München Manhattan #1
mitten in einem Schluchzer. „Wie redest du mit mir, Kristin. Du hast kein Recht …!“
„Oh doch. Das habe ich. Weil du meine beste Freundin bist. Und weil dein Mann mir heute erklärt hat, dass es zwischen euch aus ist. Er will die Kinder. Hast du das gehört? Habe ich jetzt das Recht mit dir zu reden?“
Susanna wischt sich die Tränen aus dem Gesicht und lässt sich kraftlos in den Sessel fallen.
„Peter“, sagt Susanna. „Ich muss einen Moment mit Kristin alleine reden.“
Peter schaut verdutzt zwischen seiner Frau und seiner Schwester hin und her. Dann steht er kopfschüttelnd auf und geht zu den Kindern ins Schlafzimmer. Kristin bedeutet Susanna, sich neben sie aufs Sofa zu setzen. Susanna legt ihren Kopf an die Schulter ihrer Freundin und fängt an zu erzählen.
„Robert hat unser ganzes Geld an der Börse verzockt . Er nennt es ‚Pech in der Finanzkrise’. Und ich habe parallel dazu auch viel zu viel Geld ausgegeben. Und jetzt stehen wir da mit einem Haufen Schulden und einer kaputten Ehe.“
Susanna fängt wieder an zu weinen.
„Aber Susanna, liebst du Robert denn noch?“
„Ja, natürlich. Ich liebe ihn sehr. Und ich habe auch ein ganz schlechtes Gewissen, dass ich ihn in dieser ganzen Finanzmisere hängen lassen habe. Er fehlt mir, und es macht mich wahnsinnig, dass er nicht mit mir sprechen will.“
„Das kann ich aber irgendwie schon verstehen. Er denkt, dass du ihn verlassen hast und ihm die Kinder weggenommen hast!“, sagt Kristin.
„Ich habe ihn doch nicht verlassen, ich musste nur weg. So konnte es doch nicht weitergehen“, antwortet Susanna aufgebracht.
„Aber ich glaube, das hat er nicht so verstanden wie du es wohl meinst. Und ich verstehe ehrlich gesagt auch nicht, warum du ihn gerade jetzt hängen lässt.“
„Es ist ja nicht nur unsere Finanzsituation. Ich habe doch versucht ihm das zu erklären. Aber das hat auch nichts geändert. Er hört mir sowieso nie richtig zu.“
„Dann schreib ihm doch eine SMS. Erkläre es ihm nochmal“, sagt Kristin.
„Und was soll das jetzt noch ändern? Glaubst du, dass er mich dann wieder mit offenen Armen aufnimmt? Oder noch wichtiger: Mich wieder als richtige Frau ansieht?“
„Susanna, warum sollte er dich denn nicht als ‚richtige’ Frau ansehen?“, fragt Kristin verwundert.
„Du hast ja keine Ahnung wie es in meiner Ehe in letzter Zeit aussieht. Für Robert bin ich schon lange nur noch die Mutter seiner Kinder. Ich komme mir vor als ob ich in einer WG mit ihm lebe. Seit Toms Geburt hatten wir so gut wie nie Sex. Und das ist jetzt schon zwei Jahre her. Die paar Male, die wir seitdem miteinander geschlafen haben, musste ich ihn jedesmal überreden. Und seit sechs Monaten geht gar nichts mehr.“
„Oh Susanna, das wusste ich ja gar nicht.“
„Nein, darüber habe ich ja auch nie gesprochen.“
„Aber Robert liebt dich doch. Das hat er mir heute am Telefon gesagt. Und du liebst ihn auch. Das ist doch die Grundlage für eine gute Beziehung.“
„Kristin, ich kann nicht weiter neben ihm her leben wie sein Kumpel. Er hat mir ausdrücklich gesagt, dass er nicht mehr mit mir schlafen kann!“
Kristin streicht sich eine Haarsträhne hinter ihr linkes Ohr. Sie überl egt einen Moment. Dann sagt sie: „Das ist ein echtes Problem, aber das könnt ihr doch irgendwie lösen. Warum geht ihr nicht mal zu einem Paartherapeuten?“
„Als ob Robert einen Therapeuten aufsuchen würde. Niemals. Dafür ist er ein viel zu großer Macho. Da würden dann ja auch sicher seine Komplexe, die er gegenüber Peter hat, ans Tageslicht kommen. Und das wird er nicht wollen.“
„Was denn für Komplexe?“
„Dass Peter so viel Geld verdient.“„Davon kann ja im Moment nicht die Rede sein.“ Kristin muss lachen.
„Aber das ist nun mal für Robert ein Thema. Deswegen hat er bestimmt auch versucht, an der Börse zu zocken.“
„Susanna! Ihr müsst das irgendwie wieder hinbekommen. Ihr liebt euch und habt zwei wunderbare Kinder. Und ihr seid nicht das erste Paar auf der Welt, das Probleme nach der Geburt eines Kindes hat. Das ist doch gar nicht so selten. Das bekommt ihr doch wieder in den Griff. Du bist eine so wunderschöne und attraktive Frau. Er muss dich doch begehrenswert finden.“
„Wunderschön und begehrenswert? Das ist ja wohl ein Witz, Kristin. Sieh mich doch an! Ich habe immer noch fünf Kilo zu viel seit meiner letzten Schwangerschaft.“
„Ach komm Susanna, bei deiner Größe fällt das doch gar nicht
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