Münsterland ist abgebrannt
Ahnung, wo wir Dr. Vogtländer finden können?», fragte Susanne.
«Das letzte Mal, als der Professor ihn erwähnte, war er auf Spitzbergen.»
«Spitzbergen?»
«Im hohen Norden», bestätigte die Sekretärin. «Arktis, quasi. Dr. Vogtländer arbeitete bei der globalen Samenbank auf Spitzbergen. Vielleicht ist er ja noch immer dort.»
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«Vogtländer. Mit wem spreche ich?»
Bastian war überrascht, wie unkompliziert es gewesen war, die Telefonnummer ausfindig zu machen. Und sie hatten auch noch das Glück, dass der Wissenschaftler den Anruf sofort annahm.
«Doktor Ulrich Joachim Vogtländer?»
«Ja.»
Bastian schaltete den Lautsprecher ein, sodass Susanne mithören konnte. «Mein Name ist Matt. Von der Kriminalpolizei in Münster.»
«Was kann ich für Sie tun?» Die Stimme klang rau und dunkel, als hätten Teer und Nikotin sie jahrzehntelang gegerbt.
«Es geht um den Doppelmord an Professor Christian Weigold und seiner Frau.» Bastian hatte die Erfahrung gemacht, dass es am besten war, gleich mit der Tür ins Haus zu fallen. Egal ob man der schlechten Nachricht ein paar gewundene, einfühlsame Sätze vorausschickte, die Menschen erschreckten sich so oder so – oder auch nicht.
«Ich habe im Internet davon gelesen.»
Vogtländer gehörte ganz offensichtlich zur Oder-auch-nicht-Fraktion.
«Das scheint Sie nicht sehr zu berühren? Wir haben gehört, dass Sie und Professor Weigold Freunde waren?»
«Wer sagt das?»
«Weigolds Sekretärin.»
«Ja, wir waren Freunde. Aber das ist schon eine Weile her.»
«Haben Sie in letzter Zeit mit Weigold gesprochen?»
Schweigen. Vogtländer schien zu überlegen, was er sagen sollte. Weigolds Telefondaten waren zwar angefordert, aber noch nicht überprüft worden. Falls der Pharmakologe Vogtländers Nummer gewählt hatte, würden sie das bald wissen.
Der Mann auf Spitzbergen kam offenbar zum gleichen Schluss: «Ja, wir haben vor ein paar Tagen miteinander telefoniert.»
«Tatsächlich? Worüber haben Sie denn gesprochen?»
«Christian fühlte sich bedroht. Von zwei Typen, die ihn beobachteten. Wie er sagte.»
Bastian wechselte einen Blick mit Susanne. Vielleicht bekamen sie endlich einen entscheidenden Hinweis. «Hat er die beiden beschrieben?»
«Nein. Nur dass es sich um jüngere Männer handelte. Christian dachte an ehemalige Studenten, die sich für eine schlechte Prüfungsnote rächen wollten. Ich tippte auf Einbrecher und riet ihm, nicht den Helden zu spielen. Da haben wir uns wohl beide geirrt.» Vogtländer begann zu lachen, was nicht lange gutging und in einem hartnäckigen Hustenanfall endete. «Entschuldigung.»
Susanne schüttelte fassungslos den Kopf.
«Finden Sie das lustig?», fragte Bastian.
«Nein.» Vogtländer schnappte keuchend nach Luft. «Tut mir leid. Angesichts des Todes verhalten wir uns alle etwas seltsam. Besonders angesichts unseres eigenen.»
Seltsam war dieser Wissenschaftler auf jeden Fall. Vielleicht lag das am Klima da oben am Nordpol. Immer kalt, so gut wie keine Pflanzen, im Sommer ging die Sonne nicht unter und im Winter gar nicht erst auf, das machte vermutlich den Nervenstärksten mürbe.
Bastian wechselte das Thema: «Kennen Sie die Firma Lambert-Pharma?»
«Nicht aus eigener Anschauung. Aber ich weiß, dass sie existiert.»
«Wussten Sie auch, dass Professor Weigold Miteigentümer war? Genauer gesagt, dass ihm ein Sechstel des Unternehmens gehörte?»
«Das wundert mich nicht», sagte Vogtländer emotionslos. «Christian gehörte zu jenen Forschern, die ihren eigenen Vorteil nie aus den Augen verlieren. Und mit manchen Entdeckungen lässt sich eben eine Menge Geld verdienen.» Ein ersticktes Husten drang durch die Leitung. «Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte, ich habe einen Arzttermin.»
Kaum hatte Bastian aufgelegt, klingelte das Telefon erneut.
«Yasi hier.» Ihre Stimme klang verwegen. «Hallo, mein nächtlicher Besucher.»
Bastian war baff.
Susanne schaute ihn fragend an.
«Äh … Hallo, Frau Ana», sagte Bastian schließlich, «ich sitze hier im Büro zusammen mit KHK Hagemeister.»
Susanne machte mit dem Finger ein Zeichen, Bastian aktivierte den Lautsprecher. «Und sie hört mit.»
«Das trifft sich gut», sagte Yasi. «Es geht nämlich um einen Fall, den Sie beide bearbeiten.»
«Hat die Autopsie der Weigolds etwas Neues ergeben?»
«Nein. Es geht um Mergentheim, da standen ja noch einige Ergebnisse der Blutuntersuchung aus.» Yasi machte eine kleine Pause. «Und Überraschung, wir
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