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Münsterland ist abgebrannt

Münsterland ist abgebrannt

Titel: Münsterland ist abgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Kehrer
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auf dem Papier. «Wir können einen Vertrag aufsetzen, der Lambert-Pharma dazu verpflichtet, zukünftig einen Großteil seiner Gewinne an Organisationen oder Projekte abzuführen, die in Ihrem Sinne arbeiten. Ich lasse Ihnen da freie Wahl. Zum Zeichen meines guten Willens könnte ich hier und jetzt die Überweisung einer größeren Summe veranlassen. Auf jedes Konto, das Sie mir nennen.»
    «Das wird nicht nötig sein.»
    Das Grinsen, das über Rikes Gesicht huschte, beunruhigte Helene. Was hatte sie falsch gemacht? War ihr Angebot zu durchsichtig gewesen? Unterschätzte sie die Intelligenz dieser Mörderin? Oder steckte hinter den Verbrechen noch ein anderer Plan?
    «Jetzt denken Sie nach, stimmt’s?», höhnte Rike. «Jetzt fragen Sie sich, wer auf unserer Seite ist? Wer uns unterstützt? Wer dafür gesorgt hat, dass wir auf diesem Bonzenschiff einchecken konnten?»
    Doch nicht etwa … Nein, das konnte nicht sein. Doch nicht Frederik! Die Liebelei war nicht echt. Sie durfte einfach nicht echt sein. Rike hatte sich Frederik an den Hals geworfen und ihn verführt, um sich Zutritt zu verschaffen, anders war das nicht denkbar. Nie und nimmer würde sich Frederik darauf einlassen, mit einer Mörderin gemeinsame Sache zu machen.
    Rike lachte. «Na, sind Sie auf der richtigen Spur? Zweifeln Sie langsam an Ihrem Sohn?»
    Plötzlich schwankte die Kabine. Mit beiden Händen klammerte sich Helene an den Sessellehnen fest und hatte doch das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren.
    «Frederik wird Lambert-Pharma in den Dienst der Sache stellen», sagte die Blonde. «Die Gewinne der Firma werden wir dazu nutzen, über die Ausbeutung der Natur und der Naturvölker durch den Kapitalismus aufzuklären. Ein Zeichen, das niemand übersehen kann.»
    Helene verstand nichts mehr. Das sollte ihr Sohn versprochen haben? Derselbe Frederik, der schon als Grundschüler darauf bestanden hatte, nur Markenkleidung zu tragen? Der sich am liebsten mit teurem Spielzeug umgab? Der ihr zu seinem zweiundzwanzigsten Geburtstag einen italienischen Sportwagen abgeschwatzt hatte?
    «Das hat er Ihnen gesagt?»
    «Da staunen Sie, was?» Rike schnitt eine höhnische Grimasse. «Ich will Ihnen was verraten, Helene: Frederik ist zu
uns
gekommen, nicht wir zu ihm. Er hat in Ihrer Vergangenheit geschnüffelt und uns erzählt, wie sehr ihn das ankotzt, was Sie und diese anderen Arschlöcher getan haben. Und dass Sie und die anderen noch heute von diesen Verbrechen profitieren und kein Gericht der Welt Sie dafür verurteilen wird. Gemeinsam sind wir dann zu dem Schluss gekommen, dass wir etwas unternehmen müssen.»
    «Das ist nicht wahr», krächzte Helene. «Das würde Frederik niemals wollen.»
    «Wahrscheinlich kenne ich ihn besser als Sie.»
    «Sie haben da etwas völlig missverstanden. Mag sein, dass Frederik sich häufig über mich ärgert. Mag sein, dass er mich heftig kritisiert. Aber ich bin immer noch seine Mutter. Wenn Sie mich umbringen, werden Sie ihn verlieren. Und ganz bestimmt werden Sie nicht die Kontrolle über Lambert-Pharma erlangen!»
    «Netter Versuch», sagte Rike. «Aber leider wirkungslos.»
    Helene sah ein, dass die Diskussion zwecklos war. Wer sich derart in seine fixen Ideen verrannt hatte wie dieses fanatische Weib, war durch Argumente nicht erreichbar. Helene musste sich etwas anderes einfallen lassen. Aber was?
    Die Blonde horchte zur Tür. Sie schien jemanden zu erwarten. Frederik vielleicht?
    Krampfhaft überlegte Helene, wie sie die Situation wenden könnte. Bei Vogtländer hatte es doch auch geklappt. Den hatte sie doch auch rumgekriegt. Und womit? Mit seiner Vaterschaft. Warum also nicht dasselbe noch einmal probieren?
    «Eines weiß allerdings auch Frederik nicht …»
    Rike wandte Helene wieder ihre volle Aufmerksamkeit zu. «Was kommt jetzt?»
    «Frederik hat einen Vater.»
    «Der ist tot, soviel ich weiß.»
    «Nein, ist er nicht», sagte Helene. «Frederiks richtiger Vater heißt Ulrich Vogtländer. In meinem Testament habe ich Ulrich als Treuhänder eingesetzt, Frederik kann erst über sein Vermögen verfügen, sobald er sechsundzwanzig ist.»
    Rike musterte ihr Gegenüber, als suche sie nach Anzeichen für eine Lüge. «Das haben Sie sich gerade ausgedacht.»
    «Fragen Sie Vogtländer selbst. Er wohnt auf Spitzbergen.»
    «Denken Sie, wir kennen ihn nicht? Wir wissen, dass Vogtländer zur Expedition gehörte. Bislang stand er nicht auf unserer Liste, weil er sich kein Geld in die Taschen gestopft

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