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Mum@work: Roman

Mum@work: Roman

Titel: Mum@work: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Ahlswede
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in eine rosarote Masse auf braunem Grund. Immerhin findet Meiki die rosafarbene Sauce toll. Cordula merkt kritisch an, dass sowohl der Mürbeteigboden als auch das Kirschwasser und die Schokoladenstreusel zur Verzierung fehlen. Mit weniger Zeugen könnte unserSchleifen-Fetischisten-Supermum-Aschenputtel vielleicht ein Stück ins Gesicht bekommen. Die Kerze, die Tobias für den Geburtstagskuchen gefunden hat, entpuppt sich als eine Adventskranzkerze, die er irgendwo im Vorratsschrank entdeckt hat. Mit ihrem Durchmesser von zirka fünf Zentimetern verdrängt sie doch eine ganze Menge Kuchen, Zuckerguss und Gummibärchen - und dies ästhetisch nicht gerade gelungen.
    Mein Vater bemüht sich diplomatisch um Ablenkung.
    »Wir haben Fotos von unserem Ferienhäuschen dabei. Wollt ihr die mal sehen?«
    »Ja, klar.«
    »Natürlich.«
    »Immer her damit. Wir sind neugierig.« Meine Mutter holt einen Fotostapel aus ihrer Tasche. »Also, das ist der Dorfkern. Ist das nicht entzückend? Seht mal da, die kleine Kirche, ganz aus Stein.« »Ja, wirklich süß.«
    »Und das ist das Rathaus. Wisst ihr, in Frankreich hat ja auch das kleinste Dorf noch ein eigenes Rathaus. Und unseres natürlich auch. Die Damen sind da immer sehr hilfsbereit gewesen, nicht, Manfred?«
    Mein Vater nickt.
    »Von denen hatten wir auch den Tipp, dass unser Schlösschen zum Verkauf steht.«
    Sebastian wird ungeduldig: »Ja, und wo ist nun euer Schlösschen?«
    »Immer mit der Ruhe«, sagt mein Vater. »Das kommt gleich.«
    »So, und hier auf diesem Foto seht ihr ein bisschen von der Umgebung. Ist der Lavendel nicht wunderschön?«
    »Oh, das ist ja sooo romantisch«, jodelt Cordula.
    lila ist es vor allem, das Foto. Aber nett, das stimmt.
    »Und hier, das sind die Weinberge, nur ein paar Kilometer weg.«
    »Und euer Haus?« Sebastian möchte sicher die Lage checken, ob sich ein Ausflug lohnt. Er war schon immer sehr effizient. Es ist ja kein Zufall, dass er bei McFlimsy jetzt die ganze Welt auf dieselbe Lebensweise trimmen will.
    »Das kommt gleich. Hier ist erst mal unser Garten.«
    »Oh, wie romantisch!« Cordula wiederholt sich langsam. Aber ihre Begeisterung ist echt. Wenn meine Eltern nicht aurpassen, zieht sie auch bald um.
    »Sehr naturbelassen«, bemerkt Tobias, der schon seit einiger Zeit nichts mehr gesagt hat. Übersetzt heißt das, diese Wildblumenwiese haben wir im Sommer auch im Garten, nur hier läuft das Ganze unter Unkraut und wird von den Nachbarn kritisch beäugt. Aber in der Provence ist das natürlich etwas ganz anderes. Da ist es ein Blumenmeer, romantisch, stilvoll, ganz Savoir-vivre.
    »Seht mal, und das ist der alte Brunnen. Damit kann man den Garten bewässern. Ist doch praktisch, oder?«
    »Aber wenn Max und Mareike mal zu Besuch kommen, macht ihr den zu, oder?«
    »Ja, natürlich, Schatz, keine Sorge.«
    »Ach, Max und Mareike sind schon eingeladen?«, erkundigt sich Cordula mit einem spitzen Unterton.
    »Natürlich, genau wie Henri und Charlotte auch«, besänftigt sie mein Vater. »Ihr alle seid herzlich eingeladen.«
    Cordula lässt nicht locker. »Aber sollen denn Max und Mareike alleine kommen?«
    Tobias verdreht die Augen.
    »Ja, natürlich!« Meine Mutter ist von ihrer Idee des Enkeltransports per Lufthansa immer noch begeistert. »Und eure Kinder auch! Da gibt es so tolle Angebote, bei denen die Kinder auf dem ganzen Flug und auch beim Umsteigen von Stewardessen betreut werden. Unsere Nachbarn, also noch ein deutsches Ehepaar, das in unserem Paradiesdörfchen wohnt, die machen das ständig.«
    »Na, ich weiß ja nicht.« Cordula setzt einen betont besorgten Blick auf. »Da komme ich doch lieber mit.«
    Pech gehabt, Oma und Opa!
    »Wir kommen einfach bald alle mal vorbei, was haltet ihr davon?«, fragt Sebastian. »Ich habe große Lust dazu, ein bisschen bei euch auszuspannen. Ist doch toll.«
    Sebastian scheint es meinen Eltern verziehen zu haben, dass sie dieReste seines Kinderzimmers beim Umzug neulich entsorgt haben. Nur seine Carrera-Bahn haben sie pflichtbewusst bei ihm abgeliefert. »Für Henri«, haben sie dazugesagt. Der hat sie aber nur kurz begutachtet und sich dann wieder seiner Playstation zugewandt.
    »Ja, kommt doch bald, sehr bald«, sagt meine Mutter und zwinkert meinem Vater vielsagend zu.
    Was soll das denn nun heißen? Was haben die vor?
    Sebastian jedenfalls sieht sich schon im Liegestuhl an einem Pool liegen, Cocktail-Lieferung halbstündlich durch Mama und Ehefrau gewährleistet. Dabei fällt mir ein,

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