München Manhattan #1
soll in diese Richtung nicht weiterfragen. Also beugt sich Jack zu den Kindern.
„Und wie alt seid ihr jetzt, ihr zwei?“
Anna und Tom schauen den fremden Mann in dem dunklen Anzug schweigend an. Sie verstehen natürlich kein Wort.
„Anna und Tom sprechen kein Englisch.“
„Ach ja, natürlich. Vielleicht kannst du für mich übersetzen, Peter?“
Peter schäumt Milch auf und erzählt Jack in knappen Sätzen Susannas Geschichte. Als Susanna ein paar Minuten später wieder in die Küche kommt, spricht Jack sie direkt an.
„Ich bin so frei und sage einfach was ich denke, OK? Peter hat mir gerade von euren Schwierigkeiten erzählt. Du brauchst ein bisschen Luft? Etwas Abstand, damit du über einiges nachdenken kannst? Warum fährst du nicht in unser Cottage nach Mamaroneck Village ? Einen besseren Ort als dort gibt es nicht, um ein wenig zu sich zu finden. Wir werden in den nächsten Wochen sowieso nicht hinfahren. Du und die Kinder seid herzlich willkommen.“
Jack lächelt die Kinder an. „Vielleicht fährt euch Onkel Peter nachher einfach hin? Das wäre doch toll, oder? Ihr dürft eine Weile mit eurer Mama in Tiffany’s Haus ans Meer fahren. Da, wo ihr letztes Mal diesen großen Damm gebaut habt. Erinnert ihr euch noch? Du bestimmt nicht, Tom. Aber du, vielleicht, Anna?“
Peter übersetzt und Anna schüttelt den Kopf.
„Ihr habt uns dort mal besucht“, sagt Jack. „Und ihr dürft dort so lange bleiben wie ihr wollt.“
Peter atmet erleichtert auf. Manchmal führen nicht alle Wege nach Rom dafür aber in ein Cottage.
***
GUCCI GEGEN PRADA
MANAHATTAN. FREITAG 13 Uhr.
Kristin sitzt in dem sehr eleganten Restaurant des Four Seasons Hotels. Sie hat auf einen Tisch in der Ecke bestanden, so dass sie Charlotte als erstes sehen kann. Ist es eine total schwachsinnige Idee gewesen, dieses Treffen zu arrangieren?
Sie war überrascht gewesen, dass der vorgeschlagene Termin umgehend von Charlotte bestätigt worden war. Andererseits hatte sie ja mit einer sehr wichtigen Firma aufgetrumpft. Gestern hatte sie noch kurz in Erwägung gezogen sich einen Termin bei Jean Paul zu machen. Aber den Gedanken hatte sie dann gleich wieder verworfen. Für die Jean Pauls dieser Welt hatten sie im Moment kein Geld. Es musste auch ohne ihn gehen.
Nervös zupft Kristin an ihrer Strumpfhose. Heute hat sie ganz besonders viel Zeit auf ihr Äußeres verwandt. Peter war schon misstrauisch geworden. Wo sie denn in dem Outfit hingehen würde?
Ihr Outfit: Ein enggeschnittenes traumhaftes schwa rzes Gucci-Kostüm. Dazu Plateau- Hi ghh eels . Sie sieht nach Business vom Feinsten aus. Und genau so will sie auch rüberkommen. Denn dieses Treffen ist Business. Aber nicht in der Richtung, in der Charlotte es vermutet.
Peter hatte sie glaubhaft machen können, dass sie ein sehr wichtiges Mittagessen mit wahnsinnig reichen Kunden hat. Sie hatte ihm auch gesagt wo sie hingeht. Aber eben nicht, mit wem sie sich wirklich trifft. Die Version mit den potentiellen reichen Kunden hatte sie auch den anderen Mitarbeitern in der Galerie verkauft.
Stacy hatte nur gefragt, ob der Kontakt über Steve zustande gekommen wäre. Kristin hatte darauf nur andeutungsweise genickt. Seit ihrem Deal mit Steve hatte sie in Punkto Kundengespräche außerhalb der Geschäftsräume eine Carte Blanche.
Und da ist sie auch schon. Diese Frau. Sie ist noch größer als in meiner Erinnerung. Logisch: Sie trägt heute auch Highheels . Und ein super geschnittenes Kostüm hat sie auch an. Sieht nach Prada aus.
Charlotte wird von dem Maître an ihren Tisch geleitet.
Tief durchatmen. Jetzt geht es los.
„Ach, wen haben wir denn da?“ Charlotte zieht erstaunt ihre Augenbrauen hoch. Erschreckt wirkt sie aber nicht. Das Erstaunen geht sofort in ein überhebliches Lächeln über. Oh, wie sie diese Frau verabscheut.
„Ja, Charlotte. So trifft man sich wieder“, sagt Kristin mit fester Stimme.
„Eigentlich hätte ich es mir denken können, dass Peters Frauchen hinter diesem mysteriösen Anruf steckt. Obwohl, nein. Das habe ich dir gar nicht zugetraut. Ich habe eigentlich eher mit Peter gerechnet. Weißt du, ich kenne die Firma Kavanaugh Enterprises ganz gut. Ich habe da nämlich Anteile dran. Eine Frau Stewart ist mir dort nicht bekannt. Und wenn jemand etwas von mir will, so ist es dann doch eher die Geschäftsführung, die mich kontaktiert. Wo wir sch on dabei sind: Woher kennst du denn Steve? Heißer Typ. Reich, mächtig und gutaussehend.
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