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Mum@work: Roman

Mum@work: Roman

Titel: Mum@work: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Ahlswede
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Wickert, nur mit etwas weniger Haaren. Tatsächlich ist er in den letzten Monaten noch ein bisschen kahler geworden, wie sich jetzt herausstellt, als er seine Rentneruniformmütze, die unvermeidliche Baseballkappe, abnimmt. Aber die Halbglatze ist auch gut gebräunt.
    »Du siehst aber gut aus. War die Fahrt auch nicht zu anstrengend?« »Nein, nein, und so oft machen wir die Tour ja auch nicht. Und bei euch? Geht es allen gut?« »Alles bestens.«
    »Und dein Job als professionelle Lügnerin? Hätte ich dir nie zugetraut!« Mein Vater lacht. Er war selbst früher Journalist und hält alle Pressesprecher für Lügner. Ein weit verbreitetes Vorurteil, und das Wechseln der Seiten, so wie ich es gemacht habe, kommt auch nicht bei allen gut an. Tanja, Karsten und Patrick, meine Exkollegen, lassen es mich ja zum Glück nicht so spüren, aber dafür muss ich auch umso mehr unter Clemens Malzbecher leiden. Zum Glück habe ich noch Carola, die schon vor mir Pressesprecherin war. Allerdings nur für die Stadt Hamburg, da muss sie wenigstens nichts verkaufen. Ich dagegen und mein MAMA. Com ...
    »Läuft ganz gut, auch wenn ...«
    »Und immer noch im Home-Office?«
    »Ja, klar. Das hat sich sogar noch verbessert. Alles Wichtige steht mittlerweile auf der Höhe von mehr als einem Meter, damit Max nicht rankommt.«
    »Wo ist denn bloß Meiki?«, ruft meine Mutter jetzt aus dem Wohnzimmer. »Meiki, wo steckst du denn? Oma und Opa sind da! Freust du dich denn gar nicht?«
    Sie freut sich mit Sicherheit, und zwar sehr ehrlich und sehr laut, aber leider erst, wenn sie beim Diddl-Bällesortieren im Internet die Rekordpunktzahl erreicht hat.
    »Kann ich dir helfen?«, erkundigt sich mein Vater, als ich die Sahne für perfekt erkläre und den Mixer ausschalte.
    »Ja, also, du könntest mal einen Blick in mein Büro werfen und Meiki den Stecker ziehen.«
    »Meiki was?«
    »Meiki ist im Internet unterwegs und findet kein Ende.« »Hm, wie du meinst.«
     
    So, Kirschen abtropfen lassen, auf den Boden legen und Sahne drüber. Das war's, oder? Wo ist denn das Rezept?
    Egal, sieht gut aus. Torte fertig. Jetzt fehlt nur noch die Geburtstagskerze. Diese aus dem Paket mit den niedlichen kleinen Kerzchen, blau und weiß gestreift mit kleinen blauen Haltern, die man in die Torte stecken kann. Nicht aufzufinden.
    »Tobias schien mir aber viel interessierter am Internet zu sein«, meldet mein Vater, als er in die Küche zurückkehrt. »Ich habe beiden den Stecker gezogen. Sie kommen jetzt.«
    »Tobias?«
    »Ja, er hatte bei Diddls Jonglierballrutsche schon 8944 Punkte -mehr als Mareike.« »Tobias?«
    »Ja«, sagt Tobias, der nun auch seinen Kopf durch die Tür steckt. »Kannst du dir gar nicht vorstellen, was?«
    »Aber, ich wusste gar nicht, dass du ... und Diddl kannst du doch eigentlich auch nicht leiden. Fast so schlimm wie sämtliche Disneyfiguren zusammen, hast du gesagt.«
    »Tja, es gibt eben doch ab und zu Überraschungen.«
    »Ich lass euch jetzt mal allein, dann könnt ihr diese zentralen Fragenin Ruhe klären«, sagt mein Vater und begrüßt im Wohnzimmer den Rest der Familie.
    »Kann ich noch etwas helfen?«, fragt Tobias, ziemlich verspätet, wie ich finde.
    »Na ja, der Marmorkuchen steht schon auf dem Kaffeetisch, die Schwarzwälder Kirschtorte ist auch fertig ...« »Äh ... wo ist die denn?« »Na, da, vor deinen Augen.« »Ach so. Ich dachte, das wäre ...«
    »Wie? Was dachtest du? Das ist Schwarzwälder Kirschtorte! Und auf Mäxchens Geburtstagskuchen fehlt nur noch die Kerze.« »Die hol ich mal.«
    »Gut, ich kümmere mich um Kaffee und Kakao.«
    »Komm, Max, jetzt darfst du deine Geschenke auspacken.«
    Das Geschenkpapier findet er toll. Die Schleife auch. Das Bobby-Car (sein eigenes, Mareike rückt ihrs nie heraus) sogar grandios. Das Französischbuch für die Frühstförderung - nun, damit müssen wir uns wohl mal gemeinsam beschäftigen.
     
    To do:
    -  Mit Max Französisch lernen
    -  Parkplätze für Bobby-Cars suchen
    -  Diddl-Jonglierball-Rutschen-Wettkampf mit Tobias ausfechten
     
    Als wir zehn Minuten später am Kaffeetisch sitzen, bin ich von meinen Konditorfähigkeiten doch nicht mehr so überzeugt. Der Marmorkuchen sieht aus wie ein braun-gelber Krümelhaufen, und es ist selbstverständlich Cordula, die vor versammelter Kaffeegesellschaft eine Erbse und ein Maiskorn - vom Küchenboden natürlich - darin findet. Echtes Aschenputtel-Talent. Und ganz schön hinterhältig. Die Schwarzwälder Kirschtorte zerfließt

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