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MUH!

MUH!

Titel: MUH! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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vernichtenden Blick zu, dann wandte er sich an sie: «Was ist mit dir, Braun? Willst du wie deine bescheuerten Freundinnen auf das gute Leben mit echten Kerlen verzichten?»
    Hilde schwieg weiter.
    Oh nein, sie würde doch nicht bei ihm bleiben wollen, nur weil er ihre Fleckung besaß? Das durfte sie nicht!
    Sie schwieg noch immer.
    Was würde ich tun, wenn Hilde bei diesen Monster-Stieren bleiben wollte? Dann müsste ich meine Freundin hier zurücklassen, oder ich müsste sie mit Gewalt zwingen, mit uns zu kommen. Würde das überhaupt gehen? Hatte ich überhaupt das Recht dazu? So eine Herde war ja schon immer ihr Lebenstraum gewesen.
    «Also, Braun, was ist jetzt, bleibst du bei uns?», fragte der Stier.
    Hilde öffnete den Mund zur Antwort. Ich hielt die Luft an und hoffte, dass sie nicht «braun» sagen würde.
    Sie muhte: «Rot.»
    «Du heißt Rot?», fragte Boss irritiert. Immer noch selbstsicher. Aber irritiert.
    «Nein, ich heiß nicht so, das sehe ich jetzt!», schnaubte Hilde böse und trat mit ihrem Huf genau in jene Gegend seines Körpers, auf die er so stolz war.
    Champion kniff die Augen zu: «Das tut ja schon vom Zusehen weh.»
    «Diese Laute», stimmte Giacomo zu, «habe jetzt eine Flaute.»
    Boss jaulte auf und rannte mit eingezogenem Schwanz (und damit ist nicht der gemeint, mit dem er normalerweise die Fliegen verscheucht) zu seiner Herde. Dabei kiekste er uns noch zu: «Na, dann werdet ihr eben alleine verrecken!»
    Champion rief ihm noch hinterher: «Und du wirst nie glücklich mit einer Kuh leben!»
    Er überraschte mich schon wieder.
    Über die Warnung von Boss dachte ich hingegen gar nicht erst nach. Ich war viel zu erleichtert, dass Hilde bei uns bleiben würde. Dabei fiel mir wieder etwas ein, was Giacomo mir über das ferne Indien erzählt hatte.
    «Sag mal», wandte ich mich an ihn, «in Indien sind Stiere und Kühe doch gleichgestellt, oder?»
    «Sì!», bestätigte er.
    «Dann», so rief ich den anderen zu, «auf nach Indien, egal, wie lang es dauert!»
    «Egal, wie lang es dauert!», bestätigten meine anderen Kühe im Chor.
    Das Feuer in unseren Augen leuchtete wieder!
    «Viva la Emancipatione!», rief Giacomo.
    Wir sahen ihn an, wussten nicht, was das heißen sollte. Er aber staunte nur über sich selbst: «Ich hätte nie gedachte, dass ich so etwas mal rufe.»
    Dann muhten wir alle noch kräftiger: «AUF NACH INDIEN!»

Kapitel 52
    Noch am gleichen Abend flogen über uns große silberne Vögel hinweg.
    Giacomo hatte uns über Weiden, Feldwege und abgelegene Landstraßen zu einem Ort geführt, der Minneapolis International Airport genannt wurde. Von einer Anhöhe aus beobachteten wir aus sicherer Entfernung, wie Riesenvögel abhoben und landeten. Auf unserem alten Hof hatten wir bereits solche gigantischen Vögel hoch oben am Himmel fliegen sehen und, weil sie immer so laut donnerten, stets vermutet, dass sie eine noch viel schlechtere Verdauung besaßen als Pups-Onkel. Doch aus der Nähe erkannten wir, dass mit diesen Biestern irgendetwas ganz und gar nicht stimmte.
    «Die futtern Menschen!», rief Radieschen entsetzt aus, als sie sah, wie Männer, Frauen und Kinder in dem Schlund eines der Vögel verschwanden. Merkwürdig war, wie gefasst die Menschen dabei ihr Schicksal akzeptierten. Ob die Vögel sie so übel austricksten wie die Menschen uns Kühe?
    «Geschieht denen recht», fand Hilde. Die Menschen standen mittlerweile für uns in der Rangfolge der Lebewesen irgendwo zwischen den Zecken und den Bandwürmern.
    «Die spucken die aber auch aus», deutete Champion mit der Schnauze auf einen anderen Vogel, aus dessen Schlund Menschen herausströmten.
    «Die schmecken ja bestimmt auch fürchterlich», schüttelte sich Radieschen.
    Giacomo lachte uns aus und erklärte, dass es sich bei diesen Riesenvögeln nicht um Lebewesen, sondern um Maschinen handele, ähnlich den Audoos. Die Menschen flögen damit um die ganze Welt. Und wir würden auch damit fliegen. Wir erklärten ihm, dass uns in so ein Ding keine zehn Pferde, geschweige denn ein Kater bringen könnten, woraufhin er fragte, ob wir nun nach Indien wollten oder nicht, worauf wir wiederum nicht viel entgegenzusetzen hatten und er lachend erklärte, dass er uns noch diese Nacht an Bord eines solchen Vogels führen würde, was Hilde veranlasste festzustellen, dass das Leben die Eigenschaft besaß, immer genau dann absurder zu werden, wenn man glaubte, es könne sich in dieser Hinsicht gar nicht mehr steigern.
    Giacomo bedeutete

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