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Muetter ohne Liebe

Muetter ohne Liebe

Titel: Muetter ohne Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Gschwend
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erlebter familiärer Gewalt und eigener Gewaltanwendung ist eindeutig belegt. Körperliche Bestrafung durch Vater oder Mutter führt sehr häufig zu physischen Aggressionen gegen die eigenen Kinder. Die höchste Rate aktiver Gewalt gegen ihre Kinder findet man bei Müttern, die in ihrer Kindheit selbst körperlich misshandelt wurden und nun auch als Erwachsene innerfamiliäre Gewalt erleben, das heißt, von ihrem «Partner» geschlagen, gedemütigt, misshandelt werden (Deegener/Körner 2005, S. 323). Sie geben so ihre ohnmächtige Wut, ihre Frustration, den aufgestauten Hass «gefahrenlos» an ihre Kinder weiter und leben an ihnen, aktiv oder passiv, ihre Aggressivität aus. Besteht zwischen den Eltern ein Gewaltverhältnis, erhöht sich die Gefahr, dass die Kinder misshandelt und vernachlässigt werden, um das Zwei- bis Sechsfache (ebd., S. 142).
    5.2.2  Macht- und Dominanzstreben
    Sie war eine Furie. Wenn etwas nicht nach ihrem Kopf gegangen ist oder wenn sie mit ihrer Weisheit bei der Erziehung am Ende war, hat sie zu schlagen begonnen. (Zit. n. Schützenhöfer 2004, S. 37)
    Die Beziehung zwischen Mutter und Kind spielt sich in keinem machtfreien Raum ab. Im Gegenteil: Bedingt durch ihre körperliche und geistige Überlegenheit gegenüber dem Kind und die «Unantastbarkeit» ihrer Rolle befindet sich die Mutter automatisch in einer einzigartigen Machtposition. Natürlich ist jede Form von Erziehung auch durch die Ausübung von Macht geprägt, die aber im Fall einer positiven Bindung zum Kind von Verantwortungsbewusstsein, Selbstkontrolle und Einfühlung geleitet und ausbalanciert wird. Der machtdominierten Mutter aber ist der Gehorsam des Kindes, seine Unterwerfung unter ihren Willen Selbstzweck. Ihr geht es in erster Linie darum, ihre Macht als Mittel zur Durchsetzung des eigenen Willens auszuspielen oder Frustration und Ohnmacht an einem geeigneten «Objekt» kompensieren oder abreagieren zu können. Sie findet in der Machtausübung an sich und im Erleben von Unterwerfung eine zentrale Befriedigung. «Oft genug ohrfeigt die Mutter das Kind ohne Sinn und Verstand, nur ‹um es ihm zu zeigen›. Unter anderem liegt ihr daran, ihm zu beweisen, dass sie immer noch die Herrin ist», so formuliert es prägnant Simone de Beauvoir (2000, S. 659). Im Hintergrund aber ist die Gewalt ausübende Mutter selbstwertschwach, fühlt sich ohnmächtig und ohne Einfluss in ihrem Leben – wie es eigentlich bei jedem Menschen der Fall ist, der seine Machtposition ausnutzt und aktiv Gewalt gegen Schwächere, Unterlegene, Abhängige ausübt, um sich stark fühlen zu können.
    5.2.3  Belastende Bedingungen
    Wenn man zu Hause eingesperrt ist, fängt man irgendwann an, die Kinder zu hassen.
    Man sollte einmal darüber nachdenken wie es ist, im Winter tagein tagaus allein im Haus mit nörgelnden Kindern zu sitzen.
    Belastende familiäre und soziale Bedingungen, eine unglückliche Paarbeziehung und wirtschaftliche Nöte sind Faktoren möglicher Überforderungen, die die Gefahr von Gewalt gegen Kinder erhöhen. Es sind aber auch die gesellschaftlichen Bedingungen, unter denen Mutterschaft gelebt wird, und das Dogma der «guten Mutter», die zu Frustration und Ohnmacht, zu Depression, Unzulänglichkeitsgefühlen und Feindseligkeit führen können, die über das Kind abreagiert werden. Für Frauen in unserer Gesellschaft bedeutet Mutterschaft im Allgemeinen eine Einschränkung ihres Bewegungsraums, eine vermehrte Gebundenheit ans Haus, eine stärkere Isolation. Ihr Status verbessert sich durch die Mutterschaft nicht wesentlich und sie werden in der Regel ökonomisch und sozial abhängig. Sie tragen oft die ganze Verantwortung für das Aufwachsen und Wohlergehen des Kindes. Das Kind zwingt sie alleine dadurch, dass es da ist, zu einem Leben, das Einschränkungen finanzieller, beruflicher oder privater Art mit sich bringt. Und vielleicht leidet die eine oder andere mehr daran, als sie bereit ist, sich und anderen einzugestehen.
    Die Frau steht im Konflikt zwischen ihren eigenen Bedürfnissen und dem Dogma, dass sie zuerst, zuletzt und vor allem anderen immer eine Mutter ist. Und «gute Mütter» – so will es der Muttermythos – leiden nicht an einem intensiven, dauerhaften Zusammensein mit ihren Kindern, sondern es ist ihnen im Gegenteil Bedürfnis und Erfüllung. Durch eine (zu) intensive Betreuungs- und Erziehungstätigkeit, durch die Last der faktischen und emotionalen Alleinverantwortung, kann die Liebesenergie jedoch durchaus

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