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Münsterland ist abgebrannt

Münsterland ist abgebrannt

Titel: Münsterland ist abgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Kehrer
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worden, um die Morde zu verdecken. Völlig nebulös blieb jedoch das Motiv, das den oder die Täter bewogen hatte, Professor Weigold und seine Frau zu töten. Möglicherweise handelte es sich um einen missglückten Einbruch, bei dem die Täter von den Opfern überrascht worden waren, oder um einen aus dem Ruder gelaufenen Raubüberfall. Aufgrund der Einsturzgefahr hatte die KTU erst einen Teil des Gebäudes untersuchen können, daher bestand noch die Chance, dass die Spurensicherer in der Brandruine etwas fanden, das darüber Aufschluss gab. Fakt war allerdings, dass man weder im Institutsbüro des Professors noch bei der kursorischen Befragung seiner Mitarbeiter und der Freunde des Ehepaars einen Hinweis erhalten hatte, der die Gewalttat erklärte. So blieb als einzige Spur die Anzeige des Professors bei der Nottulner Polizei, die Beschuldigung jener zwei jungen Männer, die ihm angeblich mehrmals aufgelauert hatten. Dummerweise war ihre Beschreibung recht vage. Oder anders gesagt: Der Nottulner Kollege hatte nicht nachgefragt, weil er die Geschichte wohl nicht sehr ernst genommen hatte.
    Den ersten tauglichen Hinweis erhielten sie nach ihrer Mittagspause, die sie mit belegten Brötchen in Susannes Wagen verbrachten. Eine Fleischereifachverkäuferin hatte ein Auto mit zwei männlichen Insassen auf dem Parkplatz des Sportvereins gesehen, als sie ihren Sohn zum Fußballtraining brachte. Es sei ihr komisch vorgekommen, dass die Männer mindestens eine Viertelstunde lang einfach so im Auto gesessen hätten, sagte sie. Es gebe in Schapdetten wenig Probleme mit Drogen und so, aber man könne ja nie wissen … Einer der beiden habe lange und der andere kurze Haare gehabt, eher dunkel als blond, mehr habe sie von hinten nicht erkennen können. Bastian fragte nach dem Wagen. Die Verkäuferin pustete, da sei sie überfragt, so ein Mittelklassewagen, vielleicht ein Passat, irgendwie silbrig-grau, mit Münsteraner Kennzeichen, darauf habe sie geachtet, aber was und wie genau …
    Es sei definitiv ein Opel Astra mit Metalliclackierung gewesen, sagte eine Stunde später ein Mann, der gerade von seinem Bürojob in Münster nach Hause kam, den Wagen habe er zweimal bei den Hexenquellen am Tilbecker Berg gesehen. Die Typen hätten wie Studenten gewirkt, so ein bisschen ungepflegt, mit großen Sonnenbrillen. Viel habe er nicht erkannt, schon wegen der Sonne, die ihn geblendet habe. Allerdings sei ihm aufgefallen, dass das Auto ein Münsteraner Kennzeichen gehabt habe.
    «Einen ganzen Tag Arbeit für zwei mickrige Aussagen, die nicht mal gerichtsverwertbar sind», stöhnte Susanne. Am Horizont stießen die Bettentürme der Uni-Klinik wie zwei riesige Spargelköpfe in den Himmel.
    «Vielleicht hatten die Kollegen ja mehr Glück», sagte Bastian, um überhaupt etwas zu sagen.
    |||||
    Nachdem der Papierkram erledigt war, schlenderte Bastian hinüber in den Sitzungsraum der Mordkommission. Auf dem langen Tisch standen etliche Telefone, von den bereits eingetroffenen Ermittlern hatten einige ihre Laptops angeschlossen, andere zapften Kaffee aus großen Warmhaltekannen. Die Gespräche drehten sich um Überstunden und Urlaubsansprüche, ein sicheres Indiz, dass bei der anstehenden Sitzung keine Sensation zu erwarten war.
    Bastian versorgte sich selbst mit Kaffee, während sich der Raum mit Menschen füllte. Fahlen kam als Letzter und bat schwungvoll um eine Zusammenfassung der Ermittlungsergebnisse. Wie Bastian vermutet hatte, fielen die Resultate dürftig aus. Der Wagen mit den zwei jungen Männern war noch an fünf anderen Stellen gesehen worden, doch für eine genaue Personenbeschreibung reichte es in keinem Fall, geschweige denn für ein Phantombild. Ein ähnliches Problem ergab sich beim Auto, die Zeugen hatten vier verschiedene Marken und Modelle genannt, die Farbe changierte von Weiß bis Mittelgrau, das Kennzeichen hatte sich leider niemand gemerkt.
    «Ich sehe nur eine Möglichkeit», sagte Fahlen. «Wir füttern die Medien mit dem Aufruf, dass wir die beiden als Zeugen in einem Mordfall suchen.»
    «Mit dieser Wischiwaschi-Personenbeschreibung?», fragte Ruth Winkler.
    «Hast du einen besseren Vorschlag?», gab Fahlen zurück.
    «Da wird es Hunderte von Anrufen hageln.»
    «Eben dafür richten wir eine Hotline ein und setzen zwei Leute den ganzen Tag ans Telefon. Neunzig Prozent der Anrufe lassen sich von vorneherein aussortieren, das sind die üblichen Wichtigtuer und Schaumschläger, die restlichen zehn Prozent arbeiten wir nach

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