Muenchen - eine Stadt in Biographien
Zauberberg« und die ersten beiden Romane der Trilogie »Joseph und seine Brüder«. Eine prägnante, eindringliche Beschreibung der Gegend um das Haus herum findet man in dem berühmten Idyll mit dem Titel »Herr und Hund«. Wer sich einen weiteren Spaziergang durch den Herzogpark bis zu seiner nördlichsten Spitze zutraut, kann in der St. Emmeramsmühle, einem der schönsten Münchner Biergärten, rasten.
Als Sohn Klaus im Jahr 1945 als US -Soldat in das Haus seiner Kindheit zurückkam, konnte er nur noch den totalen Verfall feststellen: »Drinnen ist alles wüst und ausgebrannt, wie in Hitlers Berghof. Über zerborstene Stufen klettere ich zum Portal und schlüpfe durch ein rußgeschwärztes Loch – wohin? Wo befand ich mich? Doch nicht in unserer Diele?« In dieser Diele hat der berühmte ausgestopfte Braunbär gestanden, der auf seinen Tatzen eine Schale für die Visitenkarten trug. Er ist heute im
Literaturhaus
20 ( ▶ E 4 ) zu besichtigen. Steigt man im dritten Stock aus dem Lift, läuft man sozusagen in ihn hinein. Die zerstörte Mann-Villa wurde 2002 bis 2005 nach alten Plänen wieder aufgebaut; eine Besichtigung ist nicht möglich, doch von der Straße, Thomas-Mann-Allee 10 , kann man sich mit etwas Fantasie Einblick verschaffen in das großbürgerliche Leben des Schriftstellers und seiner Familie.
THOMAS MANN AHNT DAS DROHENDE UNHEIL
In den Jahren der Weimarer Republik näherten sich die Mann-Brüder allmählich wieder an. Ein Wendepunkt in der politischen Einstellung Thomas Manns war der Kapp-Putsch im Jahr 1920 , der erste Versuch der reaktionären Kräfte, die Republik von Weimar abzuschaffen. In seiner Rede »Von deutscher Republik« bekannte Thomas Mann sich unmissverständlich zur Weimarer Republik, zu Demokratie und Humanität, später plädierte er sogar für ein Zusammenwirken von Bürgertum und Sozialismus.
Die Kinder Erika und Klaus hatten schon früh gegen das gediegene Elternhaus revoltiert, sie lehnten jede Bürgerlichkeit vehement ab, stürzten sich in alles, was auch nur den Anschein des Exzessiven, Extremen, Extravaganten hatte. Dabei übersahen auch sie und viele ihrer Freunde, wie weit der Prozess der Zerstörung der Kultur in München, in Deutschland bereits fortgeschritten war. Den schleichenden Wandel von der »Gemütlichkeit in Gemütskrankheit« beschrieb Thomas Mann im »Doktor Faustus«, seinem letzten Roman, in dem er im Exil die Hitlerbarbarei aus der Distanz aufzuarbeiten versuchte. Das von wenigen vorausgesagte Unheil brach tatsächlich herein. Gewaltiger, zerstörerischer und grausamer, als es sich der überzeugteste Schwarzseher hätte vorstellen können. Das Ehepaar packte 1933 seine Sachen, auch wegen der jüdischen Wurzeln Katias wurde es zu gefährlich. Über die Schweiz und Südfrankreich emigrierten sie nach Kalifornien.
Vom Ausland aus mischte sich Thomas Mann in den Kriegsjahren über den »Feindsender« BBC mehr denn je ins politische Geschehen in Deutschland ein. In Rundfunkansprachen appellierte er an die Deutschen, sich für Frieden und Demokratie einzusetzen, innezuhalten und Vernunft anzunehmen, bevor tatsächlich nichts mehr zu retten war. Er setzte sich für Verfolgte ein, half mit Geld und persönlichem Engagement, wo er konnte. Mancher wäre ohne solche Hilfe elend zugrunde gegangen. Nach München, die Stadt, die für ihn den »mauvais goût« der »Hauptstadt der Bewegung« nie wirklich loswurde, kehrte er nur besuchsweise zurück. Ansonsten hatte er hier nichts mehr verloren.
Nach Kriegsende 1945 , der Befreiung durch die Amerikaner, sollte es noch viele Jahre dauern, bis auch die unbelehrbarsten unter den Münchnern, die Thomas Mann noch immer Verrat an der »deutschen Sache« vorwarfen, zur Vernunft kamen. Bei manchen gelang es nie.
LITERATURHAUS MÜNCHEN 20 ▶ E 4
Salvatorplatz 1 , Altstadt
www.literaturhaus-muenchen.de
▶ U-Bahn: Odeonsplatz
THOMAS-MANN-VILLA
Thomas-Mann-Allee 10 , Bogenhausen
▶ Tram: Herkomerplatz
WOHNHAUS THOMAS MANNS (GEDENKTAFEL)
Franz-Joseph-Straße 2 , Schwabing
▶ U-Bahn: Giselastraße
[zurück]
FRANZ MARC
1880 – 1916
Der Münchner Maler gründete mit anderen expressionistischen Künstlern, vor allem mit Wassily Kandinsky, die Plattform Der Blaue Reiter – eine künstlerische und intellektuelle Revolution.
I m Januar 1909 traf eine kleine Gruppe von jungen Malern eine Entscheidung, deren Bedeutung für die Zukunft sie vielleicht noch nicht abschätzen konnten. Sie beschlossen, sich loszusagen
Weitere Kostenlose Bücher