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MUH!

MUH!

Titel: MUH! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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hin.»
    «Und die Menschen sind auch nicht mehr hier!», deutete Susi mit der Schnauze aus dem Fenster: Dort segelten neben dem Flugzeug die beiden Menschen an so etwas wie Schirmen durch die Luft.
    «Ich befürchte», meinte Champion, «das ist auch kein gutes Zeichen.»
    «Wie sind die nur rausgekommen?», fragte Susi.
    «Und woran hängen die?», wollte Radieschen wissen.
    Hilde antwortete: «Keine Ahnung. Aber was immer das auch ist, ich will auch so ein Ding!»
    Der Vogel neigte sich jetzt langsam senkrecht mit der Schnauze nach unten.
    «Das ist erst recht kein gutes Zeichen», meinte Champion.
    «Kannst du mal aufhören», motzte Hilde schwer gereizt, «immer das zu sagen, was wir uns ohnehin schon denken?»
    Der Vogel neigte sich immer schneller.
    Die Flammen des Flügels schlugen gegen das Fenster.
    «Dio mio, vergebe, dass ich die Kühe geführte habe in die Tode …»
    Dann stürzte der Vogel senkrecht zur Erde.
    Wir fielen nach unten, durch den ganzen Bauch des Vogels.
    Und schrien.
    Und schrien.
    Bis wir nicht mehr schrien.
    Ich knallte mit der Schnauze gegen eine der Kisten.
    Mir wurde schwarz vor Augen.
    «Ich weiß nicht, wer dieser Dio mio sein soll», hörte ich Susi noch rufen. «Ich jedenfalls vergebe dir nicht!»

Kapitel 55
    Etwas biss in meinen Schwanz. Es tat unglaublich weh, fast so wie die Hitze, die gegen mein Gesicht schlug. Ich öffnete langsam die Augen: Vor mir, keine zehn Kuhlängen entfernt, brannte der zertrümmerte Riesenvogel lichterloh. Gut, dass er kein wirkliches Lebewesen war, sonst hätte er Höllenqualen erleiden müssen. Blöd, dass ich eins war, denn die Flammen züngelten gefährlich in meine Richtung, und ich war viel zu schwach, um mich zu bewegen, geschweige denn zu fliehen. Die Funken, die von dem Vogel herüberschlugen, versengten mein Fell, aber das war nichts gegen den Schmerz in meinem Schwanz. Was verdammt noch mal hatte sich da nur so festgebissen?
    Was immer es auch war, es begann jetzt, an meinem Schwanz zu ziehen, mit geradezu unkuhlicher Kraft. Ich wurde, seitlich auf dem Boden liegend, von den Flammen weggezerrt über große Steine hinweg, einige von denen waren spitz, andere wiederum verdammt spitz. Den Schmerz ertrug ich jedoch fast gerne, begriff ich doch allmählich, dass irgendwer hier gerade versuchte, mein Leben zu retten und damit auch das von dem kleinen Kalb in mir. Gewiss war es Champion!
    Erst in ausreichender Entfernung von dem Vogel wurde ich losgelassen und lag zwischen anderen bewusstlosen Kühen: Hilde, Radieschen, selbst Kater Giacomo lag mit geschlossenen Augen da. Und auch … Champion? Das bedeutete … das bedeutete, Susi hatte mich gerettet?
    «Meine Fresse», hörte ich sie fluchen, «du bist so fett, ich hab mir fast den Kiefer ausgerenkt!»
    Ich blickte hoch: Es war tatsächlich Susi, und sie verzog ihre Schnauze in alle Richtungen, als ob sie ihren Kiefer wieder zurechtrücken wollte.
    Ich versuchte, mich vom Boden aufzurappeln, aber kaum hatte ich meine Hinterbeine durchgedrückt, hörten wir einen ohrenbetäubenden Knall. Der Riesenvogel ging in einem riesigen Flammenball auf, der in Richtung Himmel flog, und ich wurde durch eine machtvolle Welle heißer Luft wieder von den Hinterbeinen zu Boden geschleudert. Der Lärm war ohrenbetäubend, meine Ohren schienen zu zerplatzen, oder taten sie es sogar wirklich? Ich hörte jedenfalls kaum noch etwas, außer einem Fiepen. Neben uns knallten brennende Teile des Vogels zu Boden.
    Als der Regen die brennenden Teile gelöscht hatte und nur noch Rauch von den qualmenden Überresten aufstieg, begriff ich: Ohne Susi wäre ich jetzt auch ein qualmender Überrest.
    Ich rappelte mich erneut auf, die anderen taten es mir nach. Sie hatten Schrammen, blutende Schürfwunden und verbranntes Fell – aber niemand war ernsthaft verletzt. Das Fiepen in meinen Ohren ließ allmählich nach, und wie aus großer Entfernung hörte ich Susi sagen: «Ich hätte nicht gedacht, dass ich euch alle da rausbekomme.»
    Moment mal, zuckte es mir durch den Kopf, wenn sie damit gerechnet hatte, nicht alle zu retten, und sich dafür entschieden hatte, mich bis ganz zuletzt liegen zu lassen, dann bedeutete das … dass es undankbar war, über so etwas überhaupt nachzudenken. Susi hatte ihr Leben für uns riskiert, auch für mich, stattdessen hätte sie sich auch allein vom Acker machen können.
    Susi strahlte über das ganze Gesicht, so stolz war sie auf sich. Das erste Mal so richtig, richtig stolz. Und das hatte rein

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