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Münsterland ist abgebrannt

Münsterland ist abgebrannt

Titel: Münsterland ist abgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Kehrer
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Annika Busch und die Sitzung der Mordkommission nach der Vernehmung, die Fahlen grandios versiebt hatte. Abgesehen von Bastian schien das allerdings niemand so zu sehen. Entweder nahm man der Studentin ihre Geschichte tatsächlich ab – oder glaubte nicht daran, sie noch widerlegen zu können. Denn die Leute von der KTU hatten zwar in Mergentheims Schlafzimmer zwei Haare entdeckt, die möglicherweise von Annika Busch stammten, doch selbst wenn der DNA -Vergleich das bestätigte, war das noch kein Beweis, dass Busch am Abend vor Mergentheims Tod im Bett des Bankers gelegen hatte. Die Haare konnte sie auch bei einem ihrer früheren Besuche verloren haben. Und am Kondom waren leider keinerlei DNA -Spuren gefunden worden. Alles in allem, hatte Fahlen die Ergebnisse der Ermittlungen auf seine Art zurechtgestutzt, sprächen die Fakten für eine Selbsttötung Carl Benedikt Mergentheims, ein Gewaltverbrechen, mit oder ohne Beteiligung Annika Buschs, sei nach dem jetzigen Stand auszuschließen.
    An dieser Stelle seiner Ausführungen hatte Fahlen jeden in der Runde angeblickt – und auf Widerspruch gewartet. Der natürlich nicht kam, auch Bastian hatte keine Lust, sich den Mund zu verbrennen, obwohl sein Bauchgefühl ihm immer noch sagte, dass Busch log. Aber da er keine Ahnung hatte, wie und warum sie Mergentheim getötet haben sollte, blieb er lieber still, allein das Wort Bauchgefühl wäre für Fahlen Anlass genug gewesen, einen ganzen Kübel beißenden Hohn über ihm auszuschütten.
    Nach der Sitzung ging Bastian die Treppe hinunter, um der K-Wache einen Besuch abzustatten. Sobald die Berichte vervollständigt und alle Formalitäten erledigt waren, würden die Mitglieder der Mordkommission, soweit sie nicht dem KK 11 angehörten, wieder an ihre alten Dienststellen zurückkehren. Für Bastian hieß das, dass er noch einen Tag Schonfrist hatte und dann den normalen Schichtdienst in der K-Wache schieben musste.
    Er betrat den Dienstraum. Udo Deilbach packte gerade seine Sachen zusammen, um nach Hause zu fahren. «Na, Kumpel, wie läuft’s denn so?»
    Bastian gab ihm eine knappe Zusammenfassung.
    «Freut mich, dass du bald wieder an Bord bist.» Udo boxte ihm spielerisch in den Bauch. «Obwohl ich dir gegönnt hätte, dass du bei den Mordermittlern Pluspunkte sammelst.»
    «Fahlen ist ein Idiot», platzte es aus Bastian heraus. «Er hätte die Edelnutte nicht so einfach davonkommen lassen dürfen.»
    «Du, ich muss.» Udo Deilbach zeigte auf die Tür. «Wir grillen heute im Garten mit den Nachbarn.»
    Bastian ließ sich nicht so leicht abschütteln. Er musste seinen Frust loswerden und begleitete den älteren Kollegen in den Flur. «Du hast Mergentheims Villa selbst gesehen. Nichts deutete auf eine zweite Person hin: Keine benutzten Gläser, keine verrutschten Sofakissen, das Bett machte nicht den Eindruck, als habe jemand dringelegen.»
    «Und wo ist das Problem?», erwiderte Udo. «Das entspricht doch exakt dem, was die Nutte gesagt hat: Sie ist gekommen, es gab einen kleinen Streit mit dem Hausherrn, dann ist sie ohne Vollzug ihres Arbeitsauftrags wieder abgezogen. Spurenlage und Zeugenaussage stimmen prima überein.»
    «Das Kondom», sagte Bastian. «Das Kondom passt nicht ins Bild. Niemand streift sich ein Gummi über, wenn er onanieren will. Das ist totaler Blödsinn. Und eine zweite Hure hat sich Mergentheim nicht bestellt. Das wissen wir definitiv. Er hat an dem Abend weder sein Telefon noch sein Handy benutzt und auch den Laptop nicht eingeschaltet.»
    «Vielleicht ist er mit dem Auto rumgefahren und hat jemanden aufgegabelt», warf Udo ein. «Wie dieser bayerische Modefuzzi mit dem Hündchen und dem toten Tier auf dem Kopf.»
    «Das Auto wurde nicht bewegt. Sagt der Ermittlungsdienst. Und im Übrigen hätte die zweite Frau ja auch Spuren hinterlassen. Nein, es kann gar nicht anders sein, Annika Busch muss mit Mergentheim gevögelt haben. Anschließend hat sie ihn, vermutlich mit Hilfe eines Komplizen, an den Kronleuchter gehängt und alle Spuren beseitigt. Damit es so aussieht, als habe Mergentheim Selbstmord begangen.»
    Sie verließen das Polizeipräsidium durch die doppelte Glastür am Haupteingang und standen auf dem breiten Bürgersteig. Udo Deilbach schaute auf seine Armbanduhr. «Und warum sollte sie das getan haben? Soweit ich weiß, ist nichts geklaut worden.»
    «Das weiß ich nicht.»
    «Siehst du, Kumpel, das ist der Schwachpunkt deines Vortrags: Es gibt kein Motiv.» Der K-Wachen-Mann lächelte

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