Multi Kulti Deutsch - wie Migration die deutsche Sprache verändert
Kompetenzen verstanden und löst keinen Wechsel der Matrixsprache aus; es ist eine Art Gesprächskolorit und Gruppenzeichen.
Codeswitching innerhalb des Satzes erfordert ein höheres grammatisches Hintergrundwissen, gefährdet dieses aber auch mehr, eben durch den Vorgang des Switchens. Im Grunde muss man hier wieder nach grammatischen â¹Fehlern⺠suchen, die sich um die Bruchstellen herum finden.
â Kinder ⦠aso ⦠voll krass, i niÅ¡ta, mi smo otiÅ¡li to pogledat, in diesem Kasten
â¹Kinder ⦠aso ⦠voll krass, und nix, wir sind losgegangen um das zu sehen, in diesem Kasten â¦âº
Codeswitching zwischen Sätzen tritt normalerweise innerhalb eines Gesprächszuges auf, kann aber auch zwischen solchen eintreten (wie schon am Türkischen beobachtet).
â Ja Äu ustat. Kein Problem . â¹Ich werde aufstehen. Kein Problem.âº
AuÃerhalb des Satzrahmens ist CS â wie im Russischen auch â im dokumentierten Material eher selten. Dies widerspricht eigentlich der hörbaren Praxis im Jahre 2013, wenn man sich nur in den richtigen Kreisen bewegt und die richtige Methode â keine Vorinformation der Sprecher-Informanten â anwendet. Wir glauben deshalb, dass CS zwischen den Sätzen , also â¹in groÃen Portionenâº, aus eher psychologischen Gründen kaum im Material auftaucht, nichtsdestoweniger aber im Alltag weit verbreitet ist (eben besonders, wenn man â¹unter sich⺠ist). Auch die eigene Erfahrung kennt genügend Fälle von â¹groÃem⺠Codeswitching mit Türkisch, Russisch und Jugoslavisch: Dieses CS wird von zwei Parametern gesteuert und ausgelöst: von den Teilnehmern und ihrer Herkunft bzw. ihren Sprachkenntnissen und dem Gesprächsthema (beruflich/privat etc.).
Die wenigen Fälle von wirklicher Code-Alternation lohnen nicht, hier aufgeführt zu werden: Beide Sprecher behalten ihre Sprache bei, einer spricht Deutsch, einer Jugoslavisch â insgesamt ein interessanter Fall, in dem eigentlich Codeswitching nur ausder Perspektive von Dritten auftritt (s. Abschnitt 16). Grammatische Fehler werden hier seltener, weil eine ganze Seite der Sprachverarbeitung (Sprechen oder Verstehen) auf eine Sprache fokussiert ist. Code-Alternation ist kognitiv noch ein ganz weiÃer Fleck auf der linguistischen Landkarte. Wir sind aber überzeugt, dass eine an Code-Alternation gewöhnte Sprachverarbeitung einer flexiblen grammatischen Grundhaltung letztlich ebenfalls zuarbeitet. Es ist eine Sache der Zukunft.
Einige Bemerkungen zu einem â¹Deutschland-Jugoslavischâº
Wie beim Türkischen und Russischen bereits gesehen, wirkt das Deutsche auf die Migrantensprache in Deutschland ein und schafft eine neue Varietät mit neuen Abweichungen, die wir entsprechend â¹Deutschland-Jugoslavisch⺠nennen. Hier versammeln sich deutsche Muster, die sich ins Jugoslavische einschleichen. Deutsch-Jugoslaven imitieren besonders gern die deutsche Wortfolge, wie z.B. in
â Onda je uÄitelica joj rekla â¹und hat die Lehrerin ihr gesagtâº
vs. echtjugoslavisch: Onda joj je uÄitelica rekla.
Auch wird der deutsche Artikel künstlich imitiert ( taj imenik â¹das Telefonbuchâº), die Kasus werden verwechselt, es tauchen überflüssige Pronomen als Subjekte auf, Fehler im Verbalaspekt usw. (Schlund 2003). Wir haben vieles auch schon am â¹Deutschland-Russischen⺠aufgezählt und müssen es hier nicht wiederholen; hier sind eben Russisch und Jugoslavisch als slavische Sprachen des flektierenden Typs eng beieinander. Auch diese Phänomene werden so oder so auf das Deutsche zurückwirken.
â
An dieser Stelle ist dann auch Schluss mit der weiteren Dokumentation: Von albanisch, arabisch oder polnisch inspirierten Sprechweisen ist weder aus Gastarbeiterzeiten noch aus den 1980er oder â90er Jahren oder später irgendetwas dokumentiert (allenfalls vielleicht in unveröffentlichten Seminararbeiten). â¹Albanisch-deutsches Codeswitching⺠wäre zwar als Begriff nicht geläufig, kommt aber im Alltag sicher genauso vor wie türkisches oder russisches Codeswitching.
20. â¹KIEZDEUTSCHâº: DER SLANG JUGENDLICHER MIGRANTEN
Es mag höchst ehrenwert sein, für sozial benachteiligte Gruppen einzutreten, sie zu fördern oder auch vor den Ungerechtigkeiten und Vorurteilen der Mehrheitsgesellschaft schützen zu wollen. Niemand könnte
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