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Mummenschanz

Mummenschanz

Titel: Mummenschanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sich gegenseitig.
    »Ihr ahnt nicht, wie es ist, der einzige geistig gesunde Mensch in einem Irrenhaus zu sein!! Ihr glaubt alles !! Ihr glaubt lieber, daß sich ein Geist an zwei Orten gleichzeitig aufhalten kann, als die Möglichkeit in Erwägung zu ziehen, daß es vielleicht zwei verschiedene Personen sind!! Und Pfundler… Er versuchte, mich zu erpressen!! Schnüffelte an Orten herum, wo er nichts zu suchen hatte!! Ich mußte ihn töten, zu seinem eigenen Besten. An diesem Ort schnappen sogar die Rattenfänger über!! Und Unterschaft… Warum hatte er nicht seine Brille vergessen, wie sonst?«
    Er schlug mit dem Schwert zu. Der Geist parierte.
    »Und jetzt kämpfe ich gegen den Geist«, sagte Salzella. Er führte mehrere Attacken aus und trat dabei einen Schritt nach dem anderen vor. »Euch fällt sicher auf, daß der Geist nicht richtig fechten kann. Er kennt nur den Schwertkampf auf der Bühne, wo es allein darum geht, daß es angemessen laut klirrt. Und dann klemmt man sich das Schwert einfach unter die Achsel und stirbt auf dramatische Weise…«
    Angesichts der vielen Hiebe mußte der Geist zurückweichen und stolperte über die ohnmächtige Christine.
    »Seht ihr?« rief Salzella. »Das kommt davon, wenn man an die Oper glaubt!!«
    Er bückte sich und zog Walter Plinge die Maske vom Gesicht.
    »Also wirklich, Walter!!! Du bist ein sehr unartiger Junge!!!!«
    »Entschuldige bitte Herr Salzella!«
    »Sieh nur, wie dich alle anstarren!!!!«
    »Tut mir leid Herr Salzella!«
    Die Maske zerbröckelte in der Hand des Musikdirektors. Er ließ die einzelnen Bruchstücke zu Boden fallen und zerrte Walter auf die Beine.
    »Seht ihr? Hier habt ihr euer Glück!!! Hier habt ihr euren Geist!!! Ohne die Maske ist er ein Idiot, der sich nicht mal allein die Schuhe zubinden kann!!! Ahahaha!!!! Ähem. Es ist alles deine Schuld, Walter Plinge…«
    »Ja Herr Salzella!«
    »Nein.«
    Salzella drehte sich um.
    »Niemand würde Walter Plinge glauben. Selbst Walter Plinge bringt manchmal die Dinge durcheinander, die Walter Plinge sieht. Sogar seine Mutter befürchtete, daß er jemanden umgebracht haben könnte. Einen Walter Plinge hält man praktisch für zu allem fähig.«
    Etwas pochte rhythmisch.
    Die Falltür neben Salzella öffnete sich.
    Ein spitzer Hut erschien, gefolgt von Oma Wetterwachs. Sie hatte die Arme verschränkt und sah Salzella an, als sich die Luke wieder schloß. Das Pochen verstummte, als Oma nicht mehr mit dem Fuß auf die Dielen klopfte.
    »Na so was«, sagte Salzella. »Lady Esmeralda, wie?«
    »Jetzt bin ich keine Lady mehr, Herr Salzella.«
    Er betrachtete den spitzen Hut. »Statt dessen bist du eine Hexe?«
    »Ja.«
    »Eine böse, nehme ich an.«
    »Eine schlimmere.«
    »Aber das hier ist ein Schwert«, stellte Salzella fest. »Es ist allgemein bekannt, daß Hexenmagie bei Eisen und Stahl versagt. Aus dem Weg!!!«
    Die Klinge zischte.
    Oma streckte den Arm aus. Man sah einige schemenhafte Bewegungen von Stahl und Hand.
    Und dann…
    … hielt Oma Wetterwachs das Schwert an der Klinge fest.
    »Eigentlich sollte Walter Plinge diese Sache zu Ende führen«, meinte Oma ruhig. »Du hast ihn verletzt, abgesehen von den Leuten, die von dir umgebracht worden sind. Und das war überhaupt nicht nötig. Du hast dabei eine Maske getragen, stimmt’s? Masken zeichnen sich durch eine besondere Art von Magie aus. Sie verbergen ein Gesicht, offenbaren jedoch ein anderes – jenes, das sich nur in der Dunkelheit zeigt. Mit einer Maske kannst du dich so verhalten, wie du möchtest, nicht wahr?«
    Salzella blinzelte. Er zog an dem Schwert, dessen Klinge in der ungeschützten Hand ruhte.
    Mehrere Chorsänger stöhnten. Oma lächelte. Die Fingerknöchel ihrer Hand traten weiß hervor, als sie noch fester zugriff.
    Sie drehte den Kopf und sah Walter Plinge an. »Setz die Maske auf, Walter.«
    Alle sahen zu den Pappresten auf dem Boden.
    »Ich habe keine Frau Wetterwachs!«
    Oma folgte seinem Blick. »Ach du liebe Zeit«, sagte sie. »Nun, dabei können wir es nicht bewenden lassen. Sieh mich an, Walter.«
    Er kam der Aufforderung nach. Oma schloß halb die Augen. »Du… vertraust Perdita, nicht wahr, Walter?«
    »Ja Frau Wetterwachs!«
    »Das freut mich, denn sie hat eine neue Maske für dich, Walter Plinge. Eine magische. Sie ist genauso wie deine alte, aber du trägst sie unter der Haut und mußt sie nicht extra aufsetzen oder abnehmen. Niemand braucht von ihr zu wissen. Hol sie hervor, Perdita.«
    »Aber ich…«, begann

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