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Mürrische Monster

Mürrische Monster

Titel: Mürrische Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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bei mir. Die Wahrheit ist viel grauenvoller. Hör zu, ich kann es nicht erklären. Ich spüre es einfach.«
    Sandy runzelte die Stirn. »Sie verschweigt dir etwas, Nate.«
    »Was denn?«, fragte er.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Sandy, »aber ihr beiden scheint ja mehr als nur ein Geheimnis zu haben.« Sie funkelte abwechselnd Nate und Lilli an.
    »Sie ist ein Hüter«, sagte Nate unvermittelt.
    »Wie bitte?!«
    »Ihre Dämonen haben bei ihr im Bus gewohnt. Hauptsächlich harmlose visuelle und klangliche Manifestationen, aber dafür jede Menge von ihnen. Sie sind verschwunden.«
    »Woher weißt du das alles?«
    »Ich, äh ... ich habe es gespürt. Du weißt schon, so wie es unter Hütern üblich ist.« Nate wich Sandys argwöhnischem Blick aus und wandte sich wieder Lilli zu. »Erzähl mir, was deiner Meinung nach geschehen ist. Ich kann dir nicht helfen, wenn du mir etwas verschweigst.«
    »Doch, das kannst du«, sagte Lilli und starrte ins Leere; ihre bisher so lebendigen Augen waren ebenso farblos und leer war ihr ausgeräumter Bus.
    »Wie denn?«, fragte Nate.
    »Indem du mich bei dir übernachten lässt.«

14. Kapitel
    Unliebsamer Besuch
    Sandy stand starr auf der Veranda, Nate lehnte beklommen am Türrahmen. Lilli war schon hineingegangen und wartete in der Eingangshalle auf ihn.
    «Nate«, sagte Sandy, «von allen schlechten Ideen gehört diese definitiv zu den zehn schlechtesten.«
    »Welche Idee denn?«
    »Dass sie bei dir übernachten soll.«
    »Ich helfe einer Freundin.«
    »Du lässt einen vagabundierenden Hüter bei dir schlafen, der gerade all seine Dämonen verloren hat.« Sandy schüttelte den Kopf. »Mann, ich höre mich ja schon an, als hätte ich nicht mehr alle Tassen im Schrank.«
    »Doch, hast du«, beruhigte Nate sie. »Geh nach Hause. Wir sehen uns morgen.«
    »Ich bin ganz früh zurück ...«, kündigte Sandy an.
    Mit einer Handbewegung bedeutete Nate der Tür, sich zu schließen.
    PENG!
    Er wandte sich zu Lilli um. Plötzlich waren sie allein. Nate merkte, dass er sie anstarrte.
    »Tut mir leid, dass du alle deine Freunde verloren hast«, sagte er. Lilli zuckte zusammen, und er wusste sofort, dass er das Falsche gesagt hatte. »Aber wenn du möchtest, werde ich dein Freund sein«, fügte er rasch hinzu.
    »Danke«, murmelte Lilli und schaute sich um. Sie konnte Nates Dämonen sehen – den senffarbenen Teppich, der ahnungslosen Gästen ein Bein stellte, den wackeligen laufenden Beistelltisch und den Kronleuchter, der Big-Band-Lieder aus dem Ballsaal klimperte, in dem er vor fünfzig Jahren gehangen hatte.
    Nate sah, dass sie noch nicht bereit war zu reden, und führte sie zum Flur.
    Zoot trottete ihnen nach und blickte sich neugierig um. Während Lilli und Nate davongingen, bildete der indische Teppich einen Wulst unter einem von Zoots Clownsfüßen. Der kleine Kerl purzelte zu Boden, und sein birnenförmiger Körper kullerte durch die Eingangshalle.
    Nikolai kam angerannt, stoppte Zoot wie einen Fußball und versetzte ihm einen sanften Tritt. Der pummelige Dämon kullerte über den Teppich zurück und prallte gegen die Haustür. Pernikus hielt sich vor Lachen den Bauch, während Zoot hin und her rollte und versuchte sich aufzurappeln.
    Hi-hi-hi-hi-hi!
    Zoot rammte seinen Dreizack in den Holzfußboden und zog sich hoch, während Nik und Pernikus kichernd durch die Eingangshalle tobten. Zoot blickte ihnen funkelnd nach und watschelte am Teppich und an den beiden Gehilfen vorbei, um den Hütern zu folgen. Dabei hielt er ihnen lässig den Dreizack entgegen und sprenkelte sie von Kopf bis Fuß mit gelben Farbtupfern.
    Als Zoot um die Ecke verschwand, sahen Nik und Pernikus sich an. Sie prusteten los und zeigten auf die gelben Punkte des anderen. Dann blickten sie an sich selbst hinab und stellten fest, dass sie beide mit den Tupfern übersät waren. Sofort erstarb ihr Gekicher.
    »Ich habe noch nie so viele Dämonen an einem Ort gesehen«, sagte Lilli leise.
    Nate war froh, dass sie wieder sprach. Sie hatte ihm nur einsilbige Antworten gegeben, seit sie den leeren Anhänger verlassen hatten. Vielleicht konnte er sie zum Reden bringen, dachte er.
    »Das ist nicht meine persönliche Sammlung«, sagte er. »Meine Vorgänger haben sie über mehrere Jahrhunderte zusammengetragen. Ich bin nur derjenige, der gegenwärtig für ihren Schutz verantwortlich ist. Und heute Nacht auch für deinen. Ist alles in Ordnung mit dir?«
    »Nein«, sagte sie und ging weiter.
    Nate trottete ihr nach und

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