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MUH!

MUH!

Titel: MUH! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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verspeisen», sagte ich zu Giacomo, der auf meinem Kopf zwischen meinen Hörnern saß. Sein Bein war schon so gut wie verheilt, aber er wollte nicht laufen. Ich hatte den Eindruck, ihm gefiel es ziemlich gut, so von mir getragen zu werden.
    «Die meiste Mensche töte Kühe nicht selber. Sie nie sehe eine tote Kuh. Sie esse nur Teile von euch, so sie werde nicht daran erinnert, dass das, was sie verschlinge, einst gewese Lebewese.»
    Dieses Verhalten klang nicht nur absurd, sondern auch pervers.
    «Ich glaube, die meiste Mensche euch nicht esse würde, wenn sie sehe könnte, wie ihr werde getötet.»
    Machte dies das Verhalten der Menschen besser? Wohl kaum! Und dass die Menschen ihren Kindern beibrachten, andere Lebewesen zu essen, war geradezu unfassbar. Wenn ich ein Kalb bekommen würde, brächte ich ihm bei, jedes Lebewesen zu achten. Bis auf Susi.
    «Ihr Kühe müsse nur Angst habe vor wenige Mensche», erklärte Giacomo, «vor die Bauern, vor die Schlachter, vor die Sodomisti …»
    «Sodomisti?»
    «Nun, das seie Menschen, die mache die Liebe mit die Tiere …»
    «Ich habe nicht gefragt!», unterbrach ich ihn und wunderte mich kein bisschen, dass in diesem Begriff das Wort «Mist» drinsteckte.
    Die Menschen wurden mir von Minute zu Minute unheimlicher. Was musste ich noch über sie wissen, was ich nicht ahnte, aber für das Überleben wichtig wäre? Wie viele waren sie überhaupt? Es waren ja schon unfassbar viele in diesen Audoos.
    Während ich darüber nachgrübelte, fragte Susi hinter mir: «Sind wir bald da?»
    «Nein», antwortete Giacomo.
    Nach einer Weile fragte Susi erneut: «Sind wir bald da?»
    «Nein», sagte der Kater, diesmal gereizt.
    Keine Minute später fragte sie erneut: «Jetzt?»
    «NEIN!»
    «Aber gleich sind wir doch da?»
    «Wenn du weiter so frage, dann du seie gleich nicht mehr da!»
    «Wie willst du denn eine Kuh fertigmachen, kleine Katze?», fragte Susi provozierend.
    Giacomo krabbelte von meinem Kopf aus zu meinem Hinterteil – ich drehte meinen Kopf, um zusehen zu können –, und er fuhr direkt vor Susis Schnauze seine Krallen aus: «Damite.»
    Susi erschauderte und schluckte: «Gut, die möchte man nicht im Auge haben.»
    Giacomo lächelte kalt: «Nein, Signorina, das möchte man nicht.»
    Er drehte sich um und balancierte lächelnd wieder über meinem Rücken zu meinem Kopf, wo er sich zwischen meine Hörner setzte. Sein Lächeln ließ mich erschaudern. Bis jetzt hatte ich geglaubt gehabt, dass er ein liebenswerter Kater war, aber nun spürte ich, dass er auch gefährlich sein konnte, ein echter Kämpfer. Einer, der nicht zögern würde, andere zu verletzen. Kaum hatte ich das gedacht, musste ich an Old Dog und meinen Traum denken: Wenn der Schäferhund einen Kater mit solchen Krallen fast getötet hatte, wie sollte ich dann je gegen ihn bestehen? Es war zwar nur ein Traum gewesen, in dem Old Dog mich hatte töten wollen, aber was war, wenn in diesem Traum eine hellseherische Wahrheit stecken würde? Wenn ich dem monströsen Hund wirklich noch einmal begegnen müsste? Bei dieser Vorstellung zog es in meinem Becken. Ein bisschen so, wie wenn man die Regel bekommt, nur eben doch anders.
    Susi riss mich aus meinen Gedanken: «Kater, eine Frage habe ich dann aber doch noch.»
    «Wehe, du frage, ob wir seie schon da», drohte Giacomo.
    «Nein.»
    «Gut, was du wolle wisse?»
    «Ist es noch weit?»
    Giacomo stöhnte laut auf. Dann rollte er sich zwischen meinen Hörnern zusammen und seufzte: «Bis Indien werde ich abhängig von die Alkohole.»
    Aus einem Audoo heraus warf ein Menschenkalb mit voller Wucht einen Apfelrest auf meinen Rücken – die Kleinen waren anscheinend doch nicht alle liebenswert. Ich sah dem Audoo nach und fragte mich, wie groß die Welt wohl tatsächlich war, wenn die Menschen diese Audoos anstatt ihrer eigenen Beine benutzen mussten, um sie zu durchqueren? Vermutlich war die Erde noch größer, als ich es mir ausmalen konnte. Sehr viel größer. Nur, wie groß genau? Ich bekam einen schrecklichen Verdacht. Den, dass es noch ganz schön dauern könnte, bis wir «da sind».
    «Sag mal», fragte ich nun den Kater leise, damit die anderen mich nicht hören konnten, «ist Indien vielleicht weiter weg als drei Tage?»
    «Iste der Papst katholisch?»
    «Ich habe keine Ahnung, was diese Antwort bedeuten soll.»
    «Naturalmente, Indien iste weiter weg.»
    «Vier Tage?», fragte ich, hoffend, dass «weiter» nicht allzu viel weiter bedeute.
    «Noch weiter.»
    Ich

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