Münsterland ist abgebrannt
des Regierungsvollmachtigen. Wir sind ja nicht richtig Norwegen, nur halb. Der Sysselmann ist Chef von Spitzbergen. Aber ein netter Kerl.»
Bastian und Yasi durften sich an einen Tisch setzen und bekamen frischen Kaffee in großen Bechern. Währenddessen palaverten die Norweger untereinander. Anscheinend waren sie sich nicht einig über das weitere Vorgehen.
«Weißt du, was das soll?», fragte Yasi leise.
«So wenig wie du», gab Bastian zurück.
Das Gespräch der Norweger verebbte. «Okay», sagte Knut Hansen. «Ihr wollt wissen, warum ihr seid hier?» Er schaute Bastian an. «Am besten, du hörst auf deinen Chef.»
Bastian schloss die Augen. Ein Gespräch mit Fahlen oder Brunkbäumer war so ziemlich das Letzte, was er sich auf nüchternen Magen wünschte.
Inzwischen hatte einer der anderen Polizisten eine Nummer gewählt und den Telefonlautsprecher aktiviert. Schon nach dem ersten Freizeichen meldete sich Fahlen.
«Knut Hansen hier», sagte Hansen. «Dein Kollege und Miss Jazzy sitzen bei uns.»
«Danke», sagte Fahlen knapp. Und eine Spur unfreundlicher: «Matt, hörst du mich?»
«Laut und deutlich.»
«Verdammte Scheiße!» Fahlen explodierte sofort. «Was hast du dir dabei gedacht? Hast du wirklich geglaubt, wir würden nicht merken, dass Frau Dr. Ana das Land verlässt?»
«Soweit ich weiß, ist sie nicht mehr tatverdächtig.»
«Wir haben sie gebeten, in Münster zu bleiben.
Gebeten!
Du bist lange genug bei uns, um zu wissen, was das heißt. Und sie ist ja nicht bloß zum Shoppen nach Holland gefahren, sie ist nach Spitzbergen geflogen, wo sich mit Dr. Vogtländer ein weiteres potenzielles Opfer aufhält. Da hätten bei dir doch alle Alarmglocken läuten müssen.»
«Guten Morgen», sagte Yasi. «So viel Höflichkeit sollte sein, Herr Fahlen. Und um die Frage, die Sie mir gar nicht gestellt haben, zu beantworten: Ich wäre sowieso nach Spitzbergen geflogen. Bastian ist mitgekommen, weil er mich
und
Dr. Vogtländer beschützen will. Sie sollten ihn nicht kritisieren, sondern loben.»
«Frau Dr. Ana», sagte Fahlen gespreizt. «Wir unterhalten uns, wenn Sie wieder in Deutschland sind. Vorläufig ist das hier eine Angelegenheit zwischen mir und Oberkommissar Matt.»
Bastian verdrehte die Augen. Fahlen war einfach zum Kotzen.
«Verdammt noch mal, Matt», polterte der MK -Leiter weiter. «Du hättest mich oder Susanne informieren müssen. Vogtländer ist ein wichtiger Zeuge in einer Mordermittlung, du kannst nicht als Tourist bei ihm aufkreuzen.»
«Wie Frau Ana bereits …»
«Hör auf mit dem Scheiß!», unterbrach ihn Fahlen. «Pass auf, ich sage es nur einmal, und das ist keine Bitte, sondern eine dienstliche Anweisung: Du setzt dich mit Dr. Ana in das nächste Flugzeug, das Spitzbergen verlässt, und kommst auf dem schnellsten Weg nach Münster zurück. Verstanden?»
«Verstanden», wiederholte Bastian. So ganz ungelegen kam ihm der Befehl nicht. Was Yasis Absichten anging, hegte er selbst immer noch Bedenken. Hatten sie Spitzbergen erst einmal Richtung Deutschland verlassen, war er zumindest diese Sorge los.
«Herr Hansen?», fragte Fahlen.
«Ja?»
«Haben Sie mitgehört?»
«Alles klar.» Hansen zwinkerte Bastian zu. «Wir setzen sie in nächste Flugzeug.»
Als das Telefonat beendet war, stieß Hansen einen Pfiff aus. «Nicht easy dein Boss, wie?»
«Er ist ein Idiot», mischte sich Yasi ein. «Ich habe ein Recht darauf, mit Dr. Vogtländer zu sprechen. Ich habe nichts verbrochen.»
Bei der Erwähnung des Namens Vogtländer sahen die beiden anderen Polizisten Hansen fragend an. Bastian nahm an, dass der Biologe in Longyearbyen kein Unbekannter war.
Hansen redete eine Weile Norwegisch, vermutlich übersetzte er für seine Kollegen den Inhalt des Telefongesprächs. Dann wandte er sich wieder Bastian und Yasi zu: «Wir wissen, was Fahlen sagt. Aber wie ist eure Geschichte?»
Bastian zögerte.
«Keine Angst», sagte Hansen. «Flugzeug geht am Nachmittag. Wir haben Zeit. Hier oben passiert nicht viel.»
Gemeinsam redeten sie mehr als eine Stunde lang, Yasi auf Englisch und Bastian auf Deutsch, Hansen übersetzte, wo es nötig war. Sie referierten die Fakten, die Annahmen und die wichtigsten Theorien. Die Norweger schenkten Kaffee nach, stellten ab und zu Fragen und hörten ansonsten schweigend zu. Dann war alles gesagt. Sogar die Ankunft von Helene Lambert im Laufe des Vormittags hatte Bastian erwähnt.
Die Norweger besprachen sich. Anschließend verschwanden zwei der Polizisten,
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