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MUH!

MUH!

Titel: MUH! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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geantwortet.
    Champion schnaubte wütend, wollte am liebsten seine Hörner mit dem anderen Stier kreuzen, um seine Männlichkeit zu behaupten. Doch bevor es dazu kam und er vermutlich von diesem starken Kerl verletzt werden würde, trat ich zwischen die beiden und erklärte: «Wir suchen nach einem neuen Zuhause.»
    «Aha», erwiderte Boss und starrte uns an, besonders uns Frauen. «Wir haben hier noch keine Schwarzgefleckten, nur Braungefleckte. Und die haben auch nicht solche dicken Rundungen wie ihr, meine Freunde werden sich über euch freuen …»
    Dabei lächelte er anzüglich. Ich fühlte mich auf mein Äußeres reduziert.
    «Gibt es bei euch etwa noch mehr Stiere?», fragte Susi hoffnungsvoll, der es mal wieder gar nichts ausmachte, auf Äußerlichkeiten reduziert zu werden.
    «Oh ja, Baby, wir sind insgesamt zehn!»
    «Whao!», sagte Susi.
    «Braun-Braun-Braun!», jubelte Hilde.
    «Ihr könnt euch gerne unserer Herde anschließen», schlug der Stier vor und deutete mit seiner Schnauze in die Ferne. Dort konnte man gegen die Abendsonne einige braun gefleckte Kühe erkennen. Ein Anblick, bei dem Hilde vor Freude fast das Herz stehenblieb.
    «Wir leben auf unserer Weide frei und ohne Menschen», erklärte Boss.
    Ohne Menschen? Wenn dem so war, dann müssten wir ja wahrlich nicht den mühseligen Weg nach Indien auf uns nehmen, für den uns ohnehin die Kraft und der Wille fehlten.
    «Wir bleiben hier!», jubelte Susi.
    Champion war weniger begeistert, ihm schien die Aussicht, dass auf dieser Weide ein paar größere und vor allen Dingen besser bestückte Stiere lebten, nicht zu schmecken. Radieschen missfiel natürlich, wie Hilde den Stier anstrahlte. Meine kleine Herde war also in der Frage, ob wir bleiben sollten oder nicht, ganz und gar nicht einer Meinung. Als Anführerin musste ich daher die Entscheidung treffen. Auch wenn ich stets von Indien geträumt hatte, war es womöglich besser, hier, auf einer ordentlichen Weide, beschützt von starken Stieren, in Freiheit zu leben. Wer wusste schon, welche Gefahren noch auf uns warteten und ob wir Indien jemals erreichen würden.
    Boss erklärte: «Ihr müsst euch bei uns nur an ein paar simple Regeln halten.»
    «Kein Problem», antwortete ich entschlossen und sehr zum Ärger von Radieschen und Champion. In diesem Moment hatte ich die Entscheidung für uns alle gefällt, hierzubleiben.
    «Ihr müsst die Alten ehren!», forderte Boss.
    «Selbstverständlich», nickte ich.
    «Und ihr dürft euch mit den anderen Kühen beim Grasen nicht streiten.»
    «Auch das ist klar!»
    «Und die Kühe müssen auf die Befehle von uns Stieren hören.»
    «Ähem, wie bitte, was?», fragte ich irritiert.
    «Ihr müsst alles tun, was wir Männer euch sagen.»
    «BRAAUUUN???», stieß Hilde aus.
    «Ähem», stutzte ich, «wieso sollten wir das tun?»
    «Weil wir die Männchen sind und ihr die Weiber», antwortete Boss in einem Tonfall, als würde er ein Naturgesetz verkünden.
    «Eine recht komische Argumentation», fand Radieschen.
    «Und das ist noch nett formuliert», erklärte Champion.
    Worauf Boss ihn provozierend fragte: «Was bist du denn für ein Weichei?»
    «Ich habe in den letzten Vollmonden erfahren, was Kühe alles draufhaben», erwiderte er. «Die Frauen sind zwar manchmal komisch … eigentlich häufiger als manchmal … sehr viel häufiger … aber die bringen Dinge zustande, die wir Stiere nie hinkriegen würden.»
    Jetzt war ich doch wieder stolz auf Champion. Komisch, da dachte ich, ich hätte endgültig mit ihm abgeschlossen, und schon überraschte er mich aufs Neue.
    «Wenn ihr euch uns unterordnet», sagte Boss, «wird es das Paradies für euch werden. Ihr Kühe werdet uns Stiere lieben lernen.» Dabei lächelte er unglaublich anzüglich. Es war das widerlichste Lächeln, das ich je von einem Stier gesehen hatte.
    Da platzte es aus Susi heraus: «Hat jemand was dagegen, wenn ich mich übergebe?» Anscheinend wollte sie nicht mehr ein Leben führen, in dem sie von Stieren nur benutzt wurde.
    «Tu dir keinen Zwang an», antwortete Radieschen angewidert.
    «Möglichst auf seine Hufe», bat ich.
    «In sein Gesicht wäre auch in Ordnung», ergänzte Champion.
    Wir waren uns einig: Das hier konnte nicht unser neues Zuhause werden. Es wäre noch schlimmer als auf dem Bauernhof oder bei den Cowgirls, denn hier würden uns nicht die Menschen das Leben zur Hölle machen, sondern unseresgleichen!
    Die Einzige, die schwieg, war Hilde.
    Boss warf uns anderen einen

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