3
    Die Sonne klettert auch heute ungetrübt über den einzigartigen Horizont von Zürich. Zürich ist an einem Sommermorgen eine Wucht. Der See, die Hügel drum herum und darüber, die Alpen in der Ferne und der Himmel blauer als auf dem Rest der Welt. Die Sonne noch tief, aber bereits kräftig. Sie findet den Weg zu den verschlossenen Augenlidern von Müller in Wiedikon im dritten Stock. Die Strahlen bescheinen ihn und bescheinen ihn und bescheinen ihn, bis er sich gegen das Aufwachen nicht mehr wehren kann, er blinzelt und regt sich. Wir schauen weg, denn der Müller macht gleich seine Morgentoilette, und das geht uns nichts an. Erst nach dem Frühstück ist er wieder unser Mann, parat für unsere Geschichte »Müller und die Schweinerei«. Denn, na klar, er wird weiterermitteln. Braucht nur einen Kaffee und zwei – lachen Sie nicht – Nutellabrote. Gelegentlich tut das auch Volljährigen gut. Deshalb Energieeinschuss und Treppe hinunter und Haustür hinaus: sofort zur nächsten Ermittlungsstation. Im Schlaf hat er eine ganze Gedankenkette geknüpft. Wohin es geht, liegt auf der Hand: Bioschweine  Fleisch  Fleischerzeugung  »Verband der Fleischfressenden Industrie ( VFI )«. Ist der Dachverband der Fleischerzeuger.
    Hat man vielleicht Vorurteile: Sehen dort sicher alle aus wie Schweinshaxen mit Gesichtern wie Schwartenmagen, vollfett mit Mastförderungszusatz und unempfindlich gemacht mit Stressninspritze. Gesamterscheinungsbild vergleichbar mit Kater Karlo + einem deutschen Altkanzler + dem weltbekannten Sumoringer Hokuhito Okinori. Aber das sind billige Unterstellungen und Klischees, perfid, weil in Wirklichkeit beim VFI allesamt kraftstrotzende, prächtige Mannsbilder und Frauenzimmer von einer Anmut, die alles Schondagewesene hinwegfegt. Werden wir gleich sehen.
    Domizil des VFI residiert an der Baslerstrasse in Altstetten, zwischen Letzigrund-Stadion und Schlachthof. Passt doppelt, weil drüben werden die Tiere geschlachtet und hüben die Bratwürste und Burger gegessen. Dazwischen gibt der VFI seinen Senf dazu.
    Der Müller mit dem 32er-Bus bis Militär-/Langstrasse, dort umsteigen auf den 31er, fünf Minuten stadtauswärts  Herdernstrasse und zwei Minuten zu Fuss  Verbandssitz. Altes gelbes Backsteingebäude, frisch aufgepeppt, Empfangsloge, darin eine junge Frau, die in einem Computer blättert. Sie hebt den Kopf und schaut freundlich Müller an, dem die braunen Haare schon wieder am Kopf kleben, der auf der anderen Seite des Möbels vor ihr steht.
    »Guten Tag, ich möchte zum Geschäftsführer«, sagt der Müller.
    »Haben Sie einen Termin? Wie

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