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Mueller und die Tote in der Limmat

Mueller und die Tote in der Limmat

Titel: Mueller und die Tote in der Limmat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raphael Zehnder
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der Kopf, weil getrunken und viele CD s verkauft und deshalb spät ins Bett gekommen und jetzt Kopfschmerzen, weil kein Aspirin mehr da war, wo mit dem letzten Glas in den Magen einzunehmen gewesen wäre, damit der Kopf am Morgen nicht wie ein Bienenstock und der Blick nicht wie ein Autobahntunnel und die Augen nicht wie Farbe von roten Rosen, was zum Violett der Augenringe farblich abwechslungsreich, aber nicht wirklich eigentlich attraktiv auf Frauen ist.
    Das meine ich wirklich.
    Und Johnny schaut auf, als der Müller hereinkommt und sagt: «Sind Sie Johnny Maurer?»
    Und Johnny sitzt plötzlich gerade, drückt den Rücken durch und sagt: «Ja. Und Sie?»
    Und der Müller sagt: «Bin der Müller. Ich habe einige Fragen.»
    Johnny seufzt, ist massig mürrisch. Aber da kann der Müller nun wirklich nichts dafür, doch die Schieflage ist schon da. Johnny ist richtig maulig, riecht offenbar Polizei und will dem Müller seinen Dienstausweis sehen, weil er natürlich weiss, das ist kein Journalist, weil er ja alle Journalisten kennt, ist doch klar, bei einem halben Dutzend Eisen im Feuer und mehr als fünfzehn Jahren im Geschäft. Der Müller kann das nun wirklich nicht leiden, wenn einer sich so aufführt mit Ausweisverlangen und Legitimieren und so, vor allem wenn auf dem Küchentisch, das wahre Zentrum des Lebens ist schliesslich der Küchentisch, noch frische Haschischkrümel herumliegen. Der geizt wirklich nicht mit der Dosierung, da ist schon ein gewisses Sich-gehen-Lassen bemerkbar, aber das hat mit dem aktuell-gegenwärtigen Moment jetzt nichts zu tun.
    Der Müller übersieht die Haschischkrümel, weil er ja Informationen über Sandra will.
    Aber genau nein! Er übersieht die Haschischkrümel eben nicht. Weil, wenn du mir so kommst, Junge, kann ich auch andere Saiten aufziehen, damit ich meinen Polizeiausweis nicht zeigen muss, aber das denkt er nur, damit das nicht die Runde macht, und das Musikmilieu ist ja eigentlich kein Feindbild, vor allem nicht auf der Stufe, wo «die Leute rackern und sich abstrampeln und kaum etwas dabei rumkommt», so sagte es der Journalist Michael Hauser von der Bertastrasse. Also klopft der Müller Benedikt mit dem Fingernagel von seinen Händen neben den Haschischkrümeln auf den Küchentisch, schon etwas demonstrativ und lächerlich, wenn man bedenkt, wie viele Kilos allein in der Stadt Zürich Tag für täglich in die Lungen und Nasenflügel gesogen werden. Aber Johnny ist durcheinander, weil eine Elefantenherde und Trompeten von Jericho im Kopf und die siebte Posaune der Offenbarung und sagt daher, will Kriegsbeil begraben und aufseufzend: «Was ist?»
    Und der Müller: «Wann haben Sie Sandra Molinari das letzte Mal gesehen?»
    Und Johnny sofort: «Am Samstagabend.»
    Und die Leiche ja am Montagnachmittag in der Limmat gefunden.
    Und der Müller: «Wann und wo?»
    Und Johnny: «In der Roten Fabrik am Konzert dieser amerikanischen Experimentaltruppe, wie heisst sie jetzt schon wieder? Ach, diese Kopfschmerzen.»
    Der Müller kann ihm auch nicht weiterhelfen, weil er diese amerikanische Experimentaltruppe, wie heisst sie jetzt schon wieder, ach, diese Kopfschmerzen, auch nicht kennt.
    Und der Müller: «Um welche Zeit?»
    Und Johnny sofort: «Etwa um elf, halb zwölf. Wir haben ein paar Bier getrunken.»
    Und der Müller: «Wer war dabei?»
    Johnny Maurer: «Holderegger, Hauser und Martina, Sandra, Jasmina, Brigitte, Rosi, Sarah, Jessica, Vanessa, die Band und ich. Und siebenhundert andere.»
    Und der Müller, aufmerk- und wachsam: «Welche Band?»
    «Sandra’s ehemalige», sagt er, und zwar mit dem Idiotenapostroph, ich habe es deutlich gehört, und das macht ihn nicht sympathischer. Aber wie gesagt: Sympathie und Antipathie sind bei Ermittlungen betrügerische Faktoren, weil selbst der sympathischste Mensch kann hinter seiner freundlichen Fassade eine Bestie verstecken, und der widerwärtigste Fettsack mit Körpergeruch, unkontrolliertem Aufstossen, Sackkratzen und vulgärem Vokabular kann in Wirklichkeit ein lammfrommes, philosophisch interessiertes Kerlchen sein, wenn man nur die richtigen Töne anschlägt, sodass er sich öffnet und nicht sperrt gegen ein offenherziges Gespräch. Und seine Maske, die ihm im Geschäftsleben nützlich sein kann, in den Schrank hängt. Denn der Gute muss nicht unbedingt gutgut sein, und der Böse wandelt über Leichen, er kann so garstig sein, dass es gar nicht mehr auffällt, weil die Welt … sag nichts … Liebe Leserin, lieber Leser, wo

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