Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
MUH!

MUH!

Titel: MUH! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
Vom Netzwerk:
schlimmer», sagte Giacomo vorlaut.
    Lola fragte den Kater traurig: «Glaubst du wirklich, es kann einem etwas Schlimmeres passieren?»
    Er blickte in ihre leeren Augen, die ein Fenster in ihre zerstörte Seele waren. Dann schüttelte er leise den Kopf: «Verzeih mir.»
    «Lola», fragte ich sie, «kannst du uns den Weg aus dem Wald zeigen?»
    «Bist du denn sicher, dass du nach Indien willst?», kam es als Antwort.
    Ich nickte.
    «Wie heißt du?», wollte sie nun wissen.
    «Ich heiße Lolle, Lola.»
    Da mussten wir beide lachen. Die alte Dame rieb sanft ihre Schnauze an meiner, und ich erwiderte ihr Schnäuzeln.
    Danach führte sie uns durch den Wald, der uns allen keine Furcht mehr einflößte, war er doch ein Ort voller Musik und Tanz. Mit jedem Schritt wurde ich aufgeregter, was würde wohl hinter ihm liegen?
    Als wir die letzten Bäume erreicht hatten, sahen wir weite Felder. Keine unendliche Milch der Verdammnis.
    Die heiligen Lieder hatten also wirklich gelogen.
    Das bedeutete: Man musste ihnen keinen Glauben mehr schenken.
    Jetzt wusste ich, was das für ein Gefühl war, wenn man den alten Weisen nicht glauben konnte. Es war beängstigend, erleichternd und aufregend zugleich. Denn damit war unser altes Leben endgültig vorbei. Und ein neues begann!

Kapitel 17
    Lola schnäuzelte mich noch mal zum Abschied und flüsterte mir zu: «Ich war auch mal in Indien. Es ist wirklich schön dort. Ich hoffe, du schaffst es.»
    «Warum bist du nicht dortgeblieben?», fragte ich. Ich verstand einfach nicht, wie man so ein Paradies wieder verlassen konnte.
    «Nirgendwo ist es schön, wenn es in einem selbst innen drin nicht schön ist», antwortete Lola. In ihre Augen stiegen Tränen, doch bevor sie weinen musste, drehte sie sich um, ging in den Wald zurück und rief den anderen Tieren zu: «Wir singen jetzt ‹No Milk Today›!»
    Wir hörten noch den Jubel der Waldbewohner, dann machten wir uns auf den Weg über die Äcker. Dabei waren wir alle so überwältigt von der Tatsache, dass wir nicht in eine unendliche Milch plumpsten, dass wir gar nicht wussten, was wir sagen sollten.
    Nach ein paar Minuten schweigenden Fußmarsches betraten wir einen Querweg, dessen Boden unnatürlich grau und fest war. Die Sonne stand hoch am Himmel, und der Boden fühlte sich dank der Sonneneinstrahlung unter meinen Hufen wohlig warm an. Mir wäre sicherlich weniger wohlig zumute gewesen, wenn ich da schon gewusst hätte, dass ich auf der Erfindung stand, der die Menschen den nicht allzu poetischen Namen Landstraße verliehen hatten.
    «Und», fragte Susi nölend, «in welche Richtung geht es jetzt nach Indien? Nach links oder nach rechts?»
    Hilfesuchend sah ich zu Giacomo. Der sprang auf dem grauen Untergrund hinüber zu einem gelben Schild, das ein paar Kuhlängen entfernt stand und auf das für uns nicht begreifbare Menschenzeichen gemalt waren. Der Kater betrachtete es sich kurz, schien die merkwürdigen Zeichen tatsächlich entziffern zu können, lief wieder zurück und erklärte uns: «Also, wir müsse fünfzehne Kilometer laufe, bis wir sind in die Orte namens Cuxhave. Dann wir halte Ausschau nach eine Schiff, das fahre nach die Indien. Dann ich euch auf die Schiff schmuggele … und je mehr ich darüber rede, desto mehr erscheine mir diese Plan selber total bekloppte …»
    Bevor wir Fragen zu seinem bekloppten Plan stellen konnten wie «Was ist ein Schiff?», «Was ist schmuggele?» oder «Was ist eine Cuxhave?», hörten wir wieder ein Brummen.
    «Das hat eine andere Melodie als ein Trecker», stellte Radieschen fest. «Die hier ist mehr eine ‹Brumm-brumm-brrrrrrrrrrum›-Melodie. Viel energischer. Viel schneller.»
    «Attenzione!», schrie Giacomo.
    Wir reagierten nicht.
    Das Brummen wurde lauter.
    «Attenzione!!!», schrie der Kater noch mal.
    Wir reagierten wieder nicht.
    «Ich habe gerufe: Attenzione! Habt ihr nicht gehört, ihr blöde Kühe?»
    «Ja, schon …», begann Radieschen.
    «… aber wir haben keine Ahnung, was ‹Attenzione› heißen soll», vollendete Hilde.
    «Außerdem», so erklärte Susi über den immer lauter werdenden Lärm pikiert, «sind wir keine blöde Kühe … jedenfalls ich nicht … die anderen schon ein bisschen … und Lolle ganz besonders …»
    «Die Audoo!», rief Giacomo.
    Vor uns sahen wir jetzt etwas, das Ähnlichkeit besaß mit einem Trecker und mit einer unfassbaren Geschwindigkeit auf uns zuraste. In diesem Gefährt saß eine Menschin, die bei unserem Anblick mindestens genauso viel

Weitere Kostenlose Bücher