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Muenchen - eine Stadt in Biographien

Muenchen - eine Stadt in Biographien

Titel: Muenchen - eine Stadt in Biographien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Sperr
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Schwestern
Carla
und
Julia,
der Jüngste,
Viktor.
Der Vater
Thomas Johann Heinrich Mann,
Lübecker Senator, starb früh, die Mutter
Julia,
brasilianischer Herkunft, zog 1893 mit drei ihrer fünf Kinder nach München, der 18 -jährige Thomas beendete die Obersekunda in Lübeck und kam im Jahr darauf nach. Auf Schule hatte er keine Lust mehr, was konnte er dort schon lernen, wo er sich doch bereits mit 14 als Schriftsteller fühlte und seine Unterschrift übte: »Thomas Mann. Lyrisch-dramatischer Schriftsteller«. Oder war damals bereits der Wettstreit mit dem anderen Schriftsteller in der Familie angelegt, dem älteren Bruder Heinrich, der von manchen als der wichtigere, wenn auch weniger erfolgreiche Autor betrachtet wird? Vielleicht könnte uns heute eine psychotherapeutische Familienaufstellung Klarheit darüber verschaffen, warum sich die Brüder Heinrich und Thomas, beide hochbegabte Literaten, die sich austauschten, Domino spielten und Wein tranken, auf einmal bis aufs Messer bekämpften. Der eine ließ am anderen kein gutes Haar, öffentlich zogen sie übereinander her, ließen der gegenseitigen Missachtung und ihren Hassgefühlen freien Lauf.
    DER KAMPF ZWEIER HOCHBEGABTER BRÜDER
    Heinrich und Thomas reisten durch Italien, blieben eine Zeit in Rom, wo Thomas 1897 mit der Niederschrift seines Romans »Buddenbrooks« begann, der ihn dann, kurz nach Erscheinen 1901 , quasi über Nacht zum gefeierten und finanziell erfolgreichen Schriftsteller machte. In den folgenden Jahren lebten sich die Brüder auseinander, nahmen aber immer wieder kritisch voneinander Notiz. Thomas, bürgerlich, zugeknöpft, politisch konservativ, anfällig fürs Nationale, Elitäre, feingeistig Ästhetische, vom dekadenten Einfluss des schwülstigen Dichters
Stefan George
Angereicherte, mit einer Schwäche fürs Herrenreiterhafte. Ein arroganter Herr mit uneindeutigen sexuellen Vorlieben, ein Voyeur mit Fernglas – heute würde man sagen: irgendwie verklemmt.
    Dagegen Heinrich, jovial, von seinem Bruder ironisch zum »Sprecher der entschlossenen Menschenliebe« geadelt, ein glühender Kämpfer für alles Demokratische, mit vollem Einsatz für die Republik, er, der, anders als sein Bruder, eindeutig hinter den Frauen her war und sich mit Freunden aus der Münchner Boheme herumtrieb. Die Literatur war ihr Kampffeld, gnadenlos tobte dort die gegenseitige Kritik. Dass sie Künstler waren, sprachen sie sich gegenseitig ab. In einem Brief schrieb Heinrich an Thomas: »Die Unfähigkeit, ein fremdes Leben ernst zu nehmen, bringt schließlich Ungeheuerlichkeiten hervor … Die Stunde kommt, ich will es hoffen, in der Du Menschen erblickst, nicht Schatten, u. dann auch mich.«
    Zunächst entschied sich Thomas Mann, der auf dem Weg zum etablierten Schriftsteller war, für die bürgerliche Variante des eigenen, nicht fiktiven Lebens, zielstrebig, realistisch und pragmatisch. Er hatte, unterstützt von einer großzügigen Rente aus dem Erbe seines Vaters in Höhe von 180  Goldmark im Monat, in Schwabing verschiedene Wohnungen, u.a. in der Feilitzschstraße, wo er die »Buddenbrooks« schrieb. Und er warb um
Katia Pringsheim,
die einer äußerst wohlhabenden und angesehenen jüdischen Professorenfamilie entstammte. Das Paar bezog 1905 eine vom Schwiegervater finanzierte, nach dessen Geschmack aufwendig mit edlen Antiquitäten bestückte Wohnung in der
Franz-Joseph-Straße 2
in Schwabing. Rasch hintereinander kamen
Erika
( 1905 ),
Klaus
( 1906 ),
Golo
( 1909 ),
Monika
( 1910 ) zur Welt, dann, nach einer Pause von acht Jahren, die Nachzügler
Elisabeth
( 1918 ) und
Michael
( 1919 ). Ehefrau Katia erkrankte an Tuberkulose und musste zur Genesung für längere Zeit in ein Sanatorium nach Davos. Was Thomas Mann bei seinen Besuchen dort beobachtete, fand Niederschlag in seinem Roman »Der Zauberberg«, den er 1913 begann, aber erst 1924 vollendete.
    Ein Haus in Bad Tölz wurde angeschafft, damit man frische Bergluft genießen konnte, dann, im Februar 1914 , zog die Familie in die Villa in der
Poschingerstraße
am Herzogpark. Die Straße heißt seit 1956  Thomas-Mann-Allee. Damals wie heute ist der Herzogpark Münchens vornehmste Wohngegend, hier ist es grün, Gärten und Terrassen liegen hinter dichten Hecken, man schottet sich ab. Der Dynamik der Immobilienpreise sind hier keine Grenzen gesetzt, hier wohnt, wer sich’s leisten kann.
    Thomas Manns Arbeitszimmer ging hinaus ins Grün, hier entstanden die »Betrachtungen eines Unpolitischen«, »Der

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