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Muensters Fall - Roman

Muensters Fall - Roman

Titel: Muensters Fall - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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davor hat sie sich darin nicht sicher gefühlt. Obwohl sie in den letzten Jahren, ja, seit sie hier im Gellnerhemmet ist, sich eigentlich immer so verhält, wie sie es sicher auch tat, als Sie mit ihr geredet haben.«
    »In sich selbst eingekapselt?«, fragte Münster.
    »So ungefähr. Aber, wie gesagt: zufrieden.«
    Münster dachte eine Weile nach.
    »Bekommt sie Medikamente?«
    Die Fürsorgerin schüttelte den Kopf.
    »Nicht mehr. Zumindest nichts Großes.«
    »Irgendeine Form von ... Behandlung?«
    Wieder lächelte sie.
    »Dahin mussten wir ja kommen«, sagte sie. »Denn irgendwas muss doch von uns zu erwarten sein, nicht wahr? Dass wir zumindest eine Art von Würde wiederherzustellen versuchen ... doch, doch, Irene bekommt natürlich eine Therapie. Wenn sie die nicht bekäme, würde sie eines schönen Tages sozusagen ganz aufhören zu funktionieren.«
    Münster wartete ab.
    »Zum Teil arbeiten wir traditionell«, erklärte deBuuijs, »zum Teil experimentieren wir auch. Nicht so, dass es irgendwelche Risiken mit sich bringen würde, aber in Irenes Fall hat das unerwartet gut funktioniert ... das sagt zumindest die Therapeutin.«
    »Wirklich?«, bemerkte Münster.
    »Wir betreiben täglich eine Art Gesprächstherapie. In kleinen Gruppen, das machen wir mit allen Patienten. Dann haben wir noch verschiedene Therapeuten, die herkommen und individuell arbeiten. Unterschiedliche Schulen und Methoden, wir wollen uns nicht festlegen. Irene wird seit fast einem Jahr von einer jungen Frau betreut, die Clara Vermieten heißt, und ... ja, es geht offensichtlich sehr gut.«
    »In welcher Beziehung?«, wollte Münster wissen.

    »Das kann ich gar nicht sagen«, entschuldigte sich Hedda deBuuijs. »Sie haben jetzt eine Pause gemacht, da Clara ein Kind bekommen hat, aber sie will die Behandlung im Frühling wieder aufnehmen.«
    Münster begann langsam zu überlegen, ob sie nicht eine Art As im Ärmel hatte oder ob sie nur aus reiner Höflichkeit mit ihm sprach.
    »Wenn Sie daran teilhaben wollen, dann ist das kein Problem«, sagte die Fürsorgerin deBuuijs nach einer kleinen Pause. »Wo Sie doch extra so weit gefahren sind.«
    »Teilhaben?«, wunderte Münster sich.
    »Alle Gespräche sind auf Tonband aufgenommen. Ich selbst habe sie mir nicht angehört, aber ich habe Clara angerufen, als ich erfuhr, dass Sie kommen würden. Sie hat nichts dagegen, wenn Sie sie anhören wollen. Vorausgesetzt natürlich, Sie missbrauchen sie nicht in irgendeiner Weise.«
    »Missbrauchen?«, fragte Münster. »Wie sollte ich sie missbrauchen können?«
    DeBuuijs zuckte mit den Schultern.
    »Ich muss mir manchmal bestimmte Floskeln zurechtlegen«, sagte sie. »Das gehört zu meinem Beruf. Geht es Ihnen nicht auch so?«
    »Doch, ja«, nickte Münster. »Manchmal.«
    Die Fürsorgerin stand auf.
    »Ich glaube, wir verstehen einander«, sagte sie. »Folgen Sie mir, dann werde ich Ihnen ihr Zimmer zeigen. Sie können dort so lange bleiben, wie Sie wollen. Wenn Sie eine Tasse Kaffee wollen, während Sie sich die Bänder anhören, dann bringe ich Ihnen eine.«
    »Danke, gern«, sagte Inspektor Münster. »Das wäre schön.«

37
    »Was meinst du?«, fragte Jung. »Wie es abgelaufen ist?«
    »Es ist zumindest eine Idee«, sagte Moreno. Sie biss sich auf die Lippen und zögerte ein paar Sekunden. »Erinnert ihr euch noch an den Tag, ich glaube, es war der Donnerstag, an dem Arnold Van Eck uns mitteilte, dass seine Frau verschwunden ist? Wir sind hingefahren ... nein, das waren ja nur Münster und ich. Jedenfalls sind wir am Kolderweg angekommen, um mit Van Eck zu reden. Und in der Tür haben wir Frau Leverkuhn getroffen, die dabei war, die Sachen von Waldemar auszuräumen. Sie hat Taschen und Säcke mit seinen alten Kleidern rausgeschleppt. Sie wollte in die Windermeerstraat und es der Heilsarmee übergeben ... Sie war eine ganze Weile damit beschäftigt, während wir dort waren. Das waren natürlich ... natürlich nicht nur Kleidungsstücke, die sie da rausgetragen hat.«
    Rooth stoppte seine Kaffeetasse auf halbem Weg zum Mund.
    »Was, zum Teufel, redest du da?«, rief er aus. »Behauptest du etwa ... behauptest du, dass sie die Van Ecksche direkt vor euren Augen rausgeschleppt hat? Zerstückelt und verpackt? Das ist ja wohl das Schlimmste ... und wer hat gerade was von einem blinden Huhn gesagt?«
    »Das ist nicht möglich«, sagte Reinhart. »Oder vielleicht ja doch«, fügte er nach ein paar Sekunden hinzu, »... glaubst du wirklich, dass das

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