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Münsterland ist abgebrannt

Münsterland ist abgebrannt

Titel: Münsterland ist abgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Kehrer
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konnte mich nicht mehr bewegen, weil der Balken oder was immer es war, auf meinem Bein lag. Bevor ich ohnmächtig wurde, sah ich, wie die Flammen auf mich zukrochen.»
    Yasi streckte ihre Hand aus und streichelte Bastians Brust. «Die Brandnarben sind mir gleich aufgefallen, aber ich wollte nicht fragen.»
    «Zwei Kollegen haben mich in letzter Sekunde gerettet. Anschließend war ich eine Zeitlang in einer Klinik. Dort habe ich auch einen Vortrag über posttraumatische Belastungsstörungen gehört, allerdings hat mich das nicht weiter interessiert, denn ich hatte ja keine Probleme. Die Albträume kamen erst später, als ich wieder zu Hause war.»
    «Hast du etwas dagegen unternommen?»
    «Erst mal nicht. Ich wollte meinen Job nicht verlieren. Ein Bulle mit psychischen Problemen gilt als Sicherheitsrisiko. Ich fürchtete, dass sie mich dazu verdonnern würden, nur noch Innendienst zu machen.» Er seufzte tief. «Also habe ich die Klappe gehalten, blöd, wie ich war. Denn es wurde immer schlimmer. Manchmal hatte ich eine derartige Angst vor dem Schlafen, dass ich die ganze Nacht wach geblieben bin. Morgens bin ich dann todmüde zum Dienst getorkelt. Die Kollegen dachten, ich wäre zum Partykönig mutiert, dabei hätte ich nichts lieber gemacht, als mal eine Nacht durchzuschlafen.»
    Yasi ließ ihre Finger über seine Haut gleiten und setzte die Inspektion seiner Brust fort. «Erzähl weiter.»
    «Meine damalige Freundin hat das total aufgeregt, wir kriegten uns immer häufiger in die Haare. Schließlich hat Lisa sich von mir getrennt.»
    «Wann war das?»
    «Vor etwas mehr als zwei Jahren. Der absolute Tiefpunkt. Ich war am Ende. Wahrscheinlich musste es so weit kommen, bis ich bereit war, Hilfe anzunehmen. Inzwischen habe ich die Pillen, die man mir am Anfang verschrieben hat, wieder abgesetzt und gehe nur noch alle zwei Wochen zu einer Psychologin.» Bastian richtete sich auf und warf einen Blick auf das Handy. Sechs Uhr. Viel zu früh, um aufzustehen. Aber er musste sich den Angstschweiß vom Körper waschen.
    Durch das Badezimmerfenster drangen Sonnenstrahlen.
    Bastian drehte den Wasserhahn auf und schaufelte sich Wasser ins Gesicht und auf den nackten Oberkörper. Die Kälte tat gut. Langsam trocknete er sich ab. Aus dem Zimmer nebenan war plötzlich Yasis Stimme zu hören.
    «What?»
    Mit wem redete sie da? Auf Englisch? Bastian lauschte.
    «Police. Open the door.» Die männliche Stimme klang gereizt.
    Konnte das ein Trick sein? Hatte Vogtländer ihnen jemanden auf den Hals gehetzt? Nein, sagte sich Bastian, viel wahrscheinlicher war es, dass vor der Tür ein echter Polizist stand. Um sechs Uhr morgens klopften nur echte Polizisten an.
    Er ging zurück ins Zimmer. Yasi saß aufrecht im Bett und schaute ihn fragend an. «Hast du mit jemandem telefoniert?», flüsterte sie.
    «Nein. Wann denn?» Bastian lächelte ihr aufmunternd zu. «Ich mache jetzt auf. Okay?»
    Erneutes Pochen. «Police.»
    Bastian riss die Zimmertür auf. Vor ihm standen drei Männer in blauen Uniformen, ihre rechten Hände ruhten auf den Pistolen an ihren Gürteln.
    «Mister Bastian Matt?», fragte der vorderste Polizist.
    Erst in diesem Moment wurde Bastian bewusst, dass er lediglich Shorts und das über die Schulter geworfene Handtuch trug. «Ja.»
    «And Miss Jazzy Ana?»
    Bastian deutete über seine Schulter.
    «Ihr musst mitkommen», sagte ein anderer Polizist auf Deutsch. «Wir haben Fragen an euch.»
    |||||
    Vom Hotel bis zur Polizeistation waren es nur ein paar Schritte. Nachdem sich Bastian und Yasi bereitwillig angezogen und das Hotelzimmer ohne Protest verlassen hatten, entspannten sich die Norweger sichtlich. Knut Hansen, der deutschsprechende Polizist, erzählte sogar, dass er einige Seminare der Polizeihochschule in Münster-Hiltrup besucht habe. «Schöne Stadt, gutes Bier. Wir waren in Kuh…»
    «Im Kuhviertel», half Bastian.
    «Richtig.
Nice little pubs.
Und viel blonde Frauen. Fast wie in Norwegen.»
    Bastian lächelte höflich. Zu gern hätte er erfahren, was der Grund für den Überfall am frühen Morgen war, doch er kannte das Geschäft lange genug, um zu wissen, dass die Kollegen die Katze erst aus dem Sack lassen würden, wenn sie glaubten, die Situation vollständig unter Kontrolle zu haben.
    Das schlichte Gebäude, das sie betraten, beherbergte offenbar nicht nur die Polizei, sondern noch andere öffentliche Einrichtungen.
    «Das Sysselmannskontor», sagte Hansen.
    «
Sysselmanns-
was?», fragte Bastian.
    «Büro

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