Mum@work: Roman
Treffpunkt: großer Konferenzsaal.
Hermann Adler, Head of Costumer Relationship Management
Wunderbare Aussichten! Wohin mit meinen Kindern? Berufstätige Mütter müssen viel Flexibilität zeigen. Nur wie? Hilfeeee!
Rechercheergebnis/Notfallbetreuung
Tobias: im Afrika-Archiv unauffindbar
Che: im Volx-Komitee, RAF-Sofi-Café, beim Keksback-Kurs?
Carola: im Rathaus, bei der Arbeit
Oma und Opa: 1500 km entfernt - ohne Beamen keine Chance Patrick: lässt sich vom Babysitter vertreten
Beate: nein, danke
»Komm, Meiki, wir machen mal wieder einen kleinen Ausflug. Das wird fast so aufregend wie unsere Reise zur CompNet. Kannst du dich daran noch erinnern? »Nö.«
»Na, macht nichts. Zieh dir schon die Schuhe an, ich wickele Max, und dann geht's los.«
»Nö. Hab ich doch schon gesahagt.« »Doch, geht nicht anders.« »Nö, nö.«
»Doch, los jetzt. Dafür darfst du auch am Computer spielen. An einem ganz großen sogar. Und auf meinem Bürosessel sitzen, und ...« »Fernsehen?« »Vielleicht auch.« »Eis essen?« »Weiß ich noch nicht. »Nö, dann lieber nicht.« »Also gut, dann auch Eis essen.«
Nein, Frau Müller-Hölzenbein hatte dann doch tatsächlich keine Lust, ein bisschen auf Max und Meiki aufzupassen. Sie sah mich an, als hätte ich zwei streunende Hunde mit einer ganzen Flohkolonie im Fell aufgelesen und in ihr heiliges Empfangszimmer eingeschleust.
»Wie stellen Sie sich das denn vor? Das ist doch hier kein Kindergarten«, kreischt sie mir noch hinterher, als ich mit meinen Kleinen den Rückzug antrete und mich psychisch schon mal auf eine Krisensitzung im doppelten Sinn einstelle.
Aber Moment mal. War das nicht eben unser Praktikant, der da um die Ecke zum Kopierer gehuscht ist? Dieser, wie hieß er noch? Neuberg? Altberg? Friedberg. Genau, Friedberg! Der, der mal ganz hoch hinauswill.
Mit Max auf dem Arm und Mareike an der Hand mache ich mich auf den Weg zum Kopierer. Yesss, er ist es. Mein Hauptgewinn. »Herr Friedberg! Guten Tag!«
»Oh, guten Tag, Frau Stein«, sagt er und hält mir kniggegerecht seineHand entgegen. Auch meine Kinder will er formvollendet begrüßen, doch die strecken ihm - auch sehr formvollendet - die Zunge heraus (Max) und ignorieren ihn (Mareike) gänzlich, da gerade auf Popelexpedition in der (zum Glück) eigenen Nase. Herr Friedberg bewahrt die Haltung, scheint also belastungsfähig zu sein - ein echter Pluspunkt. Auch heute ist er wieder von Kopf bis Fuß in Vorstandskleidung, die seiner Arbeit am Kopierer vielleicht etwas mehr Würde verleihen soll. Jeder Zentimeter signalisiert, dass er sich eher in der Chefetage als an der Kaffeemaschine sieht. Hm...
»Herr Friedberg? Hätten Sie vielleicht gleich einen Moment Zeit? Ich hätte da einen Spezialauftrag für Sie.«
»Aber selbstverständlich, Frau Stein. Hat es etwas mit der Krisensitzung zu tun?«
»Nun, ja, so kann man es sehen. Es ist auf jeden Fall sehr wichtig.«
22. Kapitel
Der große Konferenzsaal ist so voll wie lange nicht mehr. Das komplette Management von BetterMedia Deutschland ist angetreten, die angekündigten Callcenter-Chefs und natürlich »meine« Abteilung.
»Sind wir vollzählig?«, fragt Kundendienst-Chef Adler. »Ein Platz ist ja noch frei. Wer fehlt denn?«
Nervös schaut er zwischen dem leeren Platz, seinen Unterlagen und den grimmig dreinblickenden BetterMedia-Deutschland-Chefs hin und her. Sein Gesicht verrät blanke Panik. Er fürchtet sicher nicht zu Unrecht, dass dies seine letzte Sitzung mit dem Management sein könnte, denn für die Callcenter-Pannen ist schließlich er verantwortlich. Rollende Köpfe sind immer gut.
»Also, wer fehlt?«
»Wo ist denn unser Praktikant?«, erkundigt sich da eine eifrige Kollegin.
»Im Assessment-Center«, murmele ich und klappe geschäftig mein Laptop auf.
Fragende Blicke.
»Gut«, sagt Adler. »Dann lassen Sie uns nun also zu Tagesordnungspunkt 1 kommen, die Bestandsaufnahme aus den Callcentern.«
»Die meisten Anrufer können wir nur nach Indien durchstellen, was dann passiert, wissen wir nicht«, sagt ein Callcenter-Chef.
»Was sollen wir denn machen? Wir können diese ganzen Pannen ja nicht selbst reparieren«, meint ein anderer.
»Wissen Sie eigentlich, wie viel Nerven es erfordert, immer wieder dieselben Beschwerden zu hören und immer aggressiver werdende Kunden abzuwimmeln?«
Die gehen also in die Offensive. Rette sich, wer kann.
»Genau! Abwimmeln ist unsere einzige Möglichkeit.«
»Unsere
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