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Multi Kulti Deutsch - wie Migration die deutsche Sprache verändert

Multi Kulti Deutsch - wie Migration die deutsche Sprache verändert

Titel: Multi Kulti Deutsch - wie Migration die deutsche Sprache verändert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Hinrichs
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Sprachgebiet des Russischen teilen die Slavisten in drei große Dialekt(gruppen), eine nördliche, eine mittlere und eine südliche Gruppe. Die Unterschiede zwischen diesen Gruppen sind im Vergleich zum Deutschen absolut minimal: Ein Russe kann sich überall im Land (und weit darüber hinaus) problemlos verständigen.
    Die Russen nennen ihre Sprache rússkij jazýk«russische Sprache» oder einfach russki ‹das Russische›. Mit dem Ukrainischen und dem Weißrussischen bildet es die Untergruppe der ostslavischen Sprachen. Standardrussisch basiert auf dem Russisch im Gebiet von Moskau. Als typische Sprache Osteuropas zählt es – z.B. mit dem Polnischen oder Tschechischen – mit zu jenen Sprachen, in denen sich viele Kasus, ein gewisser Formenreichtum und das flektierend-synthetische Prinzip des Sprachaufbaus viel deutlicher erhalten haben als in Westeuropa. Es ist nicht verkehrt zu sagen: Das geschriebene Hochrussische ist in Bezug auf Sprachwandel und Neuerungen konservativ geblieben. Dies trifft aber nicht auf die Umgangssprache zu (s.u.)!
Aus der Geschichte des Russischen
    Die Kluft zwischen alter Kirchen-Hochsprache und dem gesprochenen Volksrussisch (‹Diglossie›) ist eine alte russische Tradition, die bereits 1000 Jahre alt ist. Die russische Nation wendet sich im 18. Jahrhundert mit Peter dem Großen Westeuropa zu, und dies schafft endgültig die Bedingungen, eine neue Literatursprache zu erschaffen, die immer stärker von der Volkssprache geprägt ist. Neben Wissenschaft und Publizistik spielt die Literatur die entscheidende Rolle, nämlich das Werk Aleksandr Pushkins (1799–1837) (der afrikanische Wurzeln hatte) und seine geniale Synthese der russischen Volkssprache mit dem altslavischen Erbe. In dieser Zeit nimmt das Russische viele Wörter aus europäischen Sprachen auf und dehnt sich über ganz Sibirien aus. In der Sowjetzeit kommt es zu einer erneuten Polarisierung: auf der einen Seite das unbewegliche Hochrussisch, auf der anderen Seite das geschmeidige Umgangsrussisch.
    In seiner Geschichte hatte das Russische, schon geographisch bedingt, Kontakt mit einer Vielzahl von asiatischen Sprachen, mit finnischen Sprachen (Mordvinisch), Turksprachen (Jakutisch), Kaukasus-Sprachen (Georgisch) und noch anderen. Trotzdem kann man von einem intensiven wechselseitigen Sprachkontakt, der die innere Struktur der Sprachen verändert hätte (wie auf dem Balkan!), nicht sprechen. Drei Gründe kann man hierfür anführen:
    Das Russische hatte immer eine dominante Position inne, in Verwaltung, Militär, Kultur und Medien; deshalb ging der Beeinflussungsdruckeher vom Russischen aus in Richtung auf die anderen Sprachen.
    Die dominierte Bevölkerung erlernte eher das Russische, und daher wurde die Sprache zu einer lingua franca in ganz Nordasien: Noch heute kommt man mit einem passablen Schul-Russisch durch alle Staaten der ehemaligen Sowjetunion, von Lettland bis Jakutien.
    Das Russische wurde durch aktive Sprachpflege und trotz der Anwesenheit vieler anderer Sprachen immer als monolinguale Sprache gepflegt, die bis auf eine kleine Menge Lehnwörter aus anderen Sprachen ihre unverwechselbare Eigenart ohne Abstriche bis heute bewahrt hat.
    Deshalb hat das Russische als Sprache des Großen Russland niemals wirklich, auch in der Sowjetzeit nicht, echte Sprachvermischung und massiven Einfluss anderer Sprachen kennengelernt. Sogar das Tatarische, die Sprache der Eroberer im Mittelalter, hat kaum mehr als eine Handvoll Lehnwörter hinterlassen. Wenn Russen heute Fremdsprachen sprechen, dann Englisch, Deutsch oder Französisch, nicht jedoch Jakutisch oder Georgisch.
Eine kurze russische Grammatik
    Dass die Russen aus dem europäischen Raster herausfallen, macht sich schon in der Phonetik bemerkbar. Für das deutsche Ohr fremd klingt das russische y (y) in byt’ ‹sein› oder in v y exat’ ‹wegfahren›. Dieser Vokal ist aber nur die Spitze des Eisbergs. In der russischen Aussprache werden alle Vokale, die nicht betont sind, deutlich heruntergefahren (‹reduziert›), manchmal bis zur Untergrenze, und dann verschwinden sie ganz oder sie werden verschluckt – offenbar je weiter sie von der Tonstelle entfernt sind. Für deutsche Ohren entsteht dann im Wort ein übertrieben betonter Vokal, der einen Kontrast hat zu allen anderen um ihn herum, die unbetont sind: So klingt russisch Moskva wie Maskva ,

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