Mum@work: Roman
in der Provence ist doch jetzt auch Winter?! Für die Pool-Ferien muss er also noch ein bisschen warten. Und von einem Pool haben meine Eltern eigentlich bisher auch nichts erwähnt. Nur vom Brunnen. Aber in dem bleibt Sebastian mit seinem Bauch stecken.
Doch das sollte nicht das einzige Hindernis sein für die Ferien im Paradies.
»Und das also ist unser Château«, sagt meine Mutter, zeigt das nächste Bild und greift nach der Hand meines Vaters. Die beiden scheinen wirklich überglücklich zu sein. Hoffentlich stimmt es in dreißig Jahren zwischen Tobias und mir auch noch so. Aber mit dem Haus, da stimmt jetzt schon irgendetwas nicht.
»Wo?«, fragt Sebastian und reckt seinen Kopf in die Höhe, um besser sehen zu können.
»Na dort, gleich seht ihr es auch aus der Nähe. Aber hier ist es erst mal mit dem Hügel zu sehen, auf dem es steht. Da ist es, siehst du?«
Auf dem Hügel, den ich sehe, steht eine Ruine. Sehr idyllisch zwar, aber ohne Zweifel eine Ruine. Das Dach ist leicht eingefallen, die wenigen vorhandenen Fensterläden hängen schief, und der Zaun weist erhebliche Lücken auf. Die Blumen sind schön, das stimmt.
Stille.
»Gefällt es euch etwa nicht?«, fragt meine Mutter mit einer Mischung aus Entsetzen und Unverständnis in der Stimme. »Doch, doch«, stammele ich.
»Da steckt noch ein bisschen Arbeit drin, oder?«, bemerkt Tobias.
Sebastian und Cordula sagen gar nichts.
»Ja, vielleicht hätten wir euch vorwarnen sollen«, sagt mein Vater. »Natürlich ist noch das eine oder andere zu erledigen, aber so ist das nun mal bei alten Gemäuern. Dafür ist das Haus schon über hundert Jahre alt.«
Daran bestehen keine Zweifel.
»Und in Frankreich machen das alle so. Die kaufen Häuser, die nach deutschen Standards nicht so ganz in Schuss sind, und renovieren dann -meistens den Rest ihres Lebens. Und, mal ehrlich, was sind schon deutsche Standards?« Mein Vater legt seinen Arm um meine Mutter.
»Davon abgesehen«, sagt sie, »hätten wir uns auf diesem Stück Paradies auch kein ganz fertig renoviertes Haus leisten können. Jetzt investieren wir eben selbst ein bisschen Zeit in das gute Stück, nicht wahr, Manfred?«
Mein Vater lächelt. Mein Bruder rechnet - ich hoffe, er berechnet die Renovierungszeit und nicht das Schicksal seines Erbes. Im Zweifel für den Angeklagten, auch wenn er bei McFlimsy arbeitet. Cordula verschiebt mental die nächsten Ferien in Frankreich auf in zirka fünf Jahren.
Ich nehme mir ein Stück Schwarzwälder Kirschtorte.
Beim Abschied raunt mir meine Mutter liebevoll zu: »Zu deinem Adventskaffee mit den Nachbarinnen lässt du dir aber vielleicht lieber etwas liefern, Schatz, was meinst du?«
»Vielleicht«, antworte ich mit dem Höchstmaß an Fassung, das mir noch bleibt, und schiebe sie mit meinem Vater, Sebastian und seiner Höllentruppe aus der Tür hinaus.
»Weihnachten übernachten wir dann bei euch, wenn das in Ordnung ist?«, ruft sie noch, damit ich mich auch nicht gar zu benachteiligt fühle. »Wir kommen auch schon ein paar Tage früher.«
»Ja, kurz vor Weihnachten passt prima.«
Da sind bisher nur Tobias' Kollegen aus dem. Busch angemeldet. Kein Problem'.
30. Kapitel
»Tanja, hallo, hier ist Katharina.« »Hi, Kathi, wie geht's?«
»Schlecht. Ich brauche einen Kurzurlaub. Was ist mit unserem Wellness -Wochenende ?«
»Oh, unser Wellness-Wochenende. Na, ich weiß nicht so recht.«
»Wie, was soll das denn heißen? Kneifst du?«
»Nein, aber stell dir mal vor - das Baby kommt früher.«
»Aber der Termin ist doch erst in ein paar Wochen.«
»Ja, aber ich hab schon richtig heftige Wehen.«
»Wann denn, abends immer?«
»Nein, jetzt zum Beispiel gerade.«
»Quatsch, dann könntest du gar nicht sprechen.«
» Ehrlich? «
»Ja, das sind nur Übungswehen.«
»Übungswehen? Soll das ein Witz sein? Du willst mir Angst machen? !«
»Nein. Aber mach dir keine Sorgen, du schaffst das schon.« »Ja, ich geh morgen in die Entbindungsstation und bestell mir einen Kaiserschnitt, Vollnarkose schon auf dem Krankenhausparkplatz.« »Tolle Idee.«
»Aber diese Übungswehen sind doch bestimmt ein Zeichen, dass es bald losgeht, oder?«
»Glaub ich nicht. Also, wohin fahren wir?« »Weiß nicht.«
»Aber du hast doch immer so tolle Angebote, die du für die Hanse testen musst. Daraufhatte ich fest gezählt.«
»Kathi, ich will einfach nicht mehr so weit wegfahren. Versteh das doch.«
»Hm.«
»Aber wir könnten uns bei mir zu Hause einen
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