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Muensters Fall - Roman

Muensters Fall - Roman

Titel: Muensters Fall - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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zweiundzwanzig.«
    »Herz sieben«, sagte Marieke. »Du bist dran. Wie alt bist du, Papa?«
    »Hundertdrei«, sagte Münster. »Aber ich fühle mich älter. All right, ich bin deiner Meinung. Wir müssen etwas tun.«
    Für eine Sekunde versuchte er, sein Leben mit dem der Familie Leverkuhn zu vergleichen, es zumindest in eine Art Beziehung zu setzen, aber der Gedanke war so absurd, dass er ihn sofort über Bord warf.
    »Wir fangen übermorgen damit an«, sagte er. »Gab’s keine Post heute?«
    »Nur Rechnungen und das hier«, sagte Synn und gab ihm einen weißen Umschlag. Er öffnete ihn und zog einen zweimal gefalteten Zettel heraus.
    Es war eine kurze Mitteilung. Nur vier Worte. Datiert vor zwei Tagen.
     
    Sie war es nicht.
V. V.

     
    »Pik Dame«, sagte Marieke. »Du bist dran!«
    »So ein Mist«, sagte Kommissar Münster.

29
    Das Urteil im Verfahren gegen Marie-Louise Leverkuhn wurde am Montag vormittag, dem 22. Dezember, im Maardamer Gerichtsgebäude verkündet.
    Einhellig wurde Frau Leverkuhn für schuldig erklärt des geplanten Mordes an ihrem Ehemann Waldemar Severin Leverkuhn, gemäß den Paragrafen dreiundvierzig und vierundvierzig des Strafgesetzbuches. Die Länge der Strafe wurde auf sechs Jahre festgelegt, die kürzeste Zeit, die das Gesetz erlaubte, und das, so teilte es Richter Hart mit unerschütterlicher Autorität mit, in erster Linie in Anbetracht der Tatsache, dass die Verurteilte bereits tot war und somit ihre Strafe nicht absitzen konnte.
    Nachdem das gesagt worden war, erklärte er, dass gegen das Urteil wie üblich innerhalb von neunzig Tagen Einspruch eingelegt werden könnte, schlug dann mit seinem Hammer auf den Tisch und erklärte das Verfahren für abgeschlossen.
     
    Gerichtsmediziner Meusse wischte sich die Hände am Kittel trocken und schaute auf.
    »Jaha?«
    Rooth räusperte sich.
    »Es handelt sich um einen Schädel ...«
    »... um den einzelnen Schädel«, präzisierte Jung.
    Meusse spähte über den Rand seiner schmutzigen Brille und machte ihnen ein Zeichen, ihm zu folgen. Er selbst ging voran durch eine Reihe frostiger Räume, bis er schließlich vor einem großen Kühlschrank stehen blieb.
    »Da haben wir ihn«, sagte er, während er die Tür öffnete. »Wenn ich mich nicht irre.«
    Er holte einen weißen Plastiksack heraus und zog einen abgeschlagenen
Frauenkopf heraus, indem er ihn bei den Haaren packte. Er war aufgeschwollen und verfärbt, mit Flecken und Bläschen in allen Schattierungen von Ocker bis Tieflila. Die Augen waren geschlossen, aber aus dem halb geöffneten Mund ragte eine einige Zentimeter lange dunkelbraune Zunge hervor. Die Nase sah fast exkrementartig aus. Jung spürte die Übelkeit in seiner Magenregion und hoffte, dass er nicht gezwungen sein würde, den Raum zu verlassen.
    »Verdammt«, sagte Rooth.
    »Ja, das ist kein Schönheitswettbewerb«, sagte Meusse. »Sie wird da schon einige Monate gelegen haben, denke ich. Die Plastiktüte ist wirklich von guter Qualität, sonst wäre sie schon viel mehr abgenagt.«
    Rooth schluckte und versuchte, seinen Blick abzuwenden. In Ermangelung anderer Objekte heftete er ihn an Jung, der zirka dreißig Zentimeter von ihm entfernt stand. Jungs Magen rotierte aufs Neue, und er schloss schnell die Augen.
    »Erkennst du sie wieder?«, fragte Rooth mit zittriger Stimme.
    Jung öffnete die Augen und nickte schwach.
    »Ich glaube schon«, sagte er. »Kann man etwas über die Todesursache sagen?«
    Meusse schob den Kopf wieder in die Tüte zurück.
    »Noch nicht«, erklärte er. »Sie hat ein paar kräftige Schläge mit einem Gegenstand auf den Schädel gekriegt, aber wer weiß, ob sie daran gestorben ist. Jedenfalls muss sie aber davon in Ohnmacht gefallen sein, da ist eine kräftige Quetschung. Soll das heißen, dass ihr wisst, wer das ist?«
    »Wir denken schon«, sagte Rooth. »Vor zwei Monaten, ist das richtig?«
    »Plus minus ein paar Wochen«, sagte Meusse. »Übermorgen bekommt ihr genauere Daten.«
    »Übermorgen ist Heiligabend«, informierte ihn Rooth.
    »Ach, wirklich?«, Meusse wunderte sich.
    »Und wie kann die Köpfung selbst abgelaufen sein?«, fragte Jung.

    Meusse strich sich ein paar Mal über den kahlen Kopf, als wollte er kontrollieren, ob der noch fest saß.
    »Mit dem Messer«, sagte er. »Und vermutlich einem Fleischerbeil. Nicht gerade die Werkzeuge, die ich für diese Art des Eingriffs aussuchen würde, aber offensichtlich hat es geklappt.«
    »Offensichtlich«, bestätigte Rooth.
    »Wie alt?«,

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