Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mum@work: Roman

Mum@work: Roman

Titel: Mum@work: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Ahlswede
Vom Netzwerk:
schnell ein bisschen arbeiten, okay?«
    »Das ist aber doof. Und was soll ich machen? Wo ist Che eigentlich?«
    Meikis Kindergarten hat geschlossen. Zwei Wochen lang, aber an Familienurlaub ist leider nicht zu denken. Und Che, tja ...
    »Che hat zwei Tage frei. Der musste ganz dringend irgendwohin fahren, weißt du doch eigentlich.«
    »Nö, weiß ich nicht. Wohin denn?«
    »Das weiß ich auch nicht, aber das geht uns eigentlich auch nichts an.«
    »Und Oma und Opa? Warum kommen die nicht?« »Weil die ihr neues Haus in Frankreich renovieren. Aber vor Weihnachten kommen sie zu Besuch. Das haben sie neulich gesagt.« Den Umzug - den verschweige ich hesser.
    »Ich glaube, spätestens zu Mäxchens Geburtstag kommen sie.«
    »Zum Geburtstag? Aber der macht ja wohl noch keine richtige Paaaaaaty, oder?«
    »Na, mit uns und Oma und Opa und Sebastian und Cordula und Henry und Charlotte schon.«
    »Also keine Paaaty. Sag ich doch.«
    »So, mein Schatz, jetzt lass mich mal ein Stündchen in Ruhe arbeiten, solange dein Bruder noch schläft. Heute Nachmittag machen wir dann was Schönes zusammen, einverstanden?«
    »Nö, keine Lust.«
    »Wie? Keine Lust, was Schönes zu unternehmen?«
    »Doch, aber ich will jetzt. Du bist doch da, ich will das Tierbaby-Memory spielen oder das Biene-Maja-Quartett oder Monopoly oder ...«
    »Meiki, ich bin zwar da, aber ich muss wirklich dringend etwas für meine Arbeit erledigen. Das verstehst du doch sicher, hm?«
    »Immer diese blöde Arbeit. Das sagst du doch nur. Du bist doch zu Hause. Das ist doch gar keine richtige Arbeit.«
    Nein, mal von den 2000 E-Mails, Anrufen, SMS, die ich noch beantworten muss, der Recherche im Callcenter, nach allem, was da schiefläuft, und dem Endspurt für den Mum@Work-Launch abgesehen - eigentlich keine richtige Arbeit.
    »Doch, mein Schatz, das ist schon richtige Arbeit.«
    »Und was machst du jetzt?«
    »Na ja, ganz viele Sachen. Alles am Computer.«
    »Och nöhööö. Dann kann ich da ja nicht dran.«
    »Na, hör mal, es gibt ja wohl Schlimmeres, oder?«
    »Nein, gibt es nicht.«
    »Wie bitte?«
    Meikis Gesicht verfinstert sich. Ihre braunen Augen blitzen Furcht erregend, und mit einer wütenden Geste wirft sie ihre Locken nach hinten. »Das ist doch alles doof. Kannst du nicht wie die anderen Mütter zu Hause sein, ohne zu arbeiten?«
    Der emanzipatorische Tiefschlag.
    »Das machen doch gar nicht alle Mütter.«
    »Doch, Beate macht das so, die Mama von Florentine, von Marie, von Jakob und die neue Mama von Leon auch.«
    Leons Vater, der mit dem Jeep, hat kürzlich seine Erstfrau mit einem Rest von Minimalambitionen im Job gegen ein jüngeres Trophywife mit erklärter Arbeitsphobie ausgetauscht. Die kümmert sich nun um das richtige Innendesign, die angesagtesten Urlaubsziele, und vor allem um ihr Vergnügen.
    »Das ist nicht Leons neue Mama. Das ist die neue Frau von Leons Papa!«
    »Ist doch dasselbe. Auf jeden Fall arbeitet die nicht. Die hat immer Zeit.«
    » Wirklich? «
    »Neulich hab ich bei ihr so bunte Stifte ausprobiert. Die waren im Badezimmer. So etwas hast du gar nicht. Und die hat Leon auch das tolle Fahrrad gekauft.«
    »Aber gespielt hat sie nicht mit euch, oder?«
    »Äh ...«
    »Und sieh mal, Carola arbeitet auch, und die hat sogar vier Kinder.«
    »Ist mir doch egal.«
    Interessanter Argumentationsstil. Sollte ich mir für die nächste Diskussion mit Trish merken.
    »Und Beate ist auch immer da. Das weiß ich. Und die kocht auch ganz leckere Sachen.«
    »Meiki, jetzt hör aber mal auf. So langweilig wie Beate will ich nicht werden.«
    Ups.
    Man sollte nicht auf die Diskretion von Kindern zählen. Vor allem nicht, wenn man über Nachbarinnen lästert.
    »Also, ich meine nicht direkt langweilig, sondern ...«
    »Langweilig? Beate ist lang-weil-ig, Beate ist lang-wei-lig«, trällert Meiki in voller Lautstärke aus dem offenen Bürofenster.
    »Psssst. Nicht so laut!«
    »Dann spielst du jetzt aber mit mir?«
    »Nein, Meiki, das geht wirklich nicht.«
    »So ein Mist, und nicht mal an den Computer darf ich. Kannst du nicht wenigstens in einem richtigen Büro arbeiten, so wie Carola?«
     
    Date: 13. September
    To: Katharina Stein, Head of German PR
    From: Hermann Adler, Head of Costumer Relationship Management
    Re: Call-Center
     
    Katharina,
    angesichts des negativen Presseechos findet heute um 15:00 Uhr eine Krisensitzung mit den Abteilungsleitern der Callcenter statt. Das Management verlangt Präsenz des gesamten Führungspersonals.

Weitere Kostenlose Bücher