München Manhattan #1
Vorwand könnte ich einen Termin mit ihr ausmachen. Und wenn ich sie dann treffe, sage ich ihr, dass ich Beweise gegen sie habe. Nicht wegen der Sache in der Firma, sondern ganz andere. Dunkle Geschichten aus ihrer Vergangenheit.“
„Hast du denn Geschichten aus ihrer Vergangenheit gegen sie in der Hand?“, fragt Sue.
„Ja doch, da gibt es etwas.“ Kristin ist sehr nachdenklich. Soll sie es wirklich wagen, Charlotte mit dem Ausplaudern der Stalking Geschichte zu drohen?
Etwas mulmig ist ihr schon bei dem Gedanken zu mute, so auf Charlotte loszugehen. Peter hat ihr ja nun klar und deutlich gesagt, dass sie sogar damit gedroht hat, ihr und Elisa etwas anzutun.
Aber soll sie sich wirklich von dieser Irren Angst einjagen lassen? Soll sie tatenlos zusehen, wie diese Frau ihr Leben ruiniert? Hat sie Angst vor Charlotte? Nein.
„Sue!“, sagt Kristin entschlossen. „Ich glaube ich werde es versuchen. Die Sache kann schiefgehen, aber wir haben eigentlich nichts zu verlieren.“
Außer unsere Sicherheit. Aber das muss ich Sue jetzt nicht sagen.
„Ich brauche dazu aber deine Hilfe. Du müsstest mir bitte den Termin mit Charlotte machen. Ich kann nicht in der Abteilung von Peter unter falschem Namen anrufen. Da kennen mich zu viele.“
„OK, den Anruf erledige ich gerne für dich. Wer soll ich sein?“, fragt Sue.
Ja wer soll sie sein? Irgendjemand wichtiges. Oder von einer wichtigen Firma. Ja genau. Jetzt hat sie es: „Du bist eine Ms Stewart von der Firma Kavanaugh Enterprises aus Dallas. Du möchtest Ms Charlotte Miller in einer vertraulichen Angelegenheit Freitag um 13 Uhr im Restaurant des Four Seasons Hotels treffen. Und Sue, bei dem Anruf kannst du deinen vollen Texasdialekt auspacken.“
„OK, gib mir die Nummer.“
Was sie an Sue am meisten schätzt ist, dass sie keine F ragen stellt.
***
NICHT ALLE WEGE FÜHREN NACH ROM
MANHATTAN. MITTWOCH 10 UHR
Peter hetzt an die Tür. Wer kann das denn jetzt sein? Er sieht durch das Peephole .
„Susanna, was ist denn? Warum seid ihr denn nicht … ? Und du? Was machst du hier?“
Peter verhaspelt sich. Sein Bademantel verheddert sich in der Tür. Wie unangenehm, morgens um zehn noch im Bademantel erwischt zu werden.
„Entschuldigt bitte, kommt doch rein.“
Vor zehn Minuten waren Susanna und die Kinder in den Lift gestiegen, um mit dem Taxi zum Grand Central zu fahren. Susanna wollte mit dem Zug einen Tag aufs Land fahren um einfach mal den Kopf freizukriegen.
Ein Yellow Cab hatte auch sofort angehalten. Eigentlich noch bevor Susanna überhaupt ihre Hand ausgestreckt hatte. „Komisch!“, hatte sie noch gedacht. „Das soll doch in New York so schwer sein.“ Aber dann war der Fahrgast auch schon ausgestiegen und hatte dabei die Tür mit voller Wucht aufgemacht. Susanna war der Tür ausgewichen, hatte das Gleichgewicht verloren und war gestolpert – in die Arme des Fahrgastes.
Beide hatten sich wahnsinnig erschrocken, Anna hatte gequietscht und Tom hatte vor Schreck seinen Schnuller verloren. Mitten im Aufrichten und sich Entschuldigen hatten Susanna und der Fahrgast sich in die Augen geschaut.
„Susanna? Was machst du denn in diesen Breiten?“
„Oh Jack, entschuldige bitte. Ich stehe noch auf deinem Fuß. Ich hoffe, ich habe dir nicht wehgetan!“
„Ach Quatsch. Ich habe die Tür doch so hektisch aufgerissen. Ich hoffe bei dir ist alles OK?“
Jack hatte die Kinder angesehen.
„Meine Güte sind die groß geworden. Susanna? Du humpelst ja. Das tut mir echt leid.“
Susanna hatte auf ihren abgebrochenen Absatz gesehen. „Nicht so tragisch. Ich ziehe mir oben ein anderes Paar Schuhe an.“
„Dann können wir ja zusammen hochgehen. Ich wollte nur auf dem Weg zu einem Termin kurz bei deinem Bruder vorbeischneien und schauen wie es ihm geht. Wegen seinem Job und so.“
Peter ist von Jacks Anblick immer noch verdattert. Dass ihn ausgerechnet Sues Mann so sieht. Jack im Anzug und er im Bademantel. Aber was soll’s. Jetzt kann man sowieso nichts daran ändern.
„Peter!“ Susanna spricht ihren Bruder etwas lauter an. „Vielleicht bietest du deinem Gast eine Tasse Kaffee an? Ich hol mir nur kurz ein anderes paar Schuhe, dann sind die Kinder und ich auch schon wieder weg.“
„Ja, natürlich. Jack? Ein Espresso? Ach ja. Und das sind Anna und Tom, die Kinder meiner Schwester, Susanna.“
„Ich kenne doch deine Schwester, Peter. Und die Kinder auch. Wo ist denn Robert?“
Peter schüttelt den Kopf und bedeutet Jack er
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