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MUH!

MUH!

Titel: MUH! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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seie wie die Mensche.»
    «Wie die Menschen?»
    Also das war ein Vergleich, der gar nicht schmeichelhaft war.
    «Die kenne die Welte auch nicht. Weil sie nur sehe, was sie sehe und nicht, was es alles gebe. Wie wunderbare die Welte sein kann, wie magico, magisch.»
    Waren wir etwa wirklich so ignorant wie die Menschen, die ja noch nicht mal wussten, dass wir Kühe uns unterhalten konnten?
    «Glaube mir», grinste der Kater, «auf unsere Reise wird sich deine Horizonte sehr, sehr erweitern.» Er begann mit seiner schrägen Stimme zu singen: «Hinter die Horizonte, es gehe weiter, gemeinsam sind wir starke …»
    «So, wie der singt», stöhnte Hilde, «kann man die Hunde sehr gut verstehen, dass sie was gegen Katzen haben.»
    «Jeder iste eine Kritiker!», sagte Giacomo und ging beleidigt auf die Bäume zu. Als er merkte, dass keine von uns ihm folgte, drehte er sich um und fragte: «Komme Sie, Signorinas, worauf Sie noch warte?»
    «Ich gehe da nicht rein!» Radieschen zitterte am ganzen Leib. «Da lebt die Kuh des Wahnsinns!»
    «Das ist doch nur eine Märchenfigur», versuchte ich, sie zu beruhigen, «von der die Alten erzählen. Genau wie das bunte Wesen mit den roten Haaren und der roten Nase, das Kühe aufs Feuer wirft und sie danach zwischen zwei Brötchen steckt.»
    «Ah», grinste Giacomo, «du meinste die Ronald McDonalde.»
    Radieschen wandte sich an mich: «Du glaubst doch an die unendliche Milch der Verdammnis, warum nicht an die Kuh des Wahnsinns?»
    «Vermutlich», stichelte Susi, «weil es keine Kuh geben kann, die noch wahnsinniger ist als Lolle.»
    Ich ignorierte sie und antwortete meiner Freundin: «Die Milch wird in unseren heiligen Liedern erwähnt, nicht in einem albernen Märchen. Das ist der Unterschied.»
    Für einen kurzen Moment überlegte ich, was es bedeuten würde, wenn es, wie von Giacomo angedeutet, die unendliche Milch gar nicht gab. Dann wären die heiligen Lieder ja auch nichts anderes als alberne Märchen. Das wäre dann … ja, was wäre das eigentlich? Erschreckend? Erleichternd? Aufregend?
    «Glaube mir, Radieschen», redete ich weiter auf meine Freundin ein, «es gibt keine Kuh des Wahnsinns. Und wenn wir hinter den Bäumen sehen, dass die Welt tatsächlich zu Ende ist, dann gehen wir einfach keinen Schritt weiter und drehen um. Was hältst du davon?»
    «Ich weiß nicht», antwortete Radieschen.
    «Das klingt eigentlich ganz vernünftig», meinte Hilde, nur halbwegs überzeugt. Sie war zwar die Ungläubigste von uns allen, dennoch war auch ihr sichtlich mulmig zumute.
    «Also», fragte ich in die Runde, «wollen wir nun reingehen oder hier dumm rumstehen?»
    «Dumm rumstehen», antwortete Radieschen.
    «Dumm rumstehen finde ich super!», stimmte Susi zu.
    «Könnte ich den ganzen Tag machen», fand Radieschen.
    «Wenn man etwas gut kann, sollte man es auch tun», ergänzte Susi.
    «Lang und oft», fand auch Radieschen.
    Ich sah zu Hilde, die blickte verunsichert zurück und erklärte: «Ich bin gegen Dumm-Rumstehen.»
    Wenigstens eine besaß Mumm.
    «Aber», so ergänzte sie, «mit intelligent rumstehen könnte ich mich anfreunden.»
    «Mamma mia, was für eine Truppe», lachte Giacomo.
    Wir durften hier nicht bleiben. Der Bauer würde uns garantiert finden. Also musste eine von uns vorangehen. Und es war klar, wer das mal wieder sein würde. Ich atmete tief durch und machte mich auf den Weg, ohne mich umzudrehen.
    Als ich den Wald betrat, bekam ich Angst vor meiner eigenen Courage. Unter den Bäumen war es kühler. Dunkler. Das hier war keine natürliche Umgebung für eine Kuh. Hätte ich in der Nacht hier durchgehen müssen, wäre ich vor Angst tot umgefallen.
    «Wenn wir Lolle alleine gehen lassen», hörte ich Hilde hinter mir sagen, «stehen wir noch dümmer da.»
    Ich blickte mich um und sah, dass sie sich auf den Weg machte. Auch bei Radieschen und selbst bei Susi siegte der Stolz über die Angst. Das war gut, alleine wäre ich sicherlich umgedreht, wäre ins Feld zurückgerannt und hätte versucht, mich bis zum Ende meines Lebens zwischen den Maiskolben zu verstecken.
    Zu viert stapften wir hintereinander durch den dichten Wald. Eingeschüchtert von den hohen Bäumen, die eng aneinanderstanden, von dem feuchten bemoosten Boden, der sich ungewohnt unter unseren Hufen anfühlte, und dem Geraschel, das die Blätter machten, wenn der frische Wind durch sie wehte.
    Giacomo hingegen flitzte ohne Angst kreuz und quer – seinem kaputten Bein schien es von Minute zu Minute

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