Mum@work: Roman
Konversation. Selbst mit Che nicht mehr.
Ich versuche vergeblich, einen Blick auf Ches Unterlagen zu erhaschen,die nun in einer riesigen Aldi-Plastiktüte verschwinden. Aldi? Plastik? Hat der keinen Beutel aus Fair-Trade-Baumwolle?
»Ich gehe dann mal«, sagt er. »Bis Montag dann.«
»Genau, bis Montag.«
Als ich nach oben gehe, um einen Blick in die Kinderzimmer zu werfen, werde ich von einem eigentlich vertrauten, aber zu diesem Zeitpunkt doch unerwarteten Surren in meinem Büro abgelenkt. Die Lüftung meines Computers läuft, wie sie es immer tut, wenn der Rechner kurz zuvor länger benutzt wurde. Ich stelle den Computer an.
Last login: 18. November, 20:00 Uhr
Heute.
Vor eineinhalb Stunden.
28. Kapitel
SCHMAZ:
Hungerlöhne in Indien
BetterMedia gerät unter Druck
Schweinfurth-Marktheidenfeld, 20. November - Der US-Medienkonzern BetterMedia, Hersteller der Software MAMA.Com und Betreiber des Internet-Portals für die Telearbeit Mum@Work, hat an neuer Front mit immer größer werdenden Problemen zu kämpfen. Bekannt ist bereits, dass der Konzern nicht nur für seine deutsche Filiale Callcenter und Softwareentwicklung outgesourct - also ausgelagert -hat. Wie fast immer beim Outsourcing ist das Ziel, Kosten zu sparen. Doch in welchem Ausmaß BetterMedia diese »Kostensenkung« betreibt, wird jetzt erst in vollem Umfang deutlich.
Wie die Schweinfurth-Marktheidenfelder Zeitung exklusiv erfuhr, arbeiten die Programmierer für BetterMedia im indischen Mumbai (ehemals Bombay) für wahre Hungerlöhne. Fünf Dollar pro Stunde wird den hoch qualifizierten Mitarbeitern im fernen Indien gezahlt. Sie sitzen in Großraumbüros auf engstem Raum, Mittagspausen gibt es nicht - und dies bei einem Arbeitstag von regulär zehn Stunden.
Eine BetterMedia-Sprecherin wollte sich zu den Arbeitsbedingungen nicht äußern. Vielmehr schien sie sehr interessiert daran zu sein, woher die SCHMAZ ihre Informationen hat. Selbstverständlich schützt auch diese Zeitung ihre Informanten. Enthüllen kann die SCHMAZ aber bereits jetzt, dass sich eine Gruppe von Gegnern der Arbeitsbedingungen bei BetterMedia zum Ziel gesetzt hat, die Arbeit des Konzerns zu stören. In der weltweiten Zentrale in Chicago sei dies bereits gelungen, hieß es in den Kreisen der Gegner. Als Nächstes werde das Deutschland-Hauptquartier ins Visier genommen.
Message for Gupta from Stein on November 21: Swapnil, how much money do you make per hour?
Message for Stein from Gupta November 21: Five dollars. Why? Can I have some more? Woher wissen die das?
Stein: Maybe. And your desk, is it big enough?
Gupta: Yes, big enough for the five of us.
Stein: Five who?
Gupta: My colleagues. We share a desk.
Das könnte man durchaus »auf engstem Raum« nennen.
Stein: Do you have a lunch break?
Gupta: No. Oh-oh.
Stein: How many hours do you work per day?
Gupta: Eleven. Shit.
Computer Heute:
Die Pannenserie bei BetterMedia reißt nicht ab
Nun auch Probleme mit der FitWare
- von Clemens Malzbecher -
Hamburg, 21. November - Neue Hiobsbotschaften aus dem US-Konzern BetterMedia: Die seit ihrem Start von Problemen begleitete Telearbeitssoftware MAMA.Com hat den Medienriesen aus Übersee erneut in die Schlagzeilen gebracht. Nun ist es die so genannte FitWare,die für Aufregung unter den Nutzern sorgt. Ein zwar nicht elementarer Teil des Programms, doch in seinen Folgen kaum absehbar.
»Unsere Mitarbeiter schlafen reihenweise am PC ein«, klagt der Chef eines Konzerns, dessen Namen er aus verständlichen Gründen nicht nennen wollte. Schuld sei allein die FitWare und der so genannte Vitalizer. »Das ist ein völlig irreführender Name für ein völlig überflüssiges Produkt.« Entspannende Musik solle die Mitarbeiter binnen Sekunden erfrischen und zu neuen Höchstleistungen bei der Arbeit bringen, so stehe es in der MAMA.Com-Anleitung. Doch in Wirklichkeit habe diese Musik hypnotische Kräfte und lasse die Mitarbeiter einfach einschlafen, berichtet der ebenfalls anonym gebliebene Manager.
BetterMedia-Sprecherin Katharina Stein gibt sich wie gewohnt gelassen. »Das sind Einzelfälle«, sagte sie auf Anfrage von Computer Heute. »Die große Mehrheit unserer Nutzer ist mit dem Vitalizer sehr glücklich.«
»Wir schaffen MAMA.Com auf jeden Fall wieder ab«, sagt dagegen der Konzernchef - eine Absicht, die inoffiziell bereits mehrere Unternehmen gegenüber Computer Heute geäußert haben. »Und dieses Internet-Portal, Mum@Work,
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