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MUH!

MUH!

Titel: MUH! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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verdrängt.
    «Würdest du nicht», erwiderte Champion.
    «Auf ihren Euter?»
    «Auf gar nichts von Susi», erwiderte er. «Ich gaffe sie überhaupt nicht an!»
    «Du schließt die Augen, wenn du mit ihr fblmfst?»
    «Wenn ich was mit ihr mache?», fragte er irritiert.
    «Ach, vergiss es», seufzte ich.
    «Das tu ich gerne», erwiderte er ernst. «Ich mach gar nichts mit Susi. Ich habe auch nichts mit ihr oder sonst wem gemacht, seitdem ich mein Gedächtnis verloren habe. Und willst du auch wissen, warum?»
    «Ja», antwortete ich mit einem Mal unsicher, Champion wirkte so entschlossen.
    «Weil ich tief in mir glaube, dass wir gemeinsam glücklich werden können. Und mit ‹wir› meine ich auch dich. Aber du stehst dir immer selbst im Weg, weil du nach dem Perfekten suchst. Nach dem perfekten Paradies, nach dem perfekten Stier, der ich ganz offensichtlich nicht bin …»
    «Offensichtlich …», sagte ich mit einem bisschen Rest-Widerspenstigkeit.
    «Nicht das Gute ist der Feind vom Besseren. Sondern das Bessere vom Guten.»
    Irgendwie mochte ich es nicht, wenn er so schlau daherredete. Und dann wieder doch.
    «Wenn man immer nur nach dem Besten strebt, genießt man nicht das Gute, das man hat.»
    Das machte Sinn.
    «Gib uns eine Chance», bat er mich jetzt. Innig. Durchdringend.
    Völlig verwirrt sah ich von ihm weg, der Frachtvogel flog jetzt über den Riesenhügeln, auf denen Schnee lag. Sicherlich hätte ich den schrecklichen Zusammenhang dieser weißen gigantischen Hügel mit meinem Traum erkannt, wenn ich nicht so durcheinander gewesen wäre. Ich sah zu den anderen: Hilde hatte das Glück gefunden, Radieschen trug es immer schon in ihrem Herzen, Giacomo hatte zumindest eine Idee, wie er wieder glücklich werden konnte, Susi würde es wohl werden, wenn sie endlich wahres Selbstbewusstsein fand. Warum war es bei den anderen einfacher zu sehen, was sie wirklich brauchten, um glücklich zu sein? Und Champion … Champion rang mit mir um sein Glück. Ernst und aufrichtig. Er war auf dieser Reise erwachsen geworden.
    Wann, bei Hurlo, war denn das genau geschehen?
    In all jenen Augenblicken, so die Antwort darauf, in denen er Rührendes oder Wahres gesagt hatte. Oder etwas Mutiges getan. Als er zum Beispiel unserer toten Herde gedachte, als er Boss widersprach, als er sich in New York auf Old Dog stürzte oder als er Verantwortung für die Herde übernahm und ganz alleine die Wachen überrannte, damit wir uns nicht deren Knallstäben aussetzen mussten.
    Augenblicke, die ich alle nicht richtig gewürdigt hatte.
    Vielleicht wurde es an der Zeit, dass ich auch langsam mal erwachsen wurde.
    Doch dazu bekam ich keine Gelegenheit …
    … denn der beknackte Riesenvogel stürzte ab.

Kapitel 54
    Erst mal nur ein paar Sekunden.
    Champion und ich knallten dabei mit unseren Schnauzen voll auf den Boden.
    Die anderen purzelten ebenfalls durcheinander und wurden davon wach.
    Da fing der Vogel sich wieder.
    Susi schrie: «Hat man denn niemals seine Ruhe?»
    Hatte man nicht: Zwei Männer kamen hereingerannt.
    «Captain, das sind ja Kühe!», schrie der eine.
    «Ach, und ich dachte, das wären Hamster!»
    «Wirklich?»
    «NEIN!»
    «Ach so.»
    «Kein Wunder, dass wir bei so viel Übergewicht nicht mehr genug Benzin haben!»
    «Wie sind die Viecher hier nur reingekommen?»
    «Ist das nicht völlig einerlei?»
    «Wenn man bedenkt, dass wir nur noch wenige Minuten haben, ja!»
    Die beiden Menschen rannten panisch wieder raus.
    «Was ist hier los?», fragte ich Giacomo.
    Als Antwort faltete er seine Pfoten und murmelte: «Dio mio, vergebe mir meine Sünde …»
    «Warum nur gefällt mir seine Reaktion nicht?», fragte Hilde.
    Der Vogel stürzte wieder, diesmal noch schneller.
    Für wenige Momente schwebten wir schwerelos zwischen Boden und Decke.
    Jetzt waren wir wirklich fliegende Kühe.
    Und das war …
    … ein absolutes Scheißgefühl.
    Einige von uns trudelten dabei unkontrolliert auf dem Rücken.
    Andere machten vor Schreck Pipi.
    Besonders blöd für die, die direkt unter ihnen schwebten.
    Mit dem Gesicht nach oben.
    Kein Wunder also, dass wir panisch muhten.
    Und einige von uns auch angewidert.
    Dann fing der Riesenvogel sich wieder.
    Aber das beruhigte uns nicht.
    Nicht mal ansatzweise.
    Was wohl auch daran lag, dass ein Flügel des Riesenvogels brannte.
    «Das ist wohl kein gutes Zeichen», schluckte Champion.
    «Blitzmerker», rief Hilde.
    «Ich habe doch gesagt», weinte Radieschen, «wir Kühe gehören hier oben nicht

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