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Mürrische Monster

Mürrische Monster

Titel: Mürrische Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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Lilli. Er tat eine ganze Menge für sie. Er redete sich ein, dass er ja nur einer Freundin einen Gefallen tat, und als Neebor nicht sofort zur Tür kam, ignorierte er sogar den Impuls, sich über sein Glück zu freuen und wieder zu gehen. Stattdessen klopfte er noch einmal.
    Plötzlich öffnete sich die Tür, und Neebor streckte den glänzenden kahlen Kopf heraus wie ein scheuer Seehund, der aus dem Wasser auftaucht.
    »Nimm dich vor den Brombeeren in Acht!«, warnte der Mann und blickte nach rechts und links. Seine Fußknöchel und Hände waren mit mehreren Mullbindenlagen umwickelt.
    »Mr. Neebor«, sagte Nate, »steht der alte Abschleppwagen noch in Ihrer Garage?«
    Neebor runzelte die Stirn, nickte aber. »Ja. Warum?«
    »Wir brauchen Ihre Hilfe.« Nate trat zur Seite, und Lilli lächelte seinen ältlichen Nachbarn an.
    Nate sah, wie der argwöhnische Blick des Mannes unter Lillis Lächeln dahinschmolz.
    »Ich hole meinen Mantel«, sagte Neebor.
    Kurz darauf waren sie an der Brücke. Lillis Käfer und der Anhänger standen leblos am Bordstein. Sie hat recht, dachte Nate – die beiden Fahrzeuge wirkten wie tot. Die fröhliche Energie des geblümten Autos und die freche Ausstrahlung des knallbunten Anhängers hatten sich irgendwie verflüchtigt – als hätte man ihnen das Blut ausgesaugt. Jetzt waren es nur noch alte, verrostete, mit Graffiti beschmierte Fahrzeuge.
    Neebor fuhr den Abschleppwagen vor den Anhänger. Stotternd und rumpelnd setzte das Fahrzeug zurück. Auf dem Führerhaus war eine verblasste Fußskulptur befestigt, deren bröckelige Gipszehen über die Windschutzscheibe herabhingen wie schlaffe Haarsträhnen und dem Fahrzeug ein trauriges, erschöpftes Aussehen verliehen.
    Lilli gefiel der Wagen. »Sieht toll aus.« Sie klatschte in die Hände. »Er hat Persönlichkeit.«
    »Hab ihn bei einer Auktion praktisch für umsonst gekriegt«, sagte Neebor stolz. Er drückte einen Hebel, um die Winde herabzulassen, und zog die Handbremse an. »Hab ich besorgt, als der alte Ed Lincoln den Schrottplatz in der Innenstadt geschlossen hat. Ich war oft dort und bin über den Zaun geklettert, um in irgendwelchen Wracks zu spielen, bevor sie platt gedrückt wurden. Ist ein authentisches Erinnerungsstück aus dem alten Seattle.«
    Die Winde ruckelte und rumpelte laut. Metall kratzte über Metall; es quietschte dermaßen, dass Nate sich die Ohren zuhalten musste.
    »Das Ding ist leider ziemlich ausgenudelt«, entschuldigte sich Neebor.
    »Das stimmt nicht«, sagte Lilli, während die Winde ächzte. »Hören Sie doch, wie sie spricht. Sie erzählt Geschichten aus der guten alten Zeit. Sie hat einen starken Charakter, so wie der Fahrer des Wagens.«
    Neebor stieg aus, um den Anhänger einzuhaken, und Nate beobachtete überrascht, wie der Alte etwas tat, das er ihn noch nie hatte tun sehen: Der Mann lächelte.
    »Du hast dir gerade eine Gratis-Abschlepptour verschafft, Mädchen«, sagte er.
    Sandy stand auf Nates Veranda und hämmerte an die Haustür. »Lass mich rein, du blödes Ding!«
    Schließlich öffnete sich die Tür einen Spaltbreit, und Lilli spähte hinaus. Sie sah, dass es Sandy war, und winkte der Tür zu. »Ist gut, sie ist in Ordnung«, sagte Lilli, und die Tür schwang auf.
    »Natürlich bin ich in Ordnung «, schimpfte Sandy. »Aber ich frage mich, ob jemand der Tür aufgetragen hat, eine bestimmte Person nicht hereinzulassen, bis jemand ihr sagt, dass die Person ›in Ordnung« sei, und ob sie diese erst dann hereinlassen darf?«
    »Hä?«, machte Lilli.
    »Schon gut. Was soll’s ...« Sandy räusperte sich. »Ist Nate da?«
    In dem Moment kam Nate die Treppe herunter. »Ich habe es Klopfen gehört.« Er sah Sandy. »Oh, hallo.«
    »Hallo« , sagte Sandy und zwängte sich an Lilli vorbei. »Hast du heute schon einen Blick in die Zeitung geworfen?«
    »Nein.«
    »Dann ist es ja gut, dass ich es getan habe.« Sie warf ihm die Zeitung zu. »Eine eingestürzte Hochstraße und ein niedergebranntes Lagerhaus«, sagte sie, bevor er Gelegenheit hatte, es selbst zu lesen. »Es hat Tote gegeben.«
    »Tote?«, stieß Nate hervor.
    Sandy zog das Dämonenhüter-Kompendium aus dem Rucksack, als Richie hereinkam.
    Nate ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Feuer und Einstürze«, stöhnte er. »Das sind Zunder und Kail.«
    »Ich werde im Kompendium nach ihren Namen suchen«, sagte Sandy. »Vielleicht finden wir so ja mehr über die beiden heraus.«
    »Und das dritte Unglück?«, meldete sich Lilli zu Wort.
    »Wie

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