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Muensters Fall - Roman

Muensters Fall - Roman

Titel: Muensters Fall - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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jetzt am Rand des Grabs stand.
    Wie Frau de Grooit. Wie die Eheleute Leverkuhn.
    Ich werde mit diesem verfluchten Fall nie weiterkommen, dachte er plötzlich, als er wieder hinterm Steuer saß. Der wird so bleiben, wie er ist, genau wie Pampas. Hier wird nichts mehr passieren.
    Worin Kommissar Münster sich jedoch irrte.
    Und zwar gründlich.

28
    Wenn nicht Vera Kretschkes Freund am vorangegangenen Abend mit ihr Schluss gemacht hätte – am 20. Dezember –, hätte sie vermutlich in der Nacht besser geschlafen.
    Und wenn sie in der Nacht besser geschlafen hätte, hätte sie selbstverständlich die ganze Strecke ohne Probleme geschafft. Das tat sie ja sonst auch immer.

    Und wenn sie die ganze Strecke geschafft hätte, wäre sie logischerweise nicht nach fünfzehnhundert Metern stehen geblieben, um statt weiterzulaufen lieber weiterzugehen.
    Und wenn sie nicht in diesem gemächlichen Tempo weitergegangen wäre, ja, dann hätte sie nie den gelben Plastikfetzen entdeckt, der ein paar Meter vom Weg entfernt zwischen den Bäumen aufblitzte.
    Jedenfalls wäre es höchst unwahrscheinlich gewesen.
    Und dann ... dann würde dieses Widerliche nicht wie ein dicker Teig in ihrem Kopf kleben, sodass sie kaum einen vernünftigen Gedanken fassen konnte.
    In diesen Bahnen dachte sie am folgenden Abend, als sie in ihrem Bett in ihrem alten, gemütlichen Jungmädchenzimmer lag und darauf wartete, dass Reuben anrief, wenn schon nicht, um sie um Verzeihung zu bitten und das zurückzunehmen, was er gesagt hatte, dann zumindest, damit sie ihm erzählen konnte, was ihr während ihrer morgendlichen Joggingtour zugestoßen war.
    Ihrer Jogging- und Spaziertour.
    Furchtbar, dachte sie und blieb stehen. Warum können die Leute ihre Sachen nicht dahin schmeißen, wo sie hingehören?
    Weylers Wald war kein großes Naturgelände, aber er war gepflegt und beliebt. Es gab Papierkörbe und Mülleimer an den Wander- und Laufwegen, die den Wald in alle Richtungen durchkreuzten, und es war nicht üblich, dass sie auf Müll stieß, der in dieser Art weggeworfen worden war.
    Ein Eisstiel oder eine leere Zigarettenpackung vielleicht, aber nicht eine große Plastiktüte.
    Vera Kretschke war die Wortführerin der Umweltschutzgruppe in ihrer Schule, das war sie schon seit drei Schuljahren, und sie trug eine gewisse Verantwortung.
    Entschlossen trat sie in das feuchte Gestrüpp. Schüttelte die Tropfen von den jungen Birkenschösslingen, während sie sich hinunterbeugte und die Plastiktüte herauszog. Der größte Teil hatte unter Laub und kleinen Zweigen verborgen gelegen, und sie musste richtig zupacken, um sie herausziehen zu können.

    Dreckschweine, dachte sie. Umweltverschmutzer.
    Dann guckte sie in die Tüte.
    Darin lag ein Kopf. Ein Frauenkopf.
    Sie musste sich übergeben, ohne etwas dagegen tun zu können. Es spritzte nur so heraus aus ihr, genau wie damals, als sie vor ein paar Jahren etwas Dubioses in einem indischen Restaurant in der Stadt gegessen hatte.
    Ein Teil landete in der Tüte. Was die Sache natürlich auch nicht besser machte.
    Und Reuben rief am Abend nicht an, also hatte die arme Vera Kretschke noch eine schlaflose Nacht vor sich.
     
    »Verdammter Mist!«, schrie Inspektor Fuller. »So was darf einfach nicht passieren!«
    Wachtmann Schmidt schüttelte seinen großen Kopf und sah unglücklich aus.
    »Aber es ist nun mal passiert ...«
    »Wie hat sie das geschafft?«, wollte Füller wissen.
    Schmidt seufzte.
    »Hat das Laken gedreht, wie ich annehme. Und dann ist da ja der kleine Rohrstummel oben in der Ecke, über den haben wir doch schon geredet.«
    »Sie haben sie hoffentlich abgeschnitten?«
    »Nein ...« Schmidt trat unruhig von einem Fuß auf den anderen und wand sich, »... nein, wir dachten, der Inspektor wollte sie erst noch sehen.«
    »Verdammter Mist!«, wiederholte Füller und sprang auf.
    »Wir haben sie erst vor ein paar Minuten entdeckt«, entschuldigte Schmidt sich. »Wacker ist jetzt bei ihr, aber sie ist tot, da gibt es keinen Zweifel. Es liegt auch ein Brief auf dem Tisch ...«
    Aber Inspektor Füller hatte sich bereits an ihm vorbeigezwängt und war auf dem Weg den Flur entlang, zur Zelle Nummer 12.
    Verdammt, dachte Schmidt. Und ausgerechnet heute, wo auch noch mein Geburtstag ist und alles.

     
    Nachdem Füller festgestellt hatte, dass Frau Leverkuhn sich wirklich in dem Zustand befand, der ihm berichtet worden war, sorgte er dafür, dass sie von allen Seiten fotografiert wurde und ließ sie dann

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