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Mummenschanz

Mummenschanz

Titel: Mummenschanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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erstaunlich viele Dinge nicht schiefgehen. Sie funktioniert auf der Basis von Liebe, Haß und Nervosität. Das hat nichts mit Käse zu tun. Dies ist die Oper. Wenn du einen ruhigen Lebensabend verbringen möchtest, Herr Eimer… dann hättest du nicht das Opernhaus von Ankh-Morpork kaufen, sondern statt dessen beschließen sollen, als Zahnarzt Krokodile zu behandeln.«
     
    Nanny Ogg langweilte sich schnell. Doch es fiel ihr auch leicht, sich zu vergnügen.
    »Eine interessante Art des Reisens«, sagte sie. »Man sieht viele Orte.«
    »Ja, alle acht bis zehn Kilometer einen neuen«, erwiderte Oma Wetterwachs.
    »Weiß gar nicht, was in mich gefahren ist.«
    »Eins steht fest: Auf diese Weise werden die Pferde geschont.«
    Sie waren nun allein, abgesehen von dem schnarchenden Riesen. Die beiden anderen Männer hatten sich zu den übrigen Reisenden auf dem Dach der Kutsche gesellt.
    Der Hauptgrund dafür hieß Greebo. Mit dem untrüglichen Instinkt für Leute, die keine Katzen mochten, sprang er ihnen auf den Schoß und gab ihnen die Weißt-du-eigentlich-wer-hier-der-Herr-ist-Behandlung. Er knetete so lange mit den Füßen, bis die Betreffenden den letzten Widerstand aufgaben. Anschließend schlief er ein, übte mit den Krallen gerade genug Druck aus, daß kein Blut floß und wies so darauf hin, daß sich die Person besser nicht bewegen und möglichst flach atmen sollte. Und wenn er sicher sein konnte, daß jemand resignierte und sich mit der Situation abfand… dann begann er zu riechen.
    Niemand wußte, woher der Geruch kam. Er stand mit keiner bekannten Körperöffnung in Zusammenhang. Greebo brauchte nur fünf Minuten zu dösen, um der Luft über ihm das Aroma von fermentierten Teppichen zu geben. Jetzt versuchte er diesen Trick bei dem Schnarchenden. Es klappte nicht. Der Bauch war zu groß für ihn, und durch das ständige Auf und Ab wurde ihm übel.
    Das Schnarchen hallte laut durch die Kutsche.
    »Möchte nicht zwischen ihn und seinen Pudding geraten«, sagte Nanny Ogg.
    Oma sah aus dem Fenster. Zumindest zeigte ihr Gesicht in die entsprechende Richtung. Ihr Blick hingegen reichte in weite Ferne.
    »Gytha?«
    »Ja, Esme?«
    »Darf ich dich was fragen?«
    »Normalerweise bittest du vorher nicht um Erlaubnis«, sagte Nanny.
    »Verzweifelst du manchmal, weil die Leute nicht richtig denken?«
    Meine Güte, dachte Nanny. Ich hab ihr gerade noch rechtzeitig geholfen. Den Göttern sei Dank für die Literatur.
    »Wie meinst du das?« erwiderte sie.
    »Sie lassen sich dauernd ablenken.«
    »Darüber habe ich nie nachgedacht, Esme.«
    »Zum Beispiel… Angenommen, ich teile dir mit, daß deine Hütte brennt, Gytha Ogg. Was würdest du als erstes herausholen wollen?«
    Nanny biß sich auf die Lippe. »Das ist eine von diesen Persönlichkeitsfragen, nicht wahr?«
    »Stimmt.«
    »Meine Antwort soll dir Aufschluß darüber geben, wie ich bin…«
    »Gytha Ogg, ich kenne dich seit vielen Jahren und weiß, wie du bist. Beantworte die Frage trotzdem.«
    »Nun, ich nehme an, ich würde Greebo retten.«
    Oma nickte.
    »Das weist auf mein aufmerksames, rücksichtsvolles Wesen hin«, fügte Nanny hinzu.
    »Nein«, widersprach Oma Wetterwachs. »Deine Antwort weist darauf hin, daß du zu den Personen gehörst, die bei solchen Fragen nach der vermeintlich richtigen Antwort suchen. Und das weist darauf hin, daß du nicht vertrauenswürdig bist. Du hast auf die Art einer Hexe geantwortet. Ein sicheres Zeichen für deine Verschlagenheit.«
    Nanny wirkte stolz.
    Aus dem Schnarchen wurde ächzendes Schnaufen, und das Taschentuch zitterte.
    »… süßer Pudding mit viel Vanillesoße…«
    »He, er hat gerade was gesagt«, meinte Nanny.
    »Er spricht im Schlaf«, entgegnete Oma Wetterwachs. »Das hat er schon mehrmals getan.«
    »Bisher habe ich nichts davon gehört.«
    »Weil du die Kutsche so oft verlassen hast.«
    »Oh.«
    »Beim letzten Halt hat er von Pfannkuchen mit Zitrone gemurmelt«, sagte Oma. »Und von Kartoffelbrei mit Butter.«
    »Ich bekomme schon vom Zuhören Appetit«, erwiderte Nanny. »In dem Beutel muß auch irgendwo eine Schweinefleischpastete sein…«
    Das Schnarchen hörte abrupt auf. Eine Hand kam nach oben und zog das Taschentuch beiseite. Das Gesicht darunter war freundlich, bärtig und relativ klein. Es bedachte die Hexen mit einem scheuen Lächeln, dann glitt sein Blick zu der Pastete.
    »Möchtest du ein Stück?« fragte Nanny. »Ich hab auch Senf.«
    »Ooh, würdest du mir wirklich ein Stück geben, liebe

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