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Mummenschanz

Mummenschanz

Titel: Mummenschanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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fühlt, so überzeugt er ihn davon, daß sich das Ungeheuer nur in seiner Einbildung herumtreibt. Oma Wetterwachs hingegen hätte ihm einen Stuhl und einen dicken Knüppel zur Verteidigung gegeben.
    »Steh auf, Walter Plinge«, sagte sie.
    Walter erhob sich und blickte starr geradeaus. »Sie hat aufgehört!« brachte er heiser hervor. »Sie hat aufgehört! Es bringt Unglück, die Show zu unterbrechen!«
    »Jemand sollte dafür sorgen, daß sie weitergeht«, erwiderte Oma.
    »Man darf sie nicht unterbrechen! Es ist die Show !«
    »Ja. Jemand sollte dafür sorgen, daß sie weitergeht, Walter Plinge.«
    Walter schien die Worte gar nicht zu hören. Ziellos blätterte er erst in den Manuskripten auf dem Harmonium und dann in den alten Programmheften. Einmal berührte er die Tasten und spielte einige neurotische Takte.
    »Es ist falsch aufzuhören. Die Show muß weitergehen…«
    »Herr Salzella versucht, die Show zu beenden, nicht wahr, Walter?«
    Der junge Mann hob ruckartig den Kopf und blickte weiter geradeaus.
    »Du hast nichts gesehen, Walter Plinge«, sagte er; seine Stimme ähnelte so sehr der Salzellas, daß sogar Oma eine Braue wölbte. »Und wenn du lügst, wirst du eingesperrt, und dann sorge ich dafür, daß deine Mutter große Probleme bekommt.«
    Oma Wetterwachs nickte.
    »Er hat das mit dem Geist herausgefunden, stimmt’s?« fragte sie. »Ich meine den Geist, der mit der Maske erscheint, Walter Plinge. Und da dachte Salzella: Das kann ich zu meinem Vorteil nutzen. Und wenn es Zeit wird, daß man den Geist schnappt… nun, dann gibt es einen, den man schnappen kann. Und das Beste daran ist, daß niemand Verdacht schöpft, daß es alle glauben. Den Leuten mag nicht ganz wohl dabei sein, aber sie glauben es trotzdem. Nicht einmal Walter Plinge kann sicher sein, denn in seinem Kopf ist alles durcheinander.«
    Oma atmete tief durch. »Ja, darin ist alles durcheinander, aber nicht verdreht .« Sie seufzte. »Dieser Punkt hat große Bedeutung.«
    Sie nahm den Hut ab und tastete in der Spitze herum. »Nun, Walter, ich erzähle dir dies nur, weil du es nicht verstehst und gleich wieder vergißt. Es gab einmal eine böse alte Hexe, die man Schwarze Aliss nannte. War das Unheil in Person. Nie lebte eine schlimmere oder mächtigere Hexe. Bis jetzt. Ich könnte der Schwarzen Aliss ins Auge spucken und ihr Gebiß stehlen. Weil sie nicht Richtig von Falsch unterscheiden konnte, verdrehte sich in ihr alles, und schließlich fiel sie sich selbst zum Opfer.
    Wenn man Richtig und Falsch voneinander unterscheiden kann, verliert man die Möglichkeit, sich für das Falsche zu entscheiden. Man ist einfach nicht imstande, was Falsches zu tun und damit zu leben. Als böse Hexe könnte ich dafür sorgen, daß Herr Salzellas Muskeln sich gegen seine eigenen Knochen wenden und sie zerbrechen. Vorausgesetzt natürlich, ich wäre eine böse Hexe. Ich könnte in seinem Kopf Dinge verändern und ihn glauben lassen, er hätte eine andere Gestalt. Dann würde er auf den Knien vor mir rutschen und mich anflehen, ihn in einen Frosch zu verwandeln. Ja, als böse Hexe könnte ich ihm das Gehirn zermanschen, auf daß er Farben lauscht und Gerüche hört.« Oma seufzte noch etwas hingebungsvoller als beim erstenmal. »Aber so etwas kommt für mich nicht in Frage. Weil es nicht richtig ist.«
    Sie lachte leise, und wenn Nanny Ogg zugegen gewesen wäre, hätte sie folgendes festgestellt: Weder das irre Glucksen der Schwarzen Aliss noch das freudige Kichern eines Vampirs, der sich auf die Jungfrau zum Nachtisch freut, oder das grölende Gelächter eines besonders einfallsreichen Folterers konnte so entsetzlich sein wie das leise, zufriedene Lachen einer Oma Wetterwachs, die sich anschickte, Gutes zu tun.
    Oma zog eine papierdünne Maske aus der Hutspitze. Sie stellte ein einfaches Gesicht dar: glatt, weiß und ohne irgendwelche Verzierungen. Halbrunde Öffnungen waren für die Augen bestimmt. Die Maske wirkte weder fröhlich noch traurig.
    Oma drehte sie hin und her. Walter schien den Atem anzuhalten.
    »Ein ganz einfaches Ding, nicht wahr?« fragte Oma. »Sieht gut aus, ja. Aber es ist nur ein schlichtes Ding , so wie alle Masken. Selbst nach jahrelanger Untersuchung dieses Objekts würden Zauberer zu dem Schluß gelangen, daß ihm nicht die geringste Magie anhaftet. Was beweist, wie dumm sie sind.«
    Sie warf Walter die Maske zu. Er fing sie begierig und schob sie sich rasch vors Gesicht.
    Dann stand er auf und bewegte sich plötzlich mit der

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