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MUH!

MUH!

Titel: MUH! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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«Sporte iste Morde.»
    Er hoppelte uns auf den Steinen am Ufer entgegen, offensichtlich war er etwas später aus dem Zug gesprungen, für ihn hatte nun mal keine Notwendigkeit bestanden, waghalsig von der Brücke zu springen, konnte er doch mit seinen geschmeidigen Beinen überall landen – ja, eine Katze müsste man sein (obwohl, dann hätte man immer diese blöden Schnurrbarthaare im Futter).
    «Es iste sehr, sehr weite bis nach die Indie …», verkündete Giacomo etwas, was ich befürchtet hatte, aber nicht laut ausgesprochen hören wollte.
    «… aber ich schwöre, ich euch bringe dahin», verkündete er mit einem Ernst, der so gar nicht zu dem Kater passte, den ich kannte. Irgendetwas hatte ihn in den letzten Vollmonden, in denen er nicht bei uns gewesen war, verändert.
    «Und ich wisse auch, wie», erklärte er weiter und forderte uns mit seiner Tatze auf, ihm zu folgen. Mühsam rappelten wir uns auf und trotteten ihm lustlos hinterher, immer entlang des Ufers. Um genau zu sein: Champion und ich eierten hinterher. Unsere Hintern taten bei jeder Bewegung weh, und ich stellte fest, dass Schmerz wohl das Dümmste war, das Naia je erfunden hatte.
    Radieschen bot mir an: «Soll ich vielleicht pusten?»
    «Was?», fragte ich irritiert.
    «Damit dein Hintern besser wird», erklärte sie.
    «Der ist so groß», ätzte Susi, «so viel Puste haste gar nicht.»
    Sie schnaufte beim Gehen ganz schön. So wie wir alle, unser Übergewicht machte uns zu schaffen, und mein schwangerer Bauch ließ die Wanderung für mich sogar noch beschwerlicher sein als für die anderen. Um mich von meinem Schmerz und meinem Ächzen abzulenken, schloss ich zu dem hoppelnden Giacomo auf und wollte von ihm wissen: «Wie hast du uns eigentlich gefunden?»
    «Nach ein paar Woche in die New York ich habe von andere Katze gehörte, dass Kühe gefange worde. Ich wusste, dass nur ihr das gewese sein könne. Ich habe erfahre, dass ihr gebrachte wurde zu die Wagju-Ranch. Dann ich bin euch nachgereiste und bin angekomme, gerade als die Mensche euch gebrachte habe in die Zug.»
    «Und warum bist du nicht bei deinem Frauchen?», fragte ich vorsichtig.
    Er antwortete nicht, sah beim Laufen nur auf seine Pfoten.
    Noch während ich überlegte, ob ich weiter nachhaken sollte oder aus Höflichkeit mir stattdessen doch von Radieschen den Hintern pusten lassen sollte, antwortete er leise: «Ich sie nicht habe gefunde.»
    «Das tut mir so leid», antwortete ich und vergaß komplett meinen brennenden Hintern. Giacomo hatte sein Frauchen gesucht, um sein Glück wiederzufinden, und jetzt hatte er es anscheinend für immer verloren.
    «Das es nicht musse tun», erwiderte der Kater. «Mir werde es schon wieder besser gehe.»
    «Ah ja?», fragte ich, war ich mir doch nicht sicher, wie er das meinte.
    «Es gebe Dinge in die Lebe, die kann man nicht direkte wieder mache gut. Aber ich kann woanders etwas mache gut. Ich kann euch bringe nach die Indien. Ich habe meine Frauche in die Stich gelasse, aber euch, euch ich werde nicht enttäusche!»
    Es war mir nun klar, was Giacomo sich erhoffte: Wenn er uns helfen konnte, dann würde er damit auf eine gewisse Weise seine Schuld gegenüber seinem Frauchen abtragen. Wenn wir nach Indien gelangen würden, könnte er sich selber verzeihen und endlich wieder glücklich werden. Der Kater hatte sein Lebensglück mit dem von uns Kühen verknüpft.
    Ob das so eine schlaue Entscheidung war, wagte ich allerdings zu bezweifeln.
    Ich sah mir meine Herde an: Die Augen aller waren leer, als hätte man hinter ihnen das Feuer der Leidenschaft gelöscht. Wir waren übergewichtig und, was noch viel schlimmer war, niedergeschlagen. Wir waren aus einem falschen Paradies vertrieben worden, und das hatte uns wohl endgültig den Glauben genommen, dass wir jemals ein richtiges finden könnten. Wenn sich unsere Stimmung nicht bald änderte, so viel war gewiss, würden wir niemals in Indien ankommen.

Kapitel 51
    Ächzend und schwitzend stapften wir im Sonnenschein am Ufer des Mississippi entlang. Riesige Bäume ragten in den Himmel und flößten uns mit ihrer Erhabenheit Respekt ein. Immerhin brannte mein Hintern nicht mehr ganz so schlimm. Die Einzige, die der ganzen Situation etwas Positives abgewinnen konnte, war natürlich Radieschen: «Wenigstens nehmen wir durch das Schwitzen wieder etwas ab.»
    «Schön für diejenigen von uns, die das nötig haben», motzte Susi, wirkte beim Schimpfen jedoch arg bemüht. Jetzt, wo wir uns ungeschützt in

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