München Manhattan #1
Sorgen.
„Mama, warum sagst du gar nichts?“ Elisa schaut sie abwartend an.
„Wie? Was hast du gesagt, Elisa?“ Kristin hat gar nicht gemerkt, dass ihre Tochter überhaupt mit ihr gesprochen hat.
„Was ist denn mit Tante Susanna?“ Elisa hatte gestern am Rande mitbekommen, dass Ärger mit Susanna in der Luft lag.
„Tante Susanna geht es zurzeit nicht so gut.“
„Wird denn alles wieder gut?“
„Aber ganz bestimmt, Mäuschen.“
Elisa zieht sie am Arm. „Mama, da ist Tiffany.“
Kristin kann ihr gerade noch einen Kuss auf die Wange drücken und schon ist sie mit ihrer Freundin im Getümmel der Schüler verschwunden.
„Hi Sue.“ Kristin begrüßt Tiffanys Mutter.
„Hi Kristin, wie geht es dir? Wie geht es Peter?“
„Ach Sue, im Moment kommt einfach alles zusammen. Wir kommen im Lösen unserer Probleme gar nicht mehr hinterher.“
„Komm Kristin, lass uns doch einen Kaffee trinken gehen. Oder hast du es eilig?“
„Gute Idee“, antwortet sie. „Ich bin für die Galerie noch früh dran.“
Die beiden Frauen machen sich auf den Weg zum nächsten Starbucks. Sie machen es sich in einer Ecke bequem und trinken ihre large Cappuccinos.
„Jack hat mir erzählt, dass Peter seinen Job verloren hat. Das tut mir aufrichtig leid“, sagt Sue.
„Wie ich schon sagte: Im Moment ist kein Ende unserer Probleme in Sicht. Ich habe keine Ahnung wie es weitergehen soll. Wo soll Peter denn jetzt mal eben schnell einen Job herbekommen? In seiner Branche werden die Leute im Moment reihenweise entlassen.“
„Da hast du Recht. Entschuldige, wenn ich das frage, aber wieso haben sie Peter denn entlassen, er hat doch die Abteilung geleitet? Werden nicht zuerst die weniger wichtigen Mitarbeiter entlassen?“, fragt Sue.
„Er ist nicht wegen der Finanzkrise entlassen worden. Er ist wahrscheinlich von einer Mitarbeiterin reingelegt worden. Sie hat falsche Informationen an einen Kunden weitergegeben und er musste dafür seinen Hut nehmen.“
„Aber warum macht jemand denn so etwas?“
„Das war die Ex-Geliebte von Peter. Verschmähte Liebe war wohl der Grund“, sagt Kristin.
„Peter hatte eine Geliebte?“ Sue ist fast der Kaffeebecher aus der Hand gefallen.
„Ja, mein lieber Mann hatte eine Geliebte. Und aus der Affäre ist eine verhängnisvolle Affäre geworden.“
„Das tut mir so leid Kristin. Das muss sehr schwer für dich sein. Jack und ich hatten auch mal so eine schwere Zeit in unserer Ehe.“ Sue greift nach ihrer Hand. Verständnisvoll schaut sie ihr in die Augen. Aber zum Glück nicht mitleidig.
„Das wusste ich ja gar nicht.“
„Das von euch habe ich ja bis eben auch nicht gewusst. Darüber spricht man ja auch nicht so gerne. Ich hoffe sehr, dass ihr das wieder hinbekommt.“
„Das hoffe ich auch. Das wird nicht leicht. Ich denke wir werden uns Hilfe in Form einer Ehetherapie suchen“, sagt Kristin.
„Das ist eine gute Idee. Wenn du willst, kann ich dir jemanden empfehlen.“
„Ja, gern. Aber erstmal müssen wir überlegen wie es generell mit uns weitergeht. Ohne Peters Job können wir nicht auf Dauer in Manhattan bleiben. Mein Gehalt deckt nicht unsere Fixkosten.“
„Sag mal, glaubst du nicht, dass Peter das wieder gerade biegen kann? Wenn er beweisen könnte, dass er reingelegt wurde …“
„Darüber zerbreche ich mir seit Montag den Kopf. Ich habe keine Ahnung wie ich diese Charlotte dazu bringen kann zuzugeben, dass sie es war.“
„Und wenn du sie zur Rede stellst?“, fragt Sue.
„Was soll das bringen? Glaubst du sie erzählt mir, ihrer Konkurrentin, was sie getan hat? Und auch wenn sie das tun würde, dann könnte ich das doch gar nicht beweisen.“
„Vielleicht musst du sie auch reinlegen.“
„Und wie soll ich das anstellen?“, fragt Kristin.
„Na ja, indem du dich unter einem Vorwand mit ihr triffst. Und ihr mit etwas drohst. Das wäre natürlich nicht die feine Art, aber sie hat ja auch nicht fair gespielt.“
„Ich könnte ihr damit drohen, dass sie aufgeflogen ist, dass ich weiß was sie getan hat. Dann müsste ich aber jemand wirklich Wichtiges sein. Sonst wird sie sich nicht mit mir treffen …“
Kristin spinnt Sues Gedanken weiter. Aber nein, die Sache hat einen Haken.
„Nein Sue, das wird nicht funktionieren. Sie hat mich schon mal gesehen. Sie wird sofort wissen, dass ich Peters Frau bin.“
Da hat sie eine Idee: „Und wenn ich die Repräsentantin einer großen Firma wäre, die mit der Bank ins Geschäft kommen will? Unter diesem
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