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Multi Kulti Deutsch - wie Migration die deutsche Sprache verändert

Multi Kulti Deutsch - wie Migration die deutsche Sprache verändert

Titel: Multi Kulti Deutsch - wie Migration die deutsche Sprache verändert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Hinrichs
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›). Verwickelte Geschichte der Standardsprache, die schließlich in separate Einzelsprachen auseinanderfällt. Trotz allem in der Praxis das verbindliche Groß-Idiom der Serben, Kroaten und Bosnier. Alte Migrantensprache mit langer Tradition.
    Ein kurzer jugoslavischer Text (serbische Variante in lateinischer Schrift)
    Neimenovani pedesetogodiÅ¡njak pio je u kafani u Oslu ,
    Ein ungenannter 50-jähriger trank in einem Café in Oslo,
    i nakon burne večeri krenuo kući.
    und ging nach einem stürmischen Abend nach Hause.
    PoÅ¡to je primetio da « vidi duplo », ipak je seo na zadnje sediÅ¡te
    Darauf bemerkte er, dass er «doppelt sah» und setzte sich auf den Rücksitz
    automobila da malo prilegne i otrezni se.
    seines Autos, um sich etwas hinzulegen und auszunüchtern.
    Kada se probudio, ugledao je nepoznato okruženje.
    Als er aufwachte, erblickte er eine ihm unbekannte Umgebung.
    IzaÅ¡ao je iz automobila i shvatio da je u Geteburgu!
    Er stieg aus dem Wagen und begriff, dass er in Göteborg war!
    Quelle: Zeitschrift 24sata , 1.10.2012
Verbreitung und Bedeutung
    â€¹Jugoslavisch› ist ein neuer Begriff für das Sprachen-Trio Serbisch, Kroatisch und Bosnisch,[ 21 ] die neuen Nachfolger des in den 1990er Jahren abgeschafften Serbokroatisch. Alle drei ‹Sprachen› sind sich so ähnlich (zu mehr als 90 %), dass zumindest linguistisch eine getrennte Behandlung ganz seltsam wäre. Die drei ‹neuen› Sprachen sind politische Konstrukte mit einigen besonderen linguistischen Spuren, die von der jeweiligen Sprachpolitik scharf betont, aber auch übertrieben, unterlaufen oder geleugnet werden können. Jugoslavisch gibt es daher in einer serbischen, kroatischen und bosnischen Variante – so wie es bei dem alten Serbokroatischen schon einmal war. Das Jugoslavische ist immer noch eine Lingua Franca , eine Verkehrssprache der Region: Von Wien bis Skopje kommt man mit ihr immer noch durch den ganzen Balkan.
    Jugoslavisch wird insgesamt von circa 22 Millionen Menschen gesprochen: in den neuen Staaten Serbien, Kroatien, Bosnien-Hercegovina, in Montenegro und im Kosovo. Daneben gibt es seit langer Zeit eine große Gemeinde in den USA, in Kanada, Australien, Schweden und Deutschland, es mögen drei bis vier Millionen sein. Wahrscheinlich befindet sich auch heute noch etwa die Hälfte der bosniakisch-muslimischen Bevölkerung (circa zwei Millionen) im Ausland.
    Jugoslavisch ist eine ‹polyzentrische Sprache›, mit Ausstrahlungszentren in den Hauptstädten Belgrad, Zagreb, Sarajevo und Podgorica. Und in den Staaten selbst heißt es ohnehin nur noch ‹Serbische Sprache› srpski jezik , ‹Kroatische Sprache› hrvatski jezik und ‹Bosnische Sprache› bosanski jezik – in den Verfassungen und in dem selbstverständlichen, oft von neuem Nationalstolz erfüllten Sprachgebrauch der Menschen, denen gar nichts anderes in den Sinn käme als «unsere» Sprache ( NaÅ¡ jezik ).
Dreimal ‹Jugoslavisch›
    Das serbische Jugoslavisch wird hauptsächlich in Serbien, aber auch in Bosnien (Republika Srpska), in Montenegro und im Kosovo (zehn Prozent, hauptsächlich im Norden) gesprochen. Man schreibt kyrillisch, im Zuge der politischen Entwicklungen in Serbien (Februar 2012: EU-Kandidatenstatus) greift die lateinische Schreibweise aber immer mehr Raum, auch in den Medien und im Internet. Seine Sprecher sind orthodox, und die Religion spielt, wie überall im ‹ehemaligen Jugoslavien›, eine überragende identitätsstiftende Rolle. Das lautliche Kennzeichen ist die sogenannte e -Aussprache vieler Wörter wie in sneg ‹Schnee›, beo ‹weiß› oder videti ‹sehen› – und dies kann durchaus ein politisches Zeichen sein, das Herkunft und politische Gesinnung signalisiert.
    Das kroatische Jugoslavisch wird hauptsächlich in Kroatien, dann in Bosnien und auch vereinzelt in Serbien gesprochen. Man schreibt ausschließlich lateinisch und die kroatischen Sprecher sind katholisch. Das akustische Kennzeichen ist die je -Aussprache vieler Wörter wie in snijeg, bijeli oder vidjeti – die ebenfalls als politisches Wiedererkennungszeichen fungieren kann.
    Das bosnische Jugoslavisch wird in Bosnien/Hercegovina gesprochen. Es wird nun immer komplizierter, ja verwirrend: Neben dem serbischen Jugoslavisch der bosnischen Serben und demkroatischen Jugoslavisch der

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