Multi Kulti Deutsch - wie Migration die deutsche Sprache verändert
kuÄe , Dativ kuÄi , Akkusativ kuÄu , Instrumental kuÄom , und einen Lokativ u kuÄi . Dieses System ist voll funktionsfähig, und auch die Regeln der Ãbereinstimmung der Endungen sind im Standard nicht beeinträchtigt; nur im gesprochenen Jugoslavisch werden sie oft verschliffen, verhaucht oder unterlaufen: In Sätzen wie u on im srpsk im velik im gradov ima â¹in diesen groÃen serbischen Städten⺠werden die gesprochenen, unbetonten Endungen oft kaum noch deutlich herausgehört.
Aus der Geschichte des Jugoslavischen
Die Serben, Kroaten und muslimischen Bosnier hatten vor dem 19. Jahrhundert â bevor am Horizont eine vereinheitlichte Sprache auftauchte â eine grundverschiedene politische Geschichte, eigene Literaturen und ein verschiedenes Bewusstsein von ihrer Sprache. Vor diesem Hintergrund muss man die 150-jährige Geschichte des Jugoslavischen sehen, um zu verstehen, warum es am Ende des 20. Jahrhunderts in drei neue Sprachen zersplittern konnte (Details in Rehder 1998):
Das Serbische: Seit den Zeiten des Serbischen GroÃreichs im 12. Jahrhundert entwickelte sich in den serbischen Ländern eine Gemengelage unterschiedlichster Literaturen und Sprachformen. Traditionelle Literatursprache war das Serbisch-Kirchenslavische, das dem Gebrauch der Volkssprache und der höfischen Literatur gegenüberstand â Traditionen, die sich mit dem Einbruch der Türken auf die Kopistentätigkeit der Mönche reduzierte. Nach dem Abzug der Türken brachten Russen die russische Kirchensprache nach Nordserbien, wo sie mit einer archaischen serbischen Hochsprache (â¹Slavenoserbischâº) konkurrierte. Nach dem serbischen Aufstand 1813 floh der groÃe Autodidakt Vuk KaradžiÄ nach Wien und bereitete in bedeutenden Westkontakten eine Reform der serbischen Sprachenlandschaft vor.
Das Kroatische: Seit der Christianisierung gehören die Kroaten der römisch-katholischen Kirche an. Gebraucht wurden im Mittelalter das Lateinische und eine kroatisch geprägte Kirchensprache. Mit der Neuzeit ab dem 15. Jahrhundert entwickelten sich in den kroatischen Ländern, die unter ungarischer Oberhoheit standen, verschiedene regionale Literaturen, die in den Dialekten verfasst waren (â¹Äakavisch⺠an der Küste; â¹Kajkavisch⺠im Norden um Zagreb) und eine groÃe Blüte bis ins 18. Jahrhundert erlebten â so etwas wie das Goldene Zeitalter der kroatischen Sprache.
Das Bosnische: Hier ist der Blick zurück schwieriger, weil â¹das Bosnische⺠mit seinem Namen erst im späten 19. Jahrhundert langsam sichtbar wurde. Sicher ist, dass in den bosnischen Ländern eine multikulturelle Gesamtheit von Sprach- und Literaturtraditionen lebendig war. Ãberragend waren hier die Werkein orientalischen Sprachen (Arabisch, Persisch), die zum Teil sogar in einer arabisch anmutenden Schrift (â¹Arebicaâº) geschrieben wurden. Trotzdem (oder: deswegen?) spielt â¹das Bosnische⺠in der Geschichte des Jugoslavischen keine nennenswerte Rolle. Erst mit den Bosnien-Kriegen der 1990er Jahre und dem Dayton-Abkommen von 1995 drangen die Existenz einer bosnischen Sprache und die kulturellen Traditionen der Bosniaken ins europäische Bewusstsein. Das Bosnische wird seitdem forciert als neue Standardsprache ausgebaut â mit noch ungewissen Aussichten.
Ein typischer jugoslavischer Satz hat also im Prinzip drei offizielle Varianten. Der deutsche Satz Der Zug wird genau um zehn Uhr vom Bahnhof abfahren lautet
Kroatisch: Vlak sa žel je zniÄkoga kolodvora krenu t Ä e t o Äno u deset sati .
Serbisch: Voz sa žel e zniÄke stanice krenu Ä e t a Äno u deset sati / Äasova .
Bosnisch: Voz sa žel je zniÄke stanice krenu t Ä e t a Äno u deset sati .
Am â¹gröÃten⺠sind die Unterschiede noch auf manchen Feldern des Wortschatzes. So entspricht dem kroatischen povijest â¹Geschichte⺠das serbische historija, glazba entspricht muzika, mrkva â¹Mohrrübe⺠ist serbisch Å¡agarepa etc. Verantwortlich dafür sind alte Sprachkontakte und sprachpolitische Direktiven.
Die Erfindung des â¹Serbokroatischenâº
Die â¹Erfindung des Jugoslavischen⺠findet statt mit der Wiedergeburtsbewegung der Südslaven Anfang des 19. Jahrhunderts unter dem Namen â¹Serbokroatischâº, mit dem der erwähnte Vuk KaradžiÄ seinen serbischen
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