Multi Kulti Deutsch - wie Migration die deutsche Sprache verändert
ein Wort wie z a gorodom â¹im Grünen⺠etwa wie z aag ÉrÉdÉm , wobei É ein undeutlicher Murmelvokal ist; poobeÅ¡Ä a tâ â¹versprechen⺠klingt dann etwa wie pabish ää tj . Dies nennen die Linguisten â¹Vokalreduktionâº, und man kann mit einigem Recht sagen: Kaum eine Sprache reduziert ihre Laute so stark wie das Russische und bringt dadurch eine solche Fülle an verformten Mini-Vokalen hervor. Dies ist die eine Säule, die das russische Lautbild prägt.
Die andere Säule wird gestellt von einem Phänomen, das in Europa ebenfalls selten ist: die unüberhörbare Fülle an weichen (â¹palatalenâº) Konsonanten, die jedes russische Wort prägen können. In Wörtern wie pitâ â¹trinkenâº, estâ â¹essenâº, desjatâ â¹zehnâº, obeÅ¡ÄajuÅ¡Äij â¹versprechend⺠sind alle Konsonanten superweich und klingen wie mit vielen J ausgesprochen. Verformte Vokale und weiche Konsonanten: Diese beiden Faktoren bringen in ihrer Verzahnung zusammen den typischen russischen Höreindruck hervor, der für deutsche Ohren so fremd klingt â besonders dann, wenn diese Aussprachegewohnheiten mit ins Deutsche hinübergenommen werden (s. â¹Akzentâº).
Ein weiteres Stereotyp besagt, dass Russisch von Zischlauten geprägt sei. In der russischen Rede jedenfalls fallen dem deutschen Ohr diese Laute auf:
langes weiches â¹gezischtes⺠sch: Å¡Äi â¹Kohlsuppeâº, bor Å¡Ä â¹Bortsch ein Gericht âº;
weiches tsch: klju Ä â â¹Schlüsselâº; Ä estâ â¹Ehreâº;
langes weiches zh: žu žž atâ â¹summenâº, vye zž atâ â¹ausfahrenâº;
hartes, scharfes z: c irk â¹Zirkusâº, kone c â¹Endeâº.
Alles zusammen ergibt den eigentümlichen Höreindruck, der es ziemlich leicht macht, das Russische akustisch auf der StraÃe zu erkennen.
Der Bau der Wörter
Auf den ersten Blick präsentiert sich das Standard-Russische als ein strenges und kompliziertes Regelwerk, das es den ausländischen Lernern nicht leicht macht. Ein groÃer Formenreichtum und ein streng synthetisches Prinzip des Wortbaus setzen sich durch die gesamte Grammatik fort. Den Russen selbst mag dies ein Gefühl jener nationalsprachlichen Illusion bescheren, sie beherrschten die extrem â¹schwierige⺠Sprache eines riesigen und mächtigen Kulturraums. Zu diesem Gefühl tragen nicht nur die Lautsprache und ihr System bei, sondern auch die kyrillische Schrift, die so eng mit der Orthodoxie und der Religiosität des russischen Menschen verbunden ist.
Das Russische leistet sich bis heute sechs verschiedene Fälle (sogar noch mit vielen Varianten und alten Sprachresten garniert): Es hat Nominativ dom â¹das Hausâº, Genitiv doma â¹des Hausesâº, Dativ domu , Akkusativ dom , einen Instrumental domom â¹durch dasHaus⺠und einen Lokativ, der mit Präpositionen steht: v dome â¹in dem Hausâº. Es hat nicht nur viele Kasus, sondern nutzt diese auch für Spezialfunktionen, die oft einen archaischen, altrussischen Touch haben, â¹uneuropäisch⺠aussehen und ein gutes Stück vom Deutschen entfernt liegen. So steht bei Sätzen wie er arbeitet als Ingenieur der bloÃe Instrumental: on rabotaet inžener om ; ein verneintes Objekt steht im Genitiv: u nego brat a net â¹er hat keinen Bruder⺠u. v. m.
Der russische Sprecher ist also auf starke und schwache Formen, auf Alternationen und viele Arten von Veränderungen im Formensystem seiner Sprache eingestellt. Aber nicht nur das: Genauso ist das russische Sprachgefühl gewöhnt an etwas, das ich â¹strenge Verknüpfung⺠( strict agreement ) nennen möchte und was auch im Hochdeutschen noch verbindlich vorgeschrieben ist: In einer Wortfolge wie s Ä timi krasiv ymi devuÅ¡k ami â¹mit diesen schönen Mädchen⺠sind alle Formen durch Endungen verknüpft. Diese Verknüpfung ist im Prinzip zwar unauflösbar, wird aber in der Sprechsprache akustisch durch viele Verschleifungen â¹unterlaufenâº.
Wie fast alle slavischen Sprachen kennt auch das Russische keinen Artikel und stellt sich hier in eine Reihe mit den Migrantensprachen Jugoslavisch und Polnisch. Russisch dom â¹Haus⺠heiÃt also â¹ein Haus⺠oder â¹das Haus⺠oder einfach â¹Hausâº, und eine
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